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Gedicht: Das Lächeln und Ich

Allem hoffnungsvollen Neubeginn wohnt ein verbindendes Lächeln inne, schreibt Benjamin Lapp. Ein Gedicht über die Gefühle von Schwermut bis Aufbruch.

Liebe Leser:innen,

vielleicht kennen Sie auch dieses Gefühl der Überforderung, das sich einstellt, infolge eines beständigen Niederprasselns von unheilvollen Nachrichten und flankiert von dauerhaft hohem gesellschaftlichen Druck, insbesondere bei all jenen, die auf der schattenreichen Seite des Lebens zu Hause sind. Es ist diese nahe am Fatalismus tänzelnde Zufriedenheit, wieder einen Monat überstanden zu haben, beziehungsweise irgendwie weiter zu funktionieren, die ein inneres Ungleichgewicht heraufbeschwört. Denn dieser gesellschaftliche Druck von oben nach unten lässt nicht mehr viel Spielraum, sich mit anderen zu verbinden. Im Gegenteil – es potenziert sich in einem ständigen Gehetze nur die soziale Abkapselung, die wiederum eine Verängstigung und Schuldzuweisungen untereinander nährt. Kurzum: Es ist geradezu der Tod des Lächelns! Dies ist besorgniserregend, da meiner bescheidenen Meinung nach, allem hoffnungsvollen Neubeginn ein verbindendes Lächeln innewohnt.

Diese Gefühle, von Schwermut bis Aufbruch, möchte ich in meinem neusten Gedicht “Das Lächeln und Ich” ansprechen:

Das Lächeln und Ich

Ein Gesicht, von sanft getünchter Freude,
erstrahlt sich heimlich
aus einer diffusen Masse der Niedertracht heraus.

Es lächelt mich engelsgleich an,
wird geradezu zu einer rettenden Insel
des friedvollen Gedenkens,
in den akuten stürmischen Fluten zwischenmenschliche Torheiten.

Ja, da ist es, dieses verbündete Gesicht,
geküsst von solcher Güte,
wie entsprungen einer
dem Vergessen anheim fallenden
funkelnden Zeitepoche,
und möchte mir versichern,
auf dem konspirativen Wege des Herzens: Ich sei nicht allein!

Mein Gesicht, von sanft getünchter Freude,
erstrahlt sich offen
aus einer ungenauen Masse des Interesses heraus….

Benjamin Lapp


Titelbild: Nick Fewings / Unsplash

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