Der alternative Transferticker #3
23 Millionen Euro für einen 17-Jährigen und ein Blick auf den Transfermarkt im Frauenfußball – das und mehr in der dritten Folge des „alternativen Transfertickers”!
Im „alternativen Transferticker“ gibt Moritz Ettlinger einen Überblick über die interessantesten Fußball-Transfers der Woche und veranschaulicht kritisch und nicht ganz ohne Ironie, was man mit dem Geld für überteuerte Fußballer sonst noch hätte machen können bzw. was mit ähnlichen Summen bereits gemacht wurde.
23 Millionen Euro für Jude Bellingham – oder Pflege in Oberösterreich
Gerade mal 17 Jahre alt ist das neue Supertalent des BVB – und seit heute 23 Millionen Euro teuer. Diese Summe überwiesen die Dortmunder für Jude Bellingham an Birmingham City, die aktuell in der zweiten englischen Liga gegen den Abstieg kämpfen. Durch Bonuszahlungen kann die Ablösesumme noch auf 26 Millionen Euro ansteigen. Der Engländer unterschreibt vorerst einen Dreijahresvertrag mit einem Gehalt von 3 Millionen Euro pro Saison.
23 Millionen Euro also – Geld, mit dem das Land Oberösterreich ein ganzes Jahr lang die Entlohnung seiner Pflegekräfte verbessern könnte. Insgesamt 34 Millionen Euro sollen dort pro Jahr zusätzlich in den Bereich Pflege und Gesundheit investiert werden. 23 Millionen davon sind eben für die Bezahlung der Beschäftigten vorgesehen.
In Sachen Eurofighter könnte der deutsche Vizemeister außerdem dem österreichischen Bundesheer mit dieser Summe eine Last abnehmen – 23,4 Millionen Euro muss die Republik laut Verteidigungsministerin Claudia Tanner an Wartungskosten für die umstrittenen Flugzeuge bis zum Vertragsende 2022 berappen.
4,5 Millionen Euro für Oumar Solet – oder Lernangebote für Schüler*innen
Eine Woche ist es her, dass Red Bull Salzburg Millionen Euro ihren Topstürmer Hee Chan Hwang für 9 Millionen Euro an RB Leipzig verkauft hat (siehe Transferticker #2). Einen Teil des Geldes hat der österreichische Serienmeister nun schon wieder reinvestiert. Um 4,5 Millionen Euro wechselt der 20-jährige Franzose Oumar Solet von Olympique Lyon in die Mozartstadt. Für den Innenverteidiger, der bis 2025 unterschreibt, können noch Zusatzzahlungen in Höhe von 4 Millionen Euro fällig werden.
Schon lange fällig wären Investitionen in Bildung und die Reform vieler Bildungssysteme. Nicht die große Reform, aber zumindest Unterstützung für Eltern in den Sommerferien gibt es in Niedersachsen. Pädagogische Lernangebote für Schüler*innen werden mit 4,5 Millionen Euro gefördert. Eine weitaus sinnvollere Variante von Jugendförderung.
Viktoria Pinther wechselt zu Bayer Leverkusen
Zu einem alternativen Transferticker gehört auch, sich nicht nur mit Männerfußball zu beschäftigen. Der Frauenfußball bewegt sich finanztechnisch allerdings in völlig anderen Sphären, weshalb auch die Ablösesummen für Spielerinnen, wenn es denn welche gibt, bei weitem keine derart absurden Höhen erreichen wie jene bei den Männern.
Leider sind Portale wie transfermarkt.de, die für den Männerfußball alle nur erdenklichen Statistiken zu bieten haben, den Frauenfußball betreffend sehr schwach aufgestellt. Während bei den Männern Transfers bis in die untersten Ligen penibel aufgelistet werden, finden sich bei den Frauen nicht einmal zur deutschen Bundesliga Informationen zu Transfers, Marktwerten oder Ablösesummen.
Ob eine Ablösesumme für Viktoria Pinther bezahlt wurde, ist nicht bekannt. Die österreichische Nationalspielerin verlässt jedenfalls mit Saisonende den SC Sand und heuert bei der Konkurrenz in Leverkusen an. Dort unterschreibt die 21-Jährige einen Vertrag bis 2021.