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Ein anderes Wirtschaften ist nötig und möglich

Das Buch „Wirtschaftswende“ von Hans Holzinger zeigt, dass es eine Vielzahl an Neuansätzen gibt und dass wir vor großen Herausforderungen stehenSonntag ist Büchertag (+ Gewinnspiel)

Hans Holzinger, Wirtschafts- und Sozialgeograph (Foto: Carmen Bayer)

Dreißig Jahre zeichnete der Wirtschafts- und Sozialgeograph Hans Holzinger als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Salzburger Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen für die Bereiche Nachhaltiges Wirtschaften und neue Wohlstandsmodelle verantwortlich. In seinem neuen Buch „Wirtschaftswende“ zieht er Bilanz. Ein anderes Wirtschaften ist nötig und es ist auch möglich, so seine Überzeugung. Das Buch von Holzinger macht deutlich, dass es mittlerweile zahlreiche Transformationsansätze gibt, und es beschreibt, wie die Wirtschaftswende gelingen könnte. Es richtet sich an ein breites Publikum, um die Zukunftsvorschläge über die Fachwelt hinaus bekannt und diskutierbar zu machen. Der Autor benennt die Nichtnachhaltigkeit unserer aktuellen Wirtschafts- und Lebensweise, er skizziert aber insbesondere die vielen Neuansätze in den Bereichen Energie und Ernährung, Mobilität und Stadt, Finanzen und Steuern sowie Unternehmen und Konsum. Deutlich wird, was all diese notwendigen Wenden mit unserer Wirtschaft zu tun haben. 

Der Umbau des Ernährungssystems ist nötig, um unsere Böden wieder zu regenerieren und wertvolle Lebensmittel für alle zur Verfügung zu stellen. Die Energie- und Mobilitätswende wird Green Jobs schaffen, während wir zugleich die Fosslibranche drastisch zurückfahren müssen. Fahrradstädte erhöhen nicht nur die Lebensqualität für die Bewohnenden, sondern helfen auch den Kommunen Geld zu sparen, wie Studien zeigen. Erste Unternehmen machen vor, wie gemeinwohlorientiertes, wachstumsunabhängiges Wirtschaften möglich ist. Neben zahlreichen Projekten aus der Zivilgesellschaft beschreibt Holzinger auch Neuansätze, die es bereits in die Politik geschafft haben, etwa die von der EU angestoßenen Lieferkettengesetze, die erweiterte Berichtspflicht für größere Unternehmen, erste Ansätze für eine globale Mindestbesteuerung von Konzernen oder die neuen EU-Rahmenrichtlinien für den Übergang zu Kreislaufwirtschaften. Notwendig werde auch eine fairere Verteilung des Erwirtschafteten: Im Buch vorgestellt werden etwa Vorschläge für bessere Vermögens- und Erbschaftssteuern sowie die Unterbindung von Steuerflucht, aber auch innovative Konzepte wie ein Erbe für alle sowie neue Ansätze einer Grundversorgung.

Dass Transformationen anstehen, zeigt Holzinger schließlich an den aktuell diskutierten makroökonomischen Konzepten von Green Growth und Degrowth, die er in Bezug auf Plausibilität, Wünschbarkeit und Umsetzungschancen prüft. 

Ein notwendiger Wandel geschehe dabei nicht auf Knopfdruck, angestoßen von einer Kommandozentrale, sondern erfordere das „Drehen an vielen Schrauben – größeren und kleineren.“ Eine stärkere Heranziehung der Vermögenden zur Finanzierung der öffentlichen Aufgaben sei dabei unerlässlich und Mehrheiten dafür werde es in Zukunft geben können. Denn weder Überreichtum noch Überkonsum seien zukunftsverträglich. Kein Land könne Wohlstand ohne Wachstum schaffen, doch kein Land könne die ökologischen Probleme mit Wachstum lösen, so Holzinger: „Wenn Wachstum ein Ersatz für Verteilung war, dann ist Verteilung ein Ersatz für Wachstum.“

Die Stärke offener Gesellschaften sieht der Nachhaltigkeits- und Transformationsexperte im offenen Diskurs über plurale Zukunftsstrategien. Am Ende plädiert er für eine Wirtschaft, die die Potenziale freier Märkte nutzt, zugleich aber die Sicherung der Grundbedürfnisse unter Einhaltung der ökosystemischen Grenzen in den Mittelpunkt stellt. Sein Fazit: „Eine moderne Bedarfsökonomie, die (wieder) den Gebrauchswert der Güter in den Mittelpunkt stellt, würde uns nicht schlechter leben lassen, aber zukunftstauglich.“ Entscheidend wird in jedem Fall sein, die Wirtschaft sowie die öffentlichen Haushalte geplant und schrittweise aus der Wachstumsabhängigkeit zu führen, um Wirtschafts- und Lebensweisen innerhalb der planetaren Grenzen sicherzustellen. Nach dem Motto: „Degrowth by design, not by desaster“. Gelingt dies nämlich nicht, dann werden die ökologischen Folgekosten den Wohlstand auffressen – Arbeit gibt es auch dann, aber eben jene, um nach den Klimaschäden wieder aufzuräumen.

Hans Holzinger: Wirtschaftswende.
Transformationsansätze und neue ökonomische Konzepte im Vergleich.
München: oekom 2024.
ISBN: 978-3-98726-102-2
Softcover, 416 Seiten


Dieses Buch gibt es zu gewinnen!

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Um teilzunehmen, schreib einfach ein E-Mail mit dem Betreff „Sonntag ist Büchertag” mit deinem Namen und deiner Anschrift an gewinnspiel@unsere-zeitung.at und mit etwas Glück findest du das Buch bald in deinem Postkasten. Teilnahmeschluss ist der 25.08.2024. Der*die Gewinner*in wird per E-Mail benachrichtigt.

Teilnahmebedingungen Gewinnspiel:
Teilnahmeberechtigt sind Personen ab dem vollendeten 18. Lebensjahr. Schriftverkehr und Rechtsweg sind ausgeschlossen. Der Gewinn ist nicht in bar auszahlbar. Eine mehrmalige Teilnahme ist nicht möglich. Die Auslosung erfolgt unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Datenschutz:
Die Teilnahme am Gewinnspiel erfordert die Angabe personenbezogener Daten. Der*Die Teilnehmer*in erklärt sich ausdrücklich damit einverstanden, dass die von ihm*ihr übermittelten Daten vom Verein “Unsere Zeitung – DIE DEMOKRATISCHE” (Gentzgasse 17/3/4, 1180 Wien) für die Durchführung und Abwicklung des Gewinnspiels erhoben und verarbeitet werden dürfen. Der Widerruf der Datenverwendung ist jederzeit per E-Mail an redaktion@unsere-zeitung.at unter der Angabe des Betreffs „Widerruf Gewinnspiel“ möglich.


Titelbild: „Wirtschaftswende“ von Hans Holzinger, Hintergrundbild: Luisa Grabenschweiger

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