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Zeichen setzen: Für Moral und Ethik

Der Linzer Bundesliga-Verein LASK hat für die Spielsaison 2024/25 Jerome Boateng verpflichtet – einen erfolgreichen Fußballer und verurteilten Straftäter. 

Ein Kommentar von Josef Stingl

Jerome Boateng ist unbestritten ein Spieler mit einer beeindruckenden Profi-Biografie: Bayern München, Olympique Lyon, Manchester City. Weniger ruhmreich scheint sein Umgang mit seinen Lebenspartnerinnen. Schon vor seiner LASK-Verpflichtung war bekannt, dass der Spieler – damals noch nicht rechtskräftig – wegen Körperverletzung und Beleidigung gegen seine Ex-Partnerin verurteilt worden war. Ebenso wird medial und im Netz auch im Zusammenhang mit dem Selbstmord einer weiteren Ex-Freundin immer wieder über seine Gewaltbereitschaft gemunkelt.

Heuer wurden in Österreich bis jetzt 18 Femizide und 29 Fälle von schwerer Gewalt an Frauen (Stand: 26.8.2024) öffentlich. In einer solch geladenen Stimmung einen Spieler mit “GEWALTigen Liebesbeweisen” an ehemaligen Partnerinnen zu verpflichten, ist widerlich und unverantwortlich. Denn schon im Vorfeld erklärte LASK-Präsident Siegmund Gruber, dass Boateng, ob Urteil oder Freispruch, auf jeden Fall für den Club spielen werde.

Im Juli diesen Jahres wurde Jerome Boateng rechtskräftig zu einer bedingten Geldstrafe wegen Körperverletzung an seiner Ex-Partnerin verurteilt und durfte tatsächlich letztes Wochenende beim Spiel gegen die “Salzburger Dosen” erstmals das LASK-Bundesliga-Dress überstreifen – er wurde in der Schlussphase ins Spiel gebracht. Sensibler als der LASK-Vorstand auf Gewalt gegen Frauen reagierten positiverweise die Fans. Sie goutierten Boatengs Einwechslung und jeden Ballkontakt seinerseits mit einem lautstarken Pfeifkonzert.

Aber nicht nur in Österreich, auch in der 1. Bundesliga beim deutschen Nachbarn herrscht Aufregung. Dort geht es nicht um die Verpflichtung eines gewaltbereiten Spielers, sondern um die Komplizenschaft des BVB mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall. Ein Euro-Regen der Waffenlobby erleichtert  der Vereinsführung prestigeträchtige, millionenschwere Profi-Käufe und -Gagen. Das Foul á la “Kohle sticht Moral” kommt der Ampel mehr als gelegen, will sie ja die  Waffenlobby endgültig gesellschaftsfähig sehen. Ein Beweis dafür ist die grüne Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Nordrhein-Westfalen): “Für die Sicherung von Demokratie und Freiheit braucht es eine Offensive der Rüstungsindustrie.”

Auch in Dortmund sind die Fans sensibler als der “professionelle” Vorstand: Beim Champions-League-Finale, bei den Vorbereitungsspielen und zum Liga-Auftakt protestierten die Fans mit Transparenten wie “Wir lassen uns nicht vor euren Panzer spannen”, “20 Millionen Euro voll mit Blut”, “Borussia verbindet, Rheinmetall tötet” oder “Scheiß Rheinmetall-Deal!”. 


TitelbildTheDigitalArtist / Pixabay

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