Wie nachhaltig und sozial sind Schoko-Osterhasen?
Südwind und GLOBAL 2000 haben auch in diesem Jahr wieder die Schoko-Osterhasen der hiesigen Supermärkte unter die Lupe genommen. Sechs Figuren – zwei mehr als im Vorjahr – erhalten im öko-sozialen Test die Bestnote, in der Kritik stehen vor allem die großen Konzerne und bekannten Marken.
Von Moritz Ettlinger
Schon seit Wochen stehen sie in den Regalen der Supermärkte, jetzt, rund eineinhalb Wochen vor dem Osterfest, landen Schoko-Osterhasen wieder vermehrt in den Einkaufskörben der Österreicher*innen. Aus diesem Anlass haben die Menschenrechtsorganisation Südwind und die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 wieder zahlreiche Figuren aus Schokolade auf ihre ökologische und soziale Verträglichkeit überprüft und mit Ampelfarben bewertet.
33 Schoko-Osterhasen, die bis zum 9. März im heimischen Handel erhältlich waren, wurden auf soziale und ökologische Gütesiegel getestet, in diesem Jahr erstmals auch vegane Varianten. Sechs Hasen (zwei mehr als 2022) können sich über grünes Licht in sozialer und ökologischer Hinsicht und damit die Bestnote freuen. Explizit heben die NGOs den „EZA Schokohasen“ aus den Weltläden hervor, der sich durch besondere Transparenz auszeichne. Die weiteren Testsieger sind der „Vegane Bio-Osterhase“ (Spar), der „Natur*pur Bio-Osterhase“ (Spar), der „Billa Bio Osterhase“ (Billa), „Bio Natura Schoko-Hase“ (Hofer) und der „Riegelein Osterhase in Stanniol” (denn’s Biomarkt). 15 weitere Produkte punkten mit einem Gütesiegel mit entweder weitreichenden ökologischen oder sozialen Kriterien.
Bekannte Marken in der Kritik, Forderung nach gesetzlichen Regelungen
Zehn Figuren wurden hingegen mit doppelt-rot bewertet, da sie weder ein soziales noch ein ökologischen Siegel tragen. Dazu zählen bekannte Marken wie Ferrero, Lindt, Mars oder Mondelez (Milka). „Die Branchenriesen setzen offenbar lieber auf die eigene Marken-Kommunikation, als auf Transparenz gegenüber ihren Kundinnen“, sagt Gudrun Glocker, Lieferketten-Expertin bei Südwind. “Unternehmen, denen echte Nachhaltigkeit ein Anliegen ist, müssen für Transparenz sorgen und ihre Bemühungen für faire Arbeitsbedingungen und gegen Kinderarbeit auch unabhängig überprüfen lassen und offenlegen.“
In Stellungnahmen zum Testbericht wehren sich Ferrero, Lindt, Mars und Mondelez gegen die Vorwürfe und weisen auf ihre eigenen Nachhaltigkeitsprogramme und Initiativen hin, die Probleme im Kakaoanbau adressieren und Fortschritte ermöglichen würden. Südwind und GLOBAL 2000 sehen diese Programme kritisch. Sie könnten zwar positive Effekte haben, die konkrete Wirkung lasse sich aber schwer beurteilen, außerdem sei so ein Vergleich zwischen verschiedenen Marken schwierig.
Es brauche daher klare gesetzliche Regelungen seitens der Politik: „Die Politik muss einen strengen Rechtsrahmen schaffen, um Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen, wenn entlang ihrer Lieferketten Naturschutzbestimmungen und Menschenrechte gebrochen werden. Zudem sollten gesetzliche Mindeststandards in Bezug auf die Transparenz und Nachvollziehbarkeit von firmeneigenen Nachhaltigkeitsinitiativen eingeführt werden“, fordert Glocker genauso wie Martin Wildenberg, Nachhaltigkeitsexperte von GLOBAL 2000.
Kinderarbeit und Pestizide als große Probleme
Der Großteil der Kakaobohnen, den österreichische Firmen für ihre Schokoladenproduktion importieren, stammt aus Ghana und der Elfenbeinküste, wo Kinder- und Zwangsarbeit sowie sehr niedrige Einkommen für die Kakaobäuer*innen laut den beiden NGOs weiterhin ein großes Problem darstellen.
Wildenberg weist außerdem auf die hohe Pestizidbelastung im Kakaoanbau hin. Bio-Zertifizierungen würden Kund*innen zeigen, dass auf chemische Pestizide und Dünge verzichtet wurde. „Das bedeutet weniger Belastung für Mensch und Natur vor Ort und gleichzeitig einen besseren Preis für Bäuerinnen und Bauern“, erklärt Wildenberg.
Die Ergebnisse im Detail sind auf der Website von Südwind zum Download verfügbar.
Titelbild: Südwind/Kriwak
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