Nachhaltig und sozial? Schoko-Nikolos im Test
Wie bereits im vergangenen Jahr nahmen Global 2000 und Südwind auch heuer Schoko-Nikolos unter die Lupe und bewerteten diese nach ökologischen und sozialen Kriterien. Fünf davon schafften es dabei auf die höchste Stufe, mehr als ein Drittel fiel beim Test durch.
Von Moritz Ettlinger
Schon jetzt stehen sie in den Supermarktregalen, in knapp zwei Wochen werden sie dann in ganz Österreich verteilt und verschenkt: die Schoko-Nikolos. Insgesamt 24 davon haben die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und die Menschenrechtsorganisation Südwind ausfindig gemacht – sechs mehr als vor einem Jahr – und einem genauen, öko-sozialen Test unterzogen.
Dabei wurden alle Marken auf Zertifikate überprüft, die dem Produkt ein – mehr oder weniger – gutes Zeugnis ,entweder in Sachen Menschenrechte oder Umweltschutz, ausstellen und dann nach Ampelfarben bewertet. Grünes Licht erhielt ein Produkt mit einem Gütesiegel mit weitreichenden ökologischen und/oder sozialen Kriterien, gelbes für eines, das zumindest einige positive Auswirkungen auf Umwelt und Menschen garantiert, und rotes dann, wenn kein diesbezügliches Zertifikat vorhanden ist.
Fünf Mal Bestnote
Doppelt grün – also mit gutem ökologischen und menschenrechtlichen Gütesiegel ausgestattet – erhielten in diesem Jahr fünf Schoko-Nikolos (einer mehr als im Jahr davor), sieben weitere bestanden den Test in einem der beiden Bereiche mit Bestnote. Gleich zehn Produkten – und damit mehr als einem Drittel – zeigten GLOBAL 2000 und Südwind hingegen die zweifache rote Karte; sie können kein Siegel vorweisen oder verweisen nur auf schwer überprüfbare, unternehmenseigene Nachhaltigkeitsprogramme.
Die beiden NGOs lobten vor allem die Figuren der großen Handelsunternehmen, die Großteils sehr gut abschnitten. Der „Billa Bio Schoko Nikolo“, der „Spar Natur Pur Bio-Nikolaus“, der „Heindl Weihnachtsmann“ (Mpreis) sowie der „BIO Natura“ (Hofer) teilen sich das Siegertreppchen mit dem „EZA Schoko-Nikolo“ (Weltladen), der sich seinerseits durch besondere Transparenz auszeichnet.
„Öko-Faire Schokolade ist heute erfreulicherweise kein Nischenprodukt mehr, sondern fast flächendeckend erhältlich“, werden Angelika Derfler von Südwind und Martin Wildenberg von GLOBAL 2000 in einer Pressemitteilung zitiert. Umso wichtiger sei es, dass der Rest der Branche aufholen würde: „Schließlich will niemand bewusst Schokolade verschenken, die auf Kinderarbeit zurückgeht, Naturzerstörung befeuert oder gesundheitsgefährdende Pestizide enthält.“
Ausbeutung in Kakaoländern
Mit freiwilliger Selbstverpflichtung der Konzerne wäre dies aber nicht zu machen, meint Südwind-Sprecherin Derfler: „Alleine in den beiden wichtigsten Kakaoländern Elfenbeinküste und Ghana arbeiten immer noch etwa 1,5 Millionen Kinder unter besonders ausbeuterischen Bedingungen. Es braucht endlich strenge internationale Standards und klare gesetzliche Regeln gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur.“
GLOBAL-2000-Nachhaltigkeitsexperte Wildenberg weist außerdem auf die ökologischen Auswirkungen der Schokoladeproduktion in vielen Ländern hin. Die Abholzung von Regenwald sei für den Anbau von Kakaopflanzen weit verbreitet, der Einsatz von in Europa bereits verbotenen Pestiziden keine Seltenheit. „Für Menschen und Kinder, die in den Plantagen arbeiten oder in ihrer Nachbarschaft leben, kann das fatale gesundheitliche Folgen haben – in Spuren lassen sich diese Stoffe auch noch in der Schokolade nachweisen“, schildert Wildenberg die Problematik.
Mitunter deshalb fordern GLOBAL 2000 und Südwind ein strenges Lieferkettengesetz in Österreich, um für Transparenz bei Unternehmen zu sorgen und diese im Falle eines Verstoßes zur Verantwortung zu ziehen.
Bis dahin und darüber hinaus bleiben Gütesiegel von unabhängigen Organisationen eine wichtige Entscheidungshilfe für Konsument*innen – nicht nur, aber auch bei Schoko-Nikolos. Die gesamten Ergebnisse des Tests stehen hier zum Download zur Verfügung.
Titelbild: © Südwind
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