100 Aktivist*innen blockieren Bau der Stadtautobahn
Baustelle und Zufahrtstrasse in Hirschstetten besetzt.
Von Pressenza Wien
Seit 06:00 Uhr früh blockieren rund 100 Aktivist*innen den Bau der „Stadtautobahn“ in Hirschstetten. Ein breites Klimabündnis aus Jugendrat, System Change, not Climate Change!, Fridays for Future, Extinction Rebellion u.v.m. protestiert damit gegen die Zubringerstraße der Lobau-Autobahn.
„Während die Klimakrise bereits mit Waldbränden und Überschwemmungen zuschlägt und Menschen zur Flucht zwingt, baut Michael Ludwig und seine Rückschrittskoalition neue Autobahnen,“ kritisiert Lena Schilling (Jugendrat). „Wir werden Widerstand gegen jedes Straßenbauprojekt leisten, das unsere Zukunft blockiert. Manchmal müssen wir für Gerechtigkeit aufstehen, manchmal müssen wir uns dafür hinsetzen.“
Viele junge Aktivist*innen stellen sich heute zum ersten Mal mit ihren Körpern einer Politik entgegen, die ihre Zukunft zerstört. Auch 12- und 13-Jährige haben sich auf den Boden gesetzt, um die Zufahrt zur Baustelle zu blockieren. „Die Klimakrise fügt heute schon Menschen massives Leid zu. Noch können wir das Schlimmste verhindern, aber die Politik blockiert Klimaschutz weiterhin. Deshalb sehen wir uns dazu gezwungen, neben dem Schulstreik auch weitere Formen des demokratischen Protestes einzusetzen“, so Mirjam Hohl von Fridays For Future. „Es ist absolut untragbar, dass die SPÖ Wien mitten in der Klimakrise noch Autobahnen baut, die die Emissionen weiter in die Höhe treiben.“
Seit über 20 Jahren wehrt sich die Zivilgesellschaft gegen das Monsterprojekt, doch Bundesregierung und Stadt Wien wollen es durchboxen und mit dem Bau der Stadtautobahn als Zubringerin für die Lobau-Autobahn Fakten schaffen. „An dieser Verkehrspolitik von vorgestern gewinnen in Wahrheit nur Bau- und Autoindustrie und ihre Lobbys, die den Weg Richtung Klimakatastrophe mit neuen Autobahnen in Beton gießen wollen“ so Lucia Steinwender (System Change, not Climate Change!). „Jetzt müssen wir die Weichen stellen für eine klimagerechte Mobilität, die den Menschen und ihren Bedürfnissen statt Profiten dient! Statt noch mehr Stau zu erzeugen, braucht es den Ausbau von kostenlosem öffentlichen Verkehr, Rad- und Fußwegen.“
Das falsche Versprechen der Verkehrsentlastung ist wissenschaftlich widerlegt: Studien beweisen, dass die Lobau-Autobahn im Gegenteil zu einem höheren Verkehrsaufkommen führen würde (1), insbesondere am Ort der heutigen Aktion, Hirschstetten. Auch die Behauptung der SPÖ Wien, die Lobau-Autobahn sei alternativlos, ist nicht haltbar. Mit zügigem Öffi-Ausbau, etwa der Straßenbahnlinien 25 und 27, sowie der Reaktivierung von S-Bahn-Haltestellen und Fahrradschnellwegen kann sozial-gerechte Mobilität in der Region gewährleistet werden, wie z.B. eine Analyse des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) zeigt (2). „Bürgermeister Ludwig und seine SPÖ Wien argumentieren mit ausbleibenden Investitionen von ominösen Geldgebern, wird die neue Straße nicht gebaut. Wir fordern einmal mehr die Einführung von gelosten Bürger*innenräten welche einen verbindlichen Rahmen für diese lobbydurchseuchte Politik festlegen,“ so ein Sprecher der Gruppe Extinction Rebellion.
Dieser Beitrag erschien auf pressenza.com, Kooperationspartner von Unsere Zeitung.
Titelbild: Extinction Rebellion Österreich