„Kinder, habt ihr auch nicht den Frieden vergessen?“
Die österreichische Widerstandskämpferin Irma Schwager hätte am 31. Mai 2020 ihren 100. Geburtstag gefeiert. Als Jüdin floh sie 1938 aus Österreich und arbeitete in der Résistance in Belgien und Frankreich. Als Vorsitzende beim Bund Demokratischer Frauen kämpfte sie für Frauenrechte, Gewaltlosigkeit und Frieden.
Cornelia Stahl erinnert sich
Starke, rebellische Frauen haben seit jeher mein Leben beeinflusst. Meine Oma war so eine, und eben Irma Schwager, die ich erst durch Erzählungen Dritter kennenlernte, durch Maria Lautischer (Bund Deokratischer Frauen) und Elisabeth Holzinger, die zum Forscherinnenteam „Frauen im Widerstand“ gehörte. Im Dokumentationsband „Der Himmel ist blau. Kann sein. Frauen im Widerstand. Österreich 1938-1945“ erzählt Irma Schwager von den Risiken ihrer Widerstandsarbeit in Frankreich. Das Jahr 1938 schildert sie darin wie folgt: „Im 38er Jahr, hat man das Gefühl gehabt, man ist wie ein Blatt im Wind, man ist ausgeliefert, man hat überhaupt keine Möglichkeit sich zu wehren. Erst in der Bewegung und wenn man selbst aktiv wird, verschwindet dieses Gefühl“. Dank der großen Solidarität französischer Genossinnen habe sie überlebt, betont Irma Schwager.
Zurück in Österreich blieb sie politisch aktiv, unter anderem in der „Stimme der Frau“, beim Antirassistischen Stammtisch, zu dem auch Gerald Grassl, Bibi Haag, Uschi Lichtenegger und Ute Bock gehörten. Der Frieden war in Gesprächen stets präsent, betont Bärbel Danneberg, ehemalige Redakteurin der Zeitschrift „Stimme der Frau“. Täglich erinnerte uns Irma daran: „Kinder, habt ihr auch nicht den Frieden vergessen?“.
Irma Schwager im Portrait (ORF, 2011)
Bis zu ihrem Lebensende 2015 war Irma Schwager Mitglied der Österreichischen Vietnam-Gesellschaft. 1971, während des Vietnam-Krieges, flog sie nach Hanoi, um sich eigens ein Bild zu verschaffen, und startete nach ihrer Rückkehr im Bund Demokratischer Frauen eine Hilfsaktion für notleidende Menschen in Vietnam.
Erst 2014 wurde die Aktivistin geehrt. Der Frauenring (ÖFR) verlieh Schwager den Frauenring-Preis für ihr Engagement hinsichtlich der Reform des Scheidungsrechtes sowie der Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, und für ihre Zivilcourage.
Dank Uschi Lichtenegger (Bezirksamt Leopoldstadt) wird 2020 in Wien ein Park nach Irma Schwager benannt. Das Kosmos-Theater ehrt die unbeugsame Politikerin am 22.11.2020.
Irma Schwager, 31.5.1920- 22.6.2015, österreichische Widerstandskämpferin, Politikerin.
Cornelia Stahl, Redakteurin, Literaturfenster Österreich auf Radio Orange
Siehe auch:
- Maria Ascher: Irma Schwager – Eine Frau im Widerstand (Alfred Klahr Gesellschaft)
- Kurz-Biographie von Irma Schwager (Austria-Forum)
Titelbild: linz-gegen-rechts.at