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Argentinien: Annäherung im Konflikt um Mapuche-Gemeinde

Im Oktober wurde eine Mapuche-Gemeinschaft in Südargentinien brutal geräumt, vier Frauen sitzen seitdem im Hausarrest. Nach zwei Treffen mit der Regierung gibt es nun eine Annäherung.

Von Alix Arnold (NPLA)

Am 4. Oktober 2022 wurde die Mapuche-Gemeinschaft Lof Lafken Winkul Mapu am Mascardi-See in der argentinischen Provinz Río Negro von einer Spezialeinheit mit großer Brutalität geräumt. Die Behausungen wurden zerstört. Mehrere Menschen wurden festgenommen, vier Frauen sitzen seit inzwischen mehr als vier Monaten mit ihren Kindern im Hausarrest, in Bariloche in einem Haus der Mapuche-Bewegung. Unter ihnen ist auch die Machi, die spirituelle Heilerin der Mapuche. Auf dem geräumten Territorium liegt der Rewe, der spirituelle Ort der Mapuche. Das Territorium gehört zum Nationalpark Nahuel Huapi.

Im Dezember reiste eine Delegation von Anführer*innen verschiedener Gemeinschaften von Mapuche und Mapuche-Tehuelche aus den Provinzen Neuquén, Río Negro und Chubut nach Buenos Aires, um sich mit der argentinischen Regierung zu treffen. Sie fordern die Freilassung der Gefangenen, die Rückkehr der Machi an ihren Rewe und die Auflösung der neuen Spezialeinheit. Schon im November hatte die „Bewegung von indigenen Frauen und Queers für das Buen Vivir“ mit ihrer Gründerin Moira Millán in Buenos Aires verschiedene Aktionen mit diesen Forderungen durchgeführt. Das Gespräch am 13. Dezember mit dem Präsidenten Alberto Fernández im Regierungspalast brachte kein konkretes Ergebnis, ebenso wenig ein weiteres Treffen in Buenos Aires am 12. Januar 2023.

Zugeständnisse der Regierung

Am 10. Februar gab es erneut ein Treffen zwischen Mapuche und Vertreter*innen der Regierung sowie der Verwaltung der Nationalparks. Es fand in einem Gymnasium in Bariloche statt. Menschenrechtsgruppen waren als Beobachter*innen zugelassen. Auch Nora Cortiñas, historische Vertreterin der Mütter von der Plaza de Mayo, war für dieses Treffen die fast 1.600 Kilometer aus der Hauptstadt nach Patagonien gereist. Hier gab es eine erste Annäherung der Positionen. Die Regierung sagte zu, dafür zu arbeiten, dass die Machi an ihren heiligen Ort zurückkehren kann, dass die gefangenen Frauen mit ihren Kindern freikommen und die Gemeinschaft Lof Lafken Winkul Mapu ein neues Territorium am Guillelmo-See bekommt.

Die Regierung erkennt den Rewe als heiligen Ort an. Dort sollen drei Ruka (Hütten) errichtet werden: eine für die Machi und ihre Familie, eine für Mitarbeiter*innen und eine als Unterkunft für Menschen, die sich dort behandeln lassen. Der Staat besteht darauf, einen Wachposten einzurichten, er soll aber an der Straße sein, nicht direkt am Rewe. Die Mapuche-Gemeinschaft akzeptiert die Umsiedlung an den Guillelmo-See, der südlich an den Mascardi-See angrenzt. Sie fordern jedoch weitere Spezifizierungen, wo und wie groß das Gelände sein soll, welche Zugänge es gibt und wie die Kinder von dort zur Schule kommen. Ein erster Vorschlag für ein Gelände wurde abgelehnt; vonseiten der Nationalparkverwaltung soll es weitere geben. Der Staatssekretär für Menschenrechte beim Justizministerium verpflichtete sich, bei der Justiz vorzusprechen, um die Freilassung der Frauen zu erreichen. Für den 24. Februar war ein weiteres Treffen angesetzt.


Dieser Beitrag erschien am 26.02.2022 auf npla.de, lizensiert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international. 

Titelbild: Mapuche-Frauen bei der 200-Jahr-Feier der Schlacht von Rancagua. Foto: SEGEGOB, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

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