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Viel höhere Mietpreise in Österreich: Der schlechte 4. Platz in der Eurozone

In Österreich stiegen die Mietpreise seit 2010 etwa drei Mal so stark wie in anderen Ländern der Eurozone. Für viele sind die Mieten immer schwieriger zu bezahlen.

Von Edith Ginz / MOMENT

Kathi wohnt mit ihrem Partner, Kind und Hund in einer 85qm-Wohnung im 14. Bezirk für 1.500 Euro warm, die sie sich nur schwer leisten können. Als sie einzogen, waren eigentlich nur 1.360 Euro geplant, doch schon zwei Wochen später wurde der Mietzins um 140 Euro erhöht.

„Dadurch, dass die Nachfrage größer ist als das Angebot, ist man gezwungen eine Miete für eine Wohnung hinzunehmen, die weit über den eigenen Lebensverhältnissen liegt”, erklärt Kathi. Wenn dann noch die Lage dabei eine Rolle spiele, wie zum Beispiel Schulen für Kinder, sei es noch schwieriger, eine gute Wohnung zu finden.

Mit diesem Dilemma sind in Österreich immer mehr Menschen konfrontiert. Seit 2010 sind die Mieten um 70,3 Prozent gestiegen. Das ist deutlich höher als in den meisten anderen Ländern der Eurozone. Zum Vergleich: In der Eurozone erhöhten sich die Mietpreise im Durchschnitt nur um 23,5 %.

Die Inflation erklärt diesen Sprung nicht direkt und alleine. Sie beträgt in Österreich seither 48,9 Prozent – immerhin auch gute 13 Prozentpunkte über dem Eurozonen-Schnitt.

Estland (208,2 Prozent), Litauen (177,3 Prozent) und Irland (108,1 Prozent) belegen die ersten drei schlechten Plätze der Mieterhöhungen im EU-Vergleich. Gleich dahinter landet Österreich. Das zeigt eine Auswertung des Momentum Instituts von Daten der Europäischen Statistikbehörde.

In Griechenland sind die Mieten mit –16,4 Prozent sogar billiger geworden. Die Mieterhöhungen in Zypern (9,5 Prozent), Spanien (10,4 Prozent), Italien und Frankreich (beide 13,9 Prozent) liegen ebenfalls deutlich unter dem Eurozonen-Durchschnitt.

“In Österreich liegen die Mieterhöhungen deutlich über der Inflationsrate. In der Eurozone ist das Gegenteil der Fall. Dort stiegen die Mieten weit geringer als die Inflationsrate an sich”, erläutert Leonard Jüngling, Wohn- und Inflationsexperte am Momentum Institut.

Mietpreisstopp: Jeder vierte Haushalt ohne Schutz

Mieter:innen müssen im Schnitt bis zu einem Drittel ihres Einkommens für Wohnkosten aufwenden. Bei finanziell schwachen Gruppen ist es mehr. Hohe Wohnkosten treffen Personen mit niedrigem Einkommen, Arbeitslose und Alleinerziehende besonders hart. Studierende geben fast die Hälfte fürs Wohnen aus.

Der beschlossene Mietpreisstopp für dieses Jahr schützt nur Mieter:innen mit geregelten Mietverhältnissen – wie die Richtwertmiete oder gemeinnützige Wohnungen. Für Mieter:innen am ungeregelten, privaten Mietmarkt können die Mieten jederzeit weiterhin steigen – dabei sind gerade hier die durchschnittlichen Mieten eh schon am höchsten.

Damit sind von insgesamt 1,7 Millionen Miethaushalten ein Viertel aller Mieter:innen weiterhin den Mieterhöhungen ungebremst ausgesetzt.

Kathi’s Familie muss seit dem Einzug in die neue Wohnung und der Mieterhöhung an anderer Stelle sparen. Sie beschlossen, ihr Auto zu verkaufen. Die Benzin- und Versicherungskosten konnten sie nicht mehr bewerkstelligen. Ebenso sparen sie bei Urlaub, Klamotten, Friseurtermine oder auch Möbel. “Inneneinrichtung für unsere Wohnung haben wir eher auf die lange Bank geschoben”, sagt sie.

Wie müsste also eine Mietpreisbremse aussehen? “Eine wirkungsvolle Mietpreisbremse muss sämtliche Mietsegmente umfassen und das zeitnah, bis 2028 zu warten ist zu spät. Ansonsten schwächt die Regierung den geregelten und vergleichsweise erschwinglichen Mietmarkt, während das fast schon unleistbare Höchstpreissegement die Preise weitgehend ungehemmt nach oben ziehen kann”, empfiehlt Jüngling abschließend.


Dieser Beitrag wurde am am 18.03.2025 auf moment.at veröffentlicht und unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 4.0 veröffentlicht. Diese Lizenz ermöglicht den Nutzer*innen eine freie Bearbeitung, Weiterverwendung, Vervielfältigung und Verbreitung der textlichen Inhalte unter Namensnennung der Urheberin/des Urhebers sowie unter gleichen Bedingungen.

Titelbild: Huy Phan / Unsplash

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