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Wie Zuckerberg & Co unsere Demokratie gefährden

Was passiert, wenn Social Media Plattformen Fake News und Hass freien Lauf lassen? Ein Blick auf die aktuellen Änderungen bei Meta und was sie für uns bedeuten.

Von Helena Brandtweiner (MOMENT)

Mittlerweile haben fast alle vom neuen Kurs des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg aka Zuck 3.0 gehört. Zuckerberg legt bei Metas Unternehmenspolitik mit der Trump-Präsidentschaft eine scharfe Rechtskurve hin.

Er kündigte eine Reihe von Änderungen bei Meta an. Diese betreffen die Richtlinien zur Moderation und deren Durchsetzungsstrategien. Der Grund, wenngleich unausgesprochen: Zuckerberg will sich mit der neuen Trump-Regierung gut stellen.

Instagram, Facebook & Co werden unsicherer

Das Unternehmen beendete sein Faktencheck-Programm und die Content-Moderation in den Vereinigten Staaten – in der EU bleiben diese vorerst bestehen. Neue Beiträge wurden bislang gescannt, um zu überprüfen, ob sie gegen Richtlinien verstoßen. Die meisten Richtlinienverstöße sollen jetzt nicht mehr geprüft werden.

In den Gemeinschaftsstandards wurden außerdem neue Ausnahmeregelungen geschaffen. Damit sind entmenschlichende Äußerungen über trans Personen oder Einwanderer:innen auf den Plattformen erlaubt. Menschen dürfen auf Instagram, Facebook oder Threads nun zum Beispiel aufgrund ihres Geschlechts oder sexuellen Orientierung als “geistig krank” bezeichnet werden. Diese Änderung gilt weltweit.

Weiterführend hat das Unternehmen auch sein eigenes Programm für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion in der Firma eingestellt – wohl ein Schritt zugunsten der von Zuckerberg zuletzt gelobten “maskulinen Energie” in seinem Unternehmen.

Überreiche gefährden unsere Demokratie

Nun kann man Fact-Checking-Tools und Moderationsformen, die gezielt Inhalte verbieten, durchaus kritisieren. Sie können der Verbreitung von Hass, Hetze und Fehlinformation vorbeugen. Sie können aber auch jeden anderen Inhalt betreffen: Wie die faktenbasierte Berichterstattung oder auch spezifischen Content wie feministische oder LGBTQ+-Themen.

Dass einige wenige Überreiche wie Mark Zuckerberg und Elon Musk diese Macht besitzen, war schon immer ein Problem. Inzwischen ist es aber nicht nur problematisch, sondern bedroht unsere Demokratie. Zuckerberg bereitet den Weg für eine Flut an Falschinformationen, Beleidigungen und Diskriminierung. Damit zieht er sich komplett aus der Verantwortung und nimmt bewusst in Kauf, dass Meinungsbildung und politische Entscheidungen beeinflusst werden.

Heute nutzen viele Menschen – insbesondere junge – soziale Medien als Hauptinformationsquelle für politische Themen. Es ist fatal, wenn in diesen Portalen Fake-News nicht nur akzeptiert, sondern auch noch vom Algorithmus bestärkt werden.

Angst vor Hass im Netz

Dass in Zukunft hetzerische Aussagen geduldet werden, ist gefährlich. Denn Hass im Netz führt zum Rückzug aus demokratischen Diskursen. Mehr als die Hälfte der Befragten einer Studie des Kompetenznetzwerks Hass im Netz bekennt sich aus Angst im Netz seltener zur eigenen politischen Meinung (57 %). Die Menschen beteiligen sich seltener an Diskussionen (55 %) und formulieren bewusst vorsichtiger (53 %).

Wenn Plattformen rechtsradikalen Narrativen mehr Raum geben und diese auch noch unkommentiert bleiben, können sie zunehmend als “normal” wahrgenommen werden. Das verschiebt gesellschaftliche Toleranzgrenzen und radikalisiert den Diskurs genauso wie die Menschen, die daran teilhaben. Diese Entwicklung konnte man bereits auf X (vormals Twitter) beobachten, nachdem Elon Musks die Plattform gekauft hat.

Was kann man tun?

Einerseits ist der bewusste Konsum von Medien und deren Inhalten wichtig. Statt Nachrichten indirekt über die Plattformen der Überreichen zu konsumieren, kann man direkt Produkte von Qualitätsmedien nutzen: Newsletter abonnieren, TV-Sendungen oder Live-Shows ansehen, Podcasts hören, Zeitungen kaufen, Abos abschließen.

Wichtig ist dabei, kritisch zu bleiben und darüber zu reflektieren, woher die Informationen, die einem präsentiert werden, kommen. Vertrauenswürdige Medien nennen die Herkunft ihrer Informationen klar und überprüfen Fakten gründlich. Artikel sind meist mit dem Namen des:der Journalist:in versehen, oft inklusive Kontaktmöglichkeit. Weiterführend sollten Nachrichtenberichte faktenbasiert sein, während Meinungsartikel klar gekennzeichnet sind.

Die Entwicklungen auf Meta zeigen außerdem, wie wichtig Alternativen zu den großen Plattformen der Überreichen sind. Beispielsweise bieten Netzwerke im Fediverse eine dezentrale und werbefreie Umgebung, in der Nutzer:innen mehr Kontrolle über Inhalte und Datenschutz haben. Diese Plattformen machen es möglich, sich von den Algorithmen und Geschäftsmodellen der Tech-Giganten zu lösen. Indem wir solche Netzwerke nutzen und stärken, können wir zu einer vielfältigeren digitalen Kultur beitragen.

Eine weitere Handlungsmöglichkeit besteht im aktiven Widerspruch online und der Einnahme von Raum. Kommentarspalten sind bereits heute ein wilder Ort, der oft ein verzerrtes gesellschaftliches Meinungsbild vermittelt. Es ist wichtig, rechtsradikalen und hetzerischen Narrativen Raum wegzunehmen und am besten macht man das durch eigene Partizipation. Kommentare zu lesen und sich zu wundern, reicht nicht aus – es braucht aktiven Widerspruch und die bewusste Förderung eines produktiven Diskurses.

Beleidigungen, Verhetzung oder Drohungen dürfen auf keinen Fall akzeptiert werden. Sie stehen in Österreich auch im Strafgesetzbuch. Solche Kommentare können dokumentiert und gemeldet oder gar angezeigt werden.

Schreibe einen Kommentar, teile einen fundierten Artikel oder melde einen problematischen Post. Das sind einfache Schritte, um aktiv zu werden. Du kannst Gruppen oder Initiativen beitreten oder unterstützen, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen. Dadurch kann ein positives Gefühl der Gemeinschaft gegen Fake-News und Hass entstehen. Erzähle anderen von deinem Engagement und lade sie ein, mitzumachen. Denn gemeinsam sind wir stärker.


Dieser Beitrag wurde am 17.01.2025 auf moment.at unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 4.0 veröffentlicht. Diese Lizenz ermöglicht den Nutzer*innen eine freie Bearbeitung, Weiterverwendung, Vervielfältigung und Verbreitung der textlichen Inhalte unter Namensnennung der Urheberin/des Urhebers sowie unter gleichen Bedingungen.

TitelbildPixelkult / Pixabay

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