Corona: Ohjeh statt Olé
Coronavirus – Eine Art „Alien“, gegen das wir nicht so recht ankommen. Obwohl es Vorschläge dazu gäbe – wie die „Durchtestung“.
Ein Überblick und Kommentar von R. Manoutschehri
Klar ist, dass die wichtigste Waffe im Kampf gegen Krankheitserreger die Früherkennung und Diagnostik ist. Und gerade die wird derzeit, überspitzt gesagt, nur dem Zufall überlassen, da Tests nur bei gemeldeten Verdachtsfällen gemacht werden. Viele Verbreiter des Coronavirus wissen jedoch nicht mal, dass sie erkrankt sind und sie gilt es vermehrt zu erfassen, um weitere Ausbreitung einzudämmen.
Eine größtmögliche „Durchtestung“ und die eventuelle Errichtung von Safe-Zonen sind daher ebenso empfehlenswert wie diese Maßnahmen bisher vernachlässigt wurden.
Pandemie – Ende nie?
Ein Thema überdeckt derzeit alles Andere – die alles bedrohende Pandemie. Befeuert von Ängsten vor Erkrankungen, die nicht nur unser eigenes Leben bedrohen können, sondern es gesellschaftsweit einschneidend ändern und einschränken werden, ja sogar die gesamte Ökonomie von Staaten zu Fall bringen könnten.
Im Getümmel von profilierungssüchtigen Politikern, egomaner Krisengewinnler, mannigfaltiger Expertenmeinungen und mangelnder Information der Massen, welche zu schwerer Verunsicherung bishin zu irrationalen Verschwörungstheorien führt, scheinen auch essentielle logische Überlegungen und Lösungsansätze zunehmend bedroht zu sein.
Wenn wir uns aber in Nebengleis-Debatten oder nicht wirklich zielführenden Maßnahmen verlieren und nicht auf „das Wesentliche“ konzentrieren, verschwindet weder das Virus, noch seine ökologisch-gesellschaftlichen „Nebenwirkungen“ in absehbarer Zeit.
Die Ausgangslage in Kurzform
Wie ein Alien aus einer anderen Welt ist das SARS-CoV-2 benannte Betacoronavirus mitten unter uns gelandet. Ein für unser Immunsystem völlig neuer Krankheitserreger, der die erstaunliche Fähigkeit besitzt, sich soweit an seine Wirtskörper anzupassen, dass er vermutlich von Hufeisennasen-Fledermäusen auf andere Tierarten übersprang, im Verdacht stehen Schlangen und/oder Schuppentiere, um von diesen zoonotisch auf den Menschen überzugehen, um sich schließlich von Mensch zu Mensch weiter zu verbreiten.
Covid-19, wie die resultierende Krankheit benannt wurde, hat sich in nur zweieinhalb Monaten zur globalen Pandemie entwickelt und droht, in den kommenden rund zwei Jahren bis zu 70 Prozent der Gesellschaft, ja der Menschheit anzustecken. Und Europa ist derzeit zum Hotspot der Ausbreitung geworden.
Die überwiegende Mehrheit (rund 80%) aller Infizierten merkt kaum etwas davon oder entwickelt lediglich leichte Erkältungs-ähnliche Erkrankungen bishin zu leichter Lungenentzündung, rund 14% entwickeln schwerere Erkrankungsformen und nur rund 6% entwickeln eine kritische Lungenentzündung, die im schlimmsten Falle zum Tode führen kann.
Für jemand, der über einen guten Gesundheitszustand und ein intaktes Immunsystem verfügt, wäre Covid-19 also keine allzugroße Bedrohung, zumal hierzulande dzt. 4 von 5 Patienten geheilt und immunisiert aus der Infektion hervorgehen. Lediglich jeder Fünfte hat mit kritischem Krankheitsverlauf zu rechnen, der umso gefährlicher wird, je älter man ist und/oder bereits unter anderen Erkrankungen leidet.
Die Gefahren
Doch leider ist die Infektion nicht nur Sache und Risiko des Einzelnen, denn auch wenn man selbst vielleicht ohne größere gesundheitliche Einschränkungen davonkommt, kann man das Virus durch Schmier- und Tröpfcheninfektion aktiv verbreiten – und so unter Umständen ungewollt zum Mörder Anderer, weniger „fitter“ Mitmenschen werden, darunter etwa auch die eigenen Eltern und Großeltern.
„Harmlos“ ist Covid-19 daher also ganz sicher nicht. Denn abseits sich täglich ändernder Test- und Fallzahlen sowie verschiedener Ausbreitungszenarien ist inzwischen deutlich geworden, dass unser Gesundheitssystem auf bisherigem Weg in Kürze überlastet und überfordert sein wird und sich die aktuellen und künftigen Opferzahlen nur so beschreiben lassen: Es sind zuviele, viel zuviele.
Der Grund hierfür liegt vor allem darin, dass es trotz insensiver Forschungen noch keine zugelassenen Medikamente gibt. Und entsprechend auch Impfungen wohl frühestens erst gegen Jahresende zu erwarten sind. Großes Glück im Unglück: Es gibt bereits Tests, die sowohl die Viren selbst nachweisen können (Labortests) als auch die Immunreaktion im Körper, die wenige Tage nach der Infektion einsetzt (Antikörper-Schnelltests).
„Zuhause bleiben“ ist zuwenig
Unter Verzicht auf jegliche politische oder Systemkritik oder auch nur an einzelnen „Shut-Down and Lock-Down“ Maßnahmen muss festgehalten werden, dass es bis vor kurzem kaum ausreichende Tests gab, sodass man ihren Einsatz auf die allernötigsten Bereiche beschränken musste. Doch für beide Test-Arten bessert sich die Verfügbarkeit zunehmend und die Testkapazitäten der Spitäler steigen – ein Umstand, den man nutzen sollte.
WHO-Generaldirektor Ghebreyesus – übrigens kein typischer Berufspolitiker, sondern auch Immunologe und Biologe -kritisierte am Dienstag in aller Deutlichkeit die Untätigkeit mancher Regierungen bei der Bekämpfung von Covid-19:
„Man kann ein Feuer nicht mit verbundenen Augen bekämpfen. Wir können eine Pandemie nicht aufhalten, wenn wir nicht wissen, wer infiziert ist. Man muss testen, testen, testen.“
Denn die wichtigste Waffe im Kampf gegen Krankheitserreger ist Früherkennung und Diagnostik. Und gerade die wird, überspitzt gesagt, aktuell m.o.w. nur dem Zufall überlassen, da Tests derzeit nur bei (selbst-) gemeldeten Verdachtsfällen und Personen erfolgen, die aus Risikogebieten anreisen.
Eine Vielzahl der Infizierten wissen jedoch nicht mal, dass sie erkrankt sind und sie gilt es vermehrt zu erfassen, um sie isolieren zu können und so zu verhindern, dass sie weitere Menschen anstecken. Jeder einzelne erkannte Verbreiter des Coronavirus hilft, weitere Ausbreitung einzudämmen.
Ein Herunterfahren großer Teile der Wirtschaft, Ausgangsbeschränkungen und so genanntes Social Distancing sind zwar nötig, aber in erster Linie dienen solche „leichten“ bishin zu echten Quarantäne Maßnahmen nur dem Zweck, eine zu rasche Ausbreitung der Erkrankung einzudämmen, welche unser Gesundheitssystem restlos überfordern würde, bzw. die Kapazität der Intensiv-Stationen unserer Spitäler.
Denn weder kann sich jemand in Quarantäne aktiv immunisieren, noch wird das Virus von alleine verschwinden, egal wie lange man „auf Tauchstation“ zu gehen versucht. Die aktuellen „Shut-Down and Lock-Down“ Maßnahmen können auch aus simplen wirtschaftlichen Gründen nicht endlos weitergeführt werden, ohne einen Zusammenbruch der gesamten Ökonomie zu riskieren.
Hart formuliert, muss man sogar aufpassen, dass die politisch angeordneten Maßnahmen zum Schutz vor der Pandemie nicht womöglich mehr Schaden anrichten als das Virus selbst. Ergo müssen alle Quarantänemaßnahmen nach geraumer Zeit wieder gelockert werden, was zu neuen Ansteckungswellen führt.
Wenn also Stimmen wie Frankreichs Präsident Macron ertönen, die von „Krieg gegen das Virus führen“ sprechen, mag das zwar übertrieben klingen, meint aber im Wesentlichen, dass Versuche zum „Aussitzen“ wirksamerer, aktiv-taktischer Bekämpfung weichen muss.
Plädoyer für Durchtestung und Safe-Zonen
Mit „Durchtestung“ ist proaktive Bekämpung durch Austesten möglichst Aller, auch jener ohne Symptome, gemeint – und dass dieses Konzept wirkt, zeigte sich nachweislich etwa In Vò Euganeo. Das „gesündeste Dorf Italiens“ nahe Padua wurde nach den ersten Corona-Todesfällen des Landes unter strikte Quarantäne gestellt und durch zweimalige Durchtestung aller Einwohner innerhalb von 14 Tagen konnten sämtliche Neuinfektionen verhindert werden.
„Die Lektion, die wir gelernt haben, ist, dass wir durch die Isolierung aller positiven Fälle, unabhängig davon, ob sie krank waren oder nicht, die Übertragung von Covid-19 um 90 Prozent reduzieren konnten“, so ein leitender Molekularmediziner aus Padua. Seit 13. März gab es keine Neuinfektionen mehr, obwohl man im Rest Italiens trotz Quarantäne inzwischen mehr Opfer zu beklagen hat, als im Ursprungsland China.
Die gesamte Region Venetien mit rund 5 Mio Einwohnern will diesem Beispiel nun folgen – mit einer angekündigten Kapazität von bis zu 25.000 Tests pro Tag. Auch in Island und Südkorea würde man inzwischen zu Massentests übergehen, wie berichtet wird.
Mögliche Vorgehensweisen könnten zusätzlich auch die Errichtung so genannter Safe-Zonen umfassen. Hierbei werden vorrangige Zielgebiete definiert und diese in „logische“ Quadranten aufgeteilt, welche organisatorisch z.B. innerhalb eines Tages durchzukämmen, bzw. -testen sind.
Sind alle Einwohner durchgetestet und zwar so, dass auch (je nach Test-Art) die Wiederholung Null Infizierte ergibt, ist das eine Safe-Zone (egal wie groß sie ist – Dorf, Stadt, Land) – dann müssen nur mehr die Außengrenzen gesichert werden, während innerhalb wieder „Normalbetrieb“ hergestellt werden kann. Je mehr benachbarter Quadranten als sicher erklärt werden, umso größer wird die gesamte Safe-Zone – bis im Idealfall das ganze Land „Coronafrei“ wird.
Wobei man hierbei nicht nur auf zentralistische Planung und Durchführung vonseiten der Regierung(en) sondern auch auf Einzelinitiativen von Gemeinden setzten könnte. Die Schaffung solcher Safe-Zonen würde jedenfalls (pro Zone) nur rund 14 Tage Quarantäne für die Betroffenen bedeuten, wodurch auch der negative gesellschaftlich-wirtschaftlich-ökonomische Impact durch zu lange „Lock-Downs“ verringert werden könnte.
Organisatorisch zweifellos eine Großaufgabe, doch in Zeiten, wo die Politik lauthals verkündet „am Geld solls nicht scheitern“ dürfte soetwas nicht mehr als „nicht machbar“ angesehen werden. Und solange noch keine zugelassenen Medikamente und Impfungen verfügbar sind, klingt das nach einem vernünftigeren Plan, als alle 14 Tage neue, immer restriktivere Quarantänemaßnahmen anzukündigen, ohne darüber aufzuklären, wie lange dieser Zustand anhalten wird.