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Peru: Misstrauensvotum gegen Bildungsminister und Frauenministerin

Beide Politiker*innen banalisieren Kindesmissbrauch als „kulturelle Praxis“ und blieben trotz Einladung einem Koordinationstreffen fern.

Von Servindi / NPLA

Seit Jahren erleben Kinder der Awajún und Wampís in der Amazonas-Provinz Condorcanqui sexualisierte Gewalt. Die Parlaments-Kommission der Anden-, Amazonas- und afro-peruanischen Völker hat aus diesem Grund eine Sitzung einberufen und Vertreter*innen aus der Politik dazugebeten, doch weder Morgan Quero (Bildungsminister) noch Ángela Hernández (Frauenministerin) erschienen. Nun wurde ein Misstrauensantrag eingereicht. Die CPAAA unter dem Vorsitz der Kongressabgeordneten Ruth Luque hatte die beiden Minister*innen eingeladen, um die Gefährdung von Awajún- und Wampís-Kindern anzusprechen, die von Fällen sexueller Gewalt durch ihre Lehrer berichteten. Der Misstrauensantrag wurde von den Kongressabgeordneten Ruth Luque, Flor Pablo und Susel Paredes unterzeichnet. Die drei Politikerinnen verbrachten mehr als sechs Stunden mit Sprecher*innen der Awajún und Wampís sowie mit Beamt*innen des Innen-, Bildungs- und Kulturministeriums.

Hohe Zahl von HIV-Infektionen bei Kindern

„[Morgan Quero] kümmert sich nicht angemessen um sein Amt, stattdessen beschäftigt er sich mit Aufgaben, die ihm nicht zustehen, z.B. die rechtliche Vertretung der Präsidentin in persönlichen Angelegenheiten“, heißt es in dem Misstrauensantrag. Die Abwesenheit der Ministerin und ihres Kollegen wurde von der Legislative als diskriminierender Affront gegenüber den Kindern der Awajún- und Wampis-Gemeinschaften gewertet, da sie trotz der Schwere des Sachverhalts nicht der Einladung der Kommission gefolgt waren. In den letzten zehn Jahren wurden mehr als 500 Fälle von sexueller Gewalt gegen indigene Kinder durch ihre Lehrer gemeldet, und es wurde eine hohe Zahl von HIV-Infektionen unter diesen Kindern festgestellt. Sowohl Morgan Quero als auch Ángel Hernández bezeichneten jedoch sexuelle Gewalt gegen indigene Kinder als „kulturelle Praxis“, was von indigenen und Menschenrechtsorganisationen heftig kritisiert wurde.


Dieser Beitrag erschien am 29.06.2024 auf npla.de, lizensiert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international. Originalartikel: servindi.org

Titelbild: Den Spitzenpolitiker*innen wird vorgeworfen, sich zu den Missbrauchsfällen wie die „wise monkeys“ zu verhalten: Nichts hören, nichts sehen und am besten auch nicht drüber reden. Foto: Nams 82 via flickrCC BY 2.0

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