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Sebastian Kurz und der Wind im Rücken

Am Wochenende bewahrheitete sich in St. Pölten wieder einmal die alte Weisheit, wonach jede Antwort neue Fragen aufwirft. Eine Verkündigung – und viele Fragen.

Ein Gastbeitrag von Markus Auer

Hilfe vor Ort

In seiner Parteitagsrede sprach sich unser unterbrochener Kanzler erneut beim Thema Afghanistan vehement für die Hilfe vor Ort aus. Bevor bei den andächtig Lauschenden jedoch Bilder von Flüchtlingscamps, Feldlazaretten und Suppenküchen vor dem geistigen Auge entstehen konnten, ergänzte der türkise Parteiobmann seine Ausführungen mit der – hm, nun ja – doch etwas einschränkenden Zusatzbemerkung, man werde vor Ort tun, was man kann.

Nun rätsel ich: Was können sie – und wie soll das den Menschen in Afghanistan helfen?

Ärmel hoch

Wir wollen eine Gesellschaft, in der die Menschen die Ärmel hochkrempeln und nicht nur die Hand aufhalten.“ – Sebastian K. (35)

Endlich eine klare Ansage. Wir notieren: Parteispenden werden ab sofort nur mehr mit hochgekrempelten Ärmeln entgegen genommen.

Partei der Frühaufsteher?

Wer früh aufsteht, soll auch von seiner Arbeit leben können.“ – Sebastian K. (35)

Hm. Und was ist mit den anderen? Sollen die nicht von ihrer Arbeit leben können? Ist dies ein weiterer Vorstoß zum Lohndumping bei Spät- und Nachtschichtlern?

Oder sollen sich Menschen, die einfach einen anderen Biorythmus als Hendln haben, nach Ansicht des VP-Obmanns mit Hungerlöhnen zufrieden geben müssen?

Was bewegt IHN zu solch einer spaltenden Äußerung? Muß man dabei berücksichtigen, daß diese Rede in St.Pölten gehalten wurde, wo angeblich eine große Mehrheit im Land der Furchen von nächtlicher Aktivität gar nichts weiß? Ist es bloß populistische Anbiederung an die Landbevölkerung, ähnlich wie eine frühere Verkündigung unseres unterbrochenen Kanzlers laut der wir Wiener spät munter werden? Was soll dann aus uns Bewohnern der Bundeshauptstadt werden? Ist es weise, die Volkspartei auf eine Partei der Frühaufsteherinnen zu reduzieren?

Oder missversteh‘ ich IHN wieder einmal?

Könnte dieser Satz eine Kehrtwende in der Agrarpolitik einläuten? Will der Kanzler etwa Subventionen für die Landwirtschaft streichen, auf dass die früh aufstehenden Bauern und Bäuerinnen nur mehr von den Früchten ihrer Arbeit leben müssen?

Werden stattdessen in Zukunft Langschläfer finanziell unterstützt, um diese für ihr Klima und Umwelt schonendes Verhalten zu belohnen, das weniger Ressourcen und Energie verbraucht, und nicht so viel Müll produziert? Ist dies gar der Einstieg in eine öko-soziale Ära in unserer Republik? Hm. Fragen über Fragen.

Der Wind in seinem Rücken

Nach der Rede des wiedergewählten Parteiobmanns kam eine Pause und August W., der den Versammelten erklärte, welche Fahrzeuge von welcher Berufsgruppe benötigt werden. Danke für diesen weiteren Moment der Klarheit.

Unter diesen Versammelten muss sich wohl auch ein Zauberkünstler befunden haben, der in einem Kunststück der Zahlenmagie 533 von 600 stimmberechtigten Delegierten in 99,4 Prozent verwandelte. Manche Medien bezeichnen dieses Ergebnis als Wind im Rücken des nunmehr 35-jährigen Parteichefs. So kann man es auch ausdrücken, aber vielleicht waren ja bloß nicht alle Delegierten anwesend – so ähnlich wie beim SPÖ-Parteitag.

Ach, da fällt mir noch ein, der mit diesem Rekordergebnis in seiner Funktion Bestätigte sagte in seiner Rede, mit ihm können wir rechnen. Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob er dabei Gernot B. ansah.

Apropos 35. Seit dem 27.08.2021 ist Sebastian Kurz 35 Jahre alt, und darf somit für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren. – Bisher durfte ER uns bloß als Kanzler regieren, denn für dieses Amt gibt es kein solches Mindestalter. Die Gesetzgeber werden sich schon was dabei gedacht haben, und so können wir IHM und uns nur gratulieren.


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Titelbild: Raul Mee (EU2017EE) auf Flickr / CC BY 2.0

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