Umweltkrise im Amazonasgebiet
Im Oktober wurden die niedrigsten jemals gemessenen Pegelstände am Amazonas registriert. Der Wassermangel hat in der Region zum Tod von 120 Amazonasdelfinen, Nahrungsknappheit und einer wirtschaftlichen Krise geführt. Am stärksten betroffen sind Brasilien, Kolumbien und Peru.
Von colombia informa / NPLA
Die hohen Temperaturen und der Mangel an Niederschlag haben zur extremen Trockenheit im Regenwald geführt. Laut dem brasilianischen Wissenschaftsministerium hat das Klimaphänomen El Niño zu den Wetterextremen beigetragen.
Der Amazonasdelfin ist eine der am Meisten gefährdeten Tierarten und der Kampf gegen sein Aussterben gestaltet sich immer schwieriger. Auch die Internationale Union zur Bewahrung der Natur IUCN listet den Amazonasdelfin als besonders gefährdet und vom Aussterben bedroht.
Die Hauptgründe für die Gefährdung dieser Spezies sind laut National Geographic neben dem Klimaphänomen El Niño die zunehmende Zerstörung des Amazonasbeckens, der Fischfang, die ausufernde Abholzung, der Flussverkehr und die Wasserkraftwerke.
Brasilien
Im Hafen von Manaus, der Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas, sank der Wasserstand auf unter 13 Meter, gegenüber 17,6 m ein Jahr zuvor. Dieses Niveau lag noch unter dem Rekord von 2010 und ist der niedrigste Wasserstand seit 120 Jahren.
Mendonca lebt in Santa Helena do Inglés, westlich von Manaus. Über seine Situation und die seiner Gemeinde sagt er: „Hier in unserer Gemeinde hat es seit drei Monaten nicht mehr geregnet“ und ergänzt: „Es ist viel heißer als in den vergangenen Trockenzeiten.“
Das Ministerium für Wissenschaft erklärte in einer Pressemitteilung Anfang November, es gehe davon aus, dass die Dürre mindestens bis Dezember andauert, wenn die Effekte von El Niño voraussichtlich ihren Höhepunkt erreichen.
Peru
Das peruanische meteorologische Institut warnte, dass das Absinken des Amazonaspegels nun Warnstufe rot erreicht habe, da das Wasser täglich um fünf cm zurückgeht. Die Anwohner*innen des Flusses zeigten sich besorgt über den Mangel an Nahrungsmitteln und ihre Unmöglichkeit, sich über die ausgetrockneten Flüsse fortzubewegen.
Kolumbien
Seit September hat es im Schutzgebiet Ticoya im Nordwesten der Gemeinde Puerto Nariño im Departamento Amazonas an 30 Tagen nicht geregnet. Die Bewohner*innen mussten alle vier Tage in die Stadt fahren, um sich mit Wasser zu versorgen. Im Oktober gab es dann wieder Regen, allerdings nicht genug, so dass sie im Moment noch mit Wasservorräten für 25 Tage rechnen.
Die Boote und kleinen Schiffe können nicht mehr wie üblich zirkulieren; mehrfach mussten die Besatzungen aussteigen, um die Boote wieder flott zu kriegen, damit sie an ihr Ziel gelangen konnten.
Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro erklärte auf X (ehemals Twitter), das Land benötige einen Notfallplan für die Dürre in Kolumbien, nicht nur im Departamento Amazonas, sondern auch in La Guajira. Zuvor hatte er den wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Notstand für La Guajira erklärt. Mit dem Dekret 1085 soll versucht werden, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern und unter anderem den Zugang zu Trinkwasser für die Bewohner*innen zu garantieren.
Die Klimaveränderungen werden immer schwerwiegender. Wir sind dabei, eine der Lungen der Erde und eine der wichtigsten Wasserquellen zu verlieren. Der Amazonas befindet sich auf der Umweltwarnstufe rot.
Dieser Beitrag erschien am 21.11.2023 auf npla.de, lizensiert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international. Originalartikel: colombiainforma.info
Titelbild: Bereits 2015 führte der Río Negro in Manaus zu wenig Wasser. Dieses Jahr ist es wesentlich schlimmer. Foto: Flickr/Leandro Ciuffo, CC BY 2.0 DEED