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Niger und Benin nähern sich an

Von David Bieber

Benins Regierung löste Mitte Mai die Blockade von nigrischen Ölexporten nach China über den Hafen in Cotonou. Unter Vermittlung der chinesischen Regierung und der China National Petroleum Corporation (CNPC), die die rund 2.000 Kilometer lange Pipeline vom nigrischen Ölfeld Agadem nach Sèmè-Kpodji in Benin betreibt, wurde der Handelskonflikt vorerst zwischen den beiden Ländern gelöst.

Dieser war vergangene Woche eskaliert, nachdem Benin ein Verbot für die Beladung von chinesischen Schiffen mit aus Niger stammenden Rohöl verhängt hatte. Damit wollte Cotonou den Nachbarstaat, der seit dem Militärputsch im Juli 2023 seine Grenzen zu Benin schloss, wieder öffnen.

Nigers Premierminister Ali Mahamane Lamine Zeine reagierte empört und bezeichnete die Blockade der Ölexporte als Verstoß gegen zahlreiche Handelsabkommen zwischen den beiden Staaten und Nigers chinesischen Partnern. Die Einnahmen aus den chinesischen Ölexporten, die sich laut Vorvertrag mit CNCP auf rund 400 Millionen US-Dollar belaufen – ab Mai sollen in Agadem bis zu 90.000 Barrel Rohöl pro Tag gefördert werden – sind zentral für Niger, um seine Staatsverschuldung von 600 Millionen US-Dollar zu tilgen, nachdem mehrere Zahlungen inländischer Anleihen aufgrund von Sanktionen und Nigers Ausschluss vom regionalen Anleihemarkt ausgeblieben waren. Die Pipeline, die das nigrische Ölfeld mit dem Hafen in Benin verbindet, war erst vor wenigen Wochen eingeweiht worden.

Die Schließung der Grenze führte in Benin zu sinkenden Staatseinnahmen und steigenden Lebensmittelkosten, was landesweite Proteste auslöste. Der Binnenstaat Niger wiederum wickelte einen Großteil seiner Importe über den beninischen Hafen von Cotonou ab. Seit der Machtübernahme des Militärs verlegte Niger jedoch Teile seines Handels auf die Alternativrouten über die togoische Hafenstadt und Hauptstadt Lomé und durch Burkina Faso.

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Eine vollständige Öffnung der nigrisch-beninischen Grenze stellt Niger bisher trotz des Einlenkens Benins nicht in Aussicht. Auslöser der Spannungen zwischen den beiden Staaten war der Putsch in Niger im vergangenen Jahr, bei dem der ehemalige Präsident, Mohamed Bazoum, durch die Militärjunta Conseil national pour la sauvegarde de la patrie (CNSP) abgesetzt wurde. Daraufhin hatte die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS Sanktionen gegen Niger verhängt und eine militärische Intervention erwogen, sollte der demokratisch gewählte Bazoum nicht wieder als Präsident eingesetzt werden.

Benin, das ebenfalls Mitglied der ECOWAS ist, galt als einer der Befürworter einer ECOWAS-Militäroperation. Als Reaktion auf die Drohung schloss Niger die Grenzen zu Benin mit der Begründung, es gäbe Militärbasen auf der beninischen Seite der Grenze, in denen Terroristen ausgebildet würden, um Niger zu destabilisieren.

Am 8. Mai wies Benins Präsident Patrice Talon in sozialen Netzwerken die Gerüchte zurück, Benin habe ausländische Truppen an der Grenze zusammengezogen, um in Niger einzumarschieren.

Der Regierungssprecher von Benin, Wilfried Léandre Houngbedji, betonte, es gebe zwar Militärbasen in der Grenzregion, diese dienten jedoch ausschließlich zur Bekämpfung des Dschihadismus in der Region.

Niger hatte im Januar dieses Jahres gemeinsam mit Burkina Faso und Mali aufgrund der Sanktionen der ECOWAS seinen Austritt aus der Regionalgemeinschaft angekündigt. Die Sanktionen gegen Niger wurden im Februar aufgehoben.


Titelbild: Blick auf den Hafen von Cotonou. Foto: SteKrueBe, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

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