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Rassismus-Bericht 2024: Rassismus macht krank

Eine Gesundheitsversorgung steht jeder Person in Österreich zur Verfügung – zumindest in der Theorie. Der neuen ZARA Rassismus-Bericht 2024 zeigt mit einem Schwerpunkt, welche Ungleichheiten es trotzdem gibt.

Von Edith Ginz / MOMENT

Jedes Jahr gibt der Verein ZARA für Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit einen Rassismus-Bericht heraus. Er zeigt unter anderem, wie viele Fälle von Rassismus gemeldet und aufgezeichnet wurden. 2024 waren es 1.647 Meldungen.

Rassismus-Bericht 2024: Gesundheits-Schwerpunkt

Dabei gingen auch 37 Meldungen ein, die den Gesundheitsbereich betreffen.

Der Bericht legt diesmal einen Schwerpunkt darauf. Er erzählt etwa von einem Patienten im Spital. Das Pflegepersonal äußerte sich anti-muslimisch und verwendete Informationen seiner Krankenakte, um sich über ihn lustig zu machen. Der Betroffene wandte sich an ZARA, um seinen restlichen Spitalaufenthalt “angenehmer” zu gestalten.

Die meisten Rassismus-Meldungen im Gesundheitsbereich werden anonym getätigt. Das läge vor allem an den strukturellen Machtverhältnissen, heißt es im Bericht. Diese würden auch “systematisch ausgenutzt”. Aber auch der institutionalisierte Rahmen, um Beschwerden wirksam nachgehen zu können, würde fehlen.

Wo fängt es an, wo hört es auf

Rassismus könne sich im Gesundheitswesen auf viele Arten äußern. So würde er nicht bei verbalen Angriffen oder Mobbing aufhören, sondern gehe bis zu benachteiligender oder unterlassener Behandlung.

Im Report kommen auch die Ärztinnen Mireille Ngosso und Malik Fofana  zu Wort. Es fehle das Rassismusbewusstsein in der medizinischen Ausbildung, kritisieren sie. So seien Themen wie Diversität oder Erkrankungen außerhalb eines eurozentrischen Blickwinkels kaum vorgekommen.

“Insgesamt beschränkte sich die Darstellung Schwarzer Personen auf stereotype Verknüpfungen mit Infektionskrankheiten wie Tuberkulose oder Aids, während eine diverse und realistische Perspektive völlig fehlte”, erklärt Fofana.

Beschwerden werden seltener ernst genommen

Dabei muss es das medizinische Personal keineswegs schlecht meinen. Ein Beispiel dafür sind Erkrankungen in medizinischen Lehrbüchern, die nur auf Weißer Haut dargestellt werden. Ärzt:innen können dadurch Wissenslücken über Erkrankungen Schwarzer Menschen haben.

Das Ergebnis des strukturellen Rassismus ist aber schwerwiegend. Je weiter ein:e Patient:in weg von einem Weißen, nicht-behinderten Cis-Mann sei, desto höher sei insgesamt die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Beschwerden oder Schmerzen von medizinischem Fachpersonal nicht ernst genommen wird.

Zugang und Versorgung von Rom:nja und Sinti:zze erschwert

Die Diskriminierung im Gesundheitswesen behandelt der Bericht auch am Beispiel der Rom:nja und Sinti:zee. Schon die Vorurteile und Stereotype über diese Gruppen würden sie immer noch beim Zugang zu Bildung oder auch ärztlichen Untersuchungen behindern.

Aber auch ganz grundsätzliche Daten fehlen: Verfolge man zum Beispiel andere europäische Studien, wisse man, dass Menschen aus diesen Gruppen durchschnittlich fünf bis zehn jahre früher sterben würden. In Österreich sei das einfach nicht durch Studien erforscht, berichtet Pia Thomasberger, stellvertrende Präsidentin der “Hochschüler:innenschaft Österreichischer Roma und Romnja”.


Dieser Beitrag wurde am 20.03.2025 auf moment.at veröffentlicht und unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 4.0 veröffentlicht. Diese Lizenz ermöglicht den Nutzer*innen eine freie Bearbeitung, Weiterverwendung, Vervielfältigung und Verbreitung der textlichen Inhalte unter Namensnennung der Urheberin/des Urhebers sowie unter gleichen Bedingungen.

Titelbild: Julia Taubitz / Unsplash

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