Der alternative Transferticker #4
Die Toptransfers des Sommers bahnen sich langsam an. Noch sind es aber die kleineren Klubs, die ihre Kader mit etwas unbekannteren Namen verstärken; doch auch diese haben es finanziell in sich. Beim Frauenfußball bleibt man dagegen wie immer am Boden.
Im „alternativen Transferticker“ gibt Moritz Ettlinger einen Überblick über die interessantesten Fußball-Transfers der Woche und veranschaulicht kritisch und nicht ganz ohne Ironie, was man mit dem Geld für überteuerte Fußballer sonst noch hätte machen können bzw. was mit ähnlichen Summen bereits gemacht wurde.
16,2 Millionen Euro für Tomas Soucek – oder eine neue Rettungsleitstelle
Er ist der neue Rekordtransfer der tschechischen Liga: Nachdem Tomas Soucek im letzten halben Jahr von Slavia Prag an West Ham United ausgeliehen war, ziehen die „Hammers“ jetzt die Kaufoption für den 25-Jährigen: Stolze 16,2 Millionen Euro fließen damit an den tschechischen Meister. Schon zuvor hatten die Engländer 4,5 Millionen Euro an Leihgebühr für den Mittelfeldspieler überwiesen.
Stolz kann bald auch der Bürgermeister von Gangkofen in Bayern sein – und zwar auf schnelles Internet. Vor etwas mehr als zwei Wochen wurde mit dem Bau eines Glasfasernetzes in der Region begonnen. 1.500 neue Hausanschlüsse in Glasfaserqualität können dadurch hergestellt. Kostenpunkt: 16 Millionen Euro.
Ein noch viel wichtigeres Projekt ums gleiche Geld wurde im deutschen Aalen ebenfalls vor zwei Wochen beschlossen: Dort soll eine neue Rettungsleitstelle entstehen. Landesrat Klaus Pavel soll laut der Rems-Zeitung über die hohe Summe von 16 Millionen Euro erschrocken gewesen sein, betrachtet die Investition dennoch als „wahrscheinlich notwendig“. Vermutlich sollte sich der Landesrat die Fußball-Transfers der letzten Jahre besser nicht ansehen – diese Summen würde ihn wohl endgültig vom Hocker hauen.
11,7 Millionen Euro für Anthony Knockaert – oder Infrastruktur in Neusiedl am See
Auf der Insel sitzt das Geld auch eine Liga tiefer bekanntlich eher locker. So auch beim FC Fulham, die derzeit noch um den Aufstieg aus der EFL Championship in die Premier League kämpfen. Um dieses Ziel zu erreichen, holten die Londoner vergangenen Sommer Anthony Knockaert leihweise von Brighton & Hove Albion – inklusive Kaufoption. Die zog Fulham jetzt – für 11,7 Millionen Euro. Etwaige Boni miteingerechnet kann sich die Ablöse sogar auf bis zu 16,7 Millionen Euro belaufen.
Mit einer Summe von 11,7 Millionen Euro rechnet auch der Bezirk Neusiedl am See, und zwar für Infrastrukturprojekte im Jahr 2020. Der größte Teil davon (rund 8,2 Millionen Euro) fließt dabei in die Wasser- und Umweltwirtschaft, der Rest in Landstraßen und ländliche Infrastruktur im Allgemeinen. Grund für die hohen Ausgaben ist die Corona-Krise. Diese habe „enorme Auswirkungen“ auf die Bauwirtschaft, sagte Landesrätin Daniela Winkler bei einer Pressekonferenz. Ziel sei es, „negative Folgen möglichst gering zu halten“.
Jasmin Pal zum SC Sand, Virginia Kirchberger zu Eintracht Frankfurt
Die deutsche Bundesliga ist um eine weitere ÖFB-Teamspielerin reicher. Jasmin Pal wechselt von Wacker Innsbruck zu SC Sand und ist dort als Stammtorhüterin eingeplant. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir nächste Runde auf ein gutes Team vertrauen können und mit Vollgas in die Saison starten werden“, freut sich Pal auf die neue Aufgabe. Details zu Ablösemodalitäten sind (wie fast immer bei Transfers im Frauenfußball) nicht bekannt.
Virginia Kirchberger folgt hingegen dem Beispiel ihrer ÖFB-Teamkollegin Viktoria Pinther und wechselt innerhalb der deutschen Bundesliga. Die 27-Jährige verlässt den SC Freiburg und unterschreibt beim Liga-Konkurrenten Eintracht Frankfurt einen Vertrag bis Juni 2022. Auch hier ist die Art der Ablöse unbekannt. In beiden Fällen ist aber von ablösefreien Transfers oder zumindest sehr niedrigen Summen auszugehen, womit der größte Unterschied zwischen Männer- und Frauenfußball einmal mehr untermauert wäre.
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Titelbild: Unsere Zeitung/Moritz Ettlinger