Graz und Traiskirchen unterstützen EU-Grenzstadt Bihać – VIDEO
Der Bürgermeister von Traiskirchen, Andreas Babler, übergab in Bosnien einen Rettungswagen und besichtigte gemeinsam mit dem Grazer KPÖ-Gemeinderat Horst Alič die Flüchtlingscamps vor Ort: „Zivilgesellschaft zeigt, wie es geht“
Bei einem Lokalaugenschein in der aufgrund des Flüchtlingselends zu trauriger Bekanntheit gelangten bosnischen Stadt Bihać gaben politische Vertreter aus Graz und Traiskirchen ihre Hilfe gegen die menschenunwürdigen Zustände an der EU-Außengrenze bekannt. Auf Initiative der österreichischen Hilfsorganisation SOS Balkanroute besuchten am Sonntag Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ) und der Grazer Gemeinderat Horst Alic (KPÖ) in Vertretung von Bürgermeisterin Elke Kahr die EU-Grenzstadt Bihać. Im Gespräch mit dem örtlichen Bürgermeister Šuhret Fazlić wurde auch über den Abschluss einer humanitären Städtepartnerschaft gesprochen, in die man noch mehrere Gemeinden aus Österreich integrieren will.
VIDEO: Andreas Babler & Horst Alic im Gespräch mit Petar Rosandić (SOS Balkanroute)
Babler: „Moria vor der Haustüre“
„Bihać ist nach dem Brand des Camps Lipa letztes Jahr allen in Europa ein Begriff geworden. Auch uns in Österreich ist klar geworden, dass wir hier ein Moria vor der Haustüre haben, welches von sogenannten Balkanroutenschließern bewusst produziert wurde“, so Babler. Die österreichische Bundesregierung habe immer nur Hilfe vor Ort vorgespielt, aber nie tatsächlich realisiert, beteuerte der Bürgermeister, der als ersten konkreten Beitrag ein Rettungsfahrzeug des Samariterbund Traiskirchen übergab.
„Dieses Rettungsfahrzeug wird sowohl für unsere Bürger:innen, aber auch für alle anderen Menschen in Bihać viel bedeuten. Der Wert ist gar nicht in Geld zu messen, weil das Fahrzeug Leben retten wird“, bedankte sich der Bürgermeister der Stadt Šuhret Fazlić.
Aufbauend auf die Hilfe von SOS Balkanroute wolle auch die Stadt Graz einen Beitrag leisten, sagt Horst Alic, Gemeinderat der KPÖ in der steirischen Landeshauptstadt. „Wir dürfen weder die Menschen, noch die bosnische Gesellschaft mit dieser Situation alleine lassen. Wir leben ja gerade einmal 3 1/2 Autostunden von dieser humanitären Katastrophe entfernt und dürfen nicht wegschauen“, erinnert Alic an die Nähe von Bihać zu Graz.
Nächstes Mal auch Innsbruck dabei
Die Initiative der humanitären Städtepartnerschaften die mit SOS Balkanroute an die Bürgermeister*innen herangetreten wurde, soll in Zukunft noch mehrere österreichische Gemeinden erfassen. „Auch Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi hat uns eine Zusage gegeben, im Frühling hierher zu kommen. Mit dem Rettungsfahrzeug, welches heute von Andi Babler an die Stadt Bihać übergeben wurde, haben Österreichs Gemeinden schon jetzt mehr nachvollziehbare und sichtbare Hilfe vor Ort geleistet als unsere Bundesregierung, die sich ja nicht nur in Bosnien, sondern auch in Griechenland und der Insel Lesbos völlig blamiert hat“, sagt Petar Rosandić, Obmann von SOS Balkanroute, der die offizielle österreichische Hilfe vor Ort als eine „Farce“ bezeichnet.
Fotos: Hasan Ulukisa (SOS Balkanroute)