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LESERBRIEF: Die Erschaffung von Feindbildern

Langsam bekomme ich Panik. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich mir das nur einbilde. Während des Bundespräsidenten-Wahlkampfes habe ich schon immer gesagt, „jetzt wird das Feindbild Moslem geschürt. Die nächste Gruppe werden die Behinderten sein.“ Da haben mich alle ausgelacht.

Natürlich bin ich in dieser Beziehung überempfindlich, weil ich selber zu 85% koerperbehindert bin und mein Mann querschnittgelähmt ist. Wir leben selbstbestimmt in einer Mietwohnung und so weit geht das ganz gut. Mit dem Pflegegeld kämen wir nicht sehr weit. Wir helfen uns eben gegenseitig. Ich kann ein Stückchen gehen und aufstehen, d.h. ihm etwas holen. Er hat zwei Pfoten und kann mir das Essen schneiden. Wir werden jetzt schon manchmal gefragt, wozu wir zu zweit eine 70 m2 Wohnung brauchen. Wir müssen uns mit zwei Rollstühlen so bewegen können, dass einer sich etwas zum Trinken herrichten kann und der andere trotzdem Platz genug hat zur Toilette zu gelangen. Es ist verstörend jede Kleinigkeit erklären zu müssen und das jemanden, der sich das einfach nicht vorstellen kann. Mir wird jedes Jahr das Pflegegeld um eine Stufe gekürzt. Ich gestehe ich habe täglich dran gearbeitet ein bisschen mehr zu können, d.h. ich bin kurze Strecken alleine spazieren gegangen, um zu trainieren. Das alles nur zum besseren Verständnis.

Jetzt lese ich immer öfter in der Kronen Zeitung von Behinderten, die sich Sozialleistungen erschleichen. Genau so hat die Hetze gegen die Asylwerber begonnen. Ich fürchte man kann sagen, die Kronen Zeitung nimmt eine Bevölkerungsgruppe aufs Korn, dann dauert es nicht mehr lange bis dieser das Leben schwer bis unmöglich gemacht wird. Bilde ich mir das nur ein?

Christa Winter

Titelbild: Rollstuhl (Symbolbild, pixabay.com, Pixabay License)

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