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Im Moment der Erschöpfung

Liebe Leser:innen,

mein neuestes Gedicht Im Moment der Erschöpfung widmet sich dem Thema Depression. Ein solches Gefühl der seelischen Erschöpfung zu verspüren, u.a. bei all den täglichen belastenden Nachrichten in solch aufwühlenden Zeiten, ist keine Schwäche, es ist vielmehr etwas zutiefst Menschliches. Denn es offenbart einen Kern im Inneren, der sich widerständig gegenüber der bedrückenden Außenwelt positioniert. Diese erschöpfende Auflehnung kann aber mitunter über die eigenen Kraftquellen hinausgehen und muss nicht allein versucht bewältigt zu werden. So ist dies auch ein Appell, spätestens ab dem Zeitpunkt, wo die Erschöpfung einen langsam zu Boden zu ziehen droht, sich mitzuteilen. 

Benjamin Lapp

Telefonseelsorge: Deutschland: 0800-1110111 (evangelisch) oder 0800-1110222 (katholisch) oder 116123 / Österreich: 142 / Schweiz: 143


Im Moment der Erschöpfung

Du kniest so kraftlos in dich gesunken auf dem Boden der Tristesse, fühlst dich hoffnungslos verloren und stellst in Frage, mit einer Stimme, die vom weiten Meer der Traurigkeit zu mir herüber schallt, ob dies alles noch einen Sinn ergebe. Du beziehst dich, dies wird mit jedem Wortfetzen herzzerreißend deutlicher, auf das Leben selbst, welches, ich weiß, dir so viel Schmerz gesendet hat, dass sich Angst beständig eingenistet in deiner Seele.

Bitte geh mit mir noch ein paar Schritte,…

Ich sehe doch auch, wie das Leben in seiner erbarmungslosen Schwere mitunter unerträglich sein kann, und uns, mit dunklen Gedanken behangen, in scheinbar ausweglose Sackgassen der Realität drückt, doch wir haben doch nur dieses eine geheiligte Leben!

…und dann noch ein paar Schritte mehr.

Wir können nicht wieder zum Anfang der Geschichte zurückkehren, oder gar Heilung abseits der wahrhaftigen Wirklichkeit suchen, um dann einfach darauf zu hoffen, die Zeiten werden von allein sich ins Bessere bekehren. Oh nein, so funktioniert dies große Spiel, genannt Leben, leider nicht.

Bitte geh mit mir noch ein paar Schritte,…

So bitte beachte, bei all den unzähligen Fallstricken des erschaudernden Dramas, auch die wunderbar frechen Kühnheiten, die dies Leben immer wieder in seinen kleinen ahnungsvollen Nischen, als eine federleichte Utopie des Besseren, mit sich trägt, umso jenem von übergeordneten Zwängen zerrissenen Daseins gewitzt vorzuführen, was wahrhaftig sein könnte.

…und dann noch ein paar Schritte mehr.

So vertraue mir in meiner Gewissheit, dass der Anlegekai an jenem ewigen Hafen, weit hinter dem grauen Horizont aus Traurigkeit, Dein Ankommen noch lange nicht erwartet, oh nein! Denn die Pflastersteine dieses Erlöserweges hier sind für Dich bereitet, und es würde mich mit Stolz erfüllen, ihn mit Dir beschreiten zu dürfen. So lass uns jetzt gerne noch einen Moment ruhen, im Angesicht reflektierender Träume voll der Hoffnung,…

…aber bitte geh mit mir noch ein paar Schritte, und dann noch ein paar Schritte mehr, 

um schließlich freudig nach dieser Utopie des Besseren Ausschau zu halten.

Lass uns einfach in Bewegung bleiben.


Titelbilddrabbitod / Pixabay

 

 

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