Der Planet ist erschöpft: Zeit zum Handeln!
Am 7. April war der Erdüberlastungstag für Österreich. Sollten wir nicht stärker alarmiert sein und in Aktion treten, wenn unsere Lebensgrundlage, unser Planet Erde, erschöpft ist?
Ein Gastbeitrag von Ilse Kleinschuster
Der Erdüberlastungstag – oder auch ‚Welterschöpfungstag‘ – wird von der Organisation Global Footprint Network erhoben und zwar als jener Tag des laufenden Kalenderjahres, an dem die menschliche Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen das Angebot und die Kapazität der Erde zur Reproduktion dieser Ressourcen in diesem Jahr übersteigt. Im vergangenen Jahr war das am 2. August. Für das heurige Jahr wurde dieser weltweite Overshoot Day noch nicht prognostiziert. Nur für jeweils einzelne Länder der Welt wurde er bereits bekanntgegeben. So ist es zum Beispiel der 11. Februar für Katar, der 7. April für Österreich und der 24. November für Ecuador und Indonesien. Klar nachvollziehbar ist demnach, dass der durchschnittliche Lebensstil in Österreich nicht ganz so ressourcenverbrauchend wie in Katar ist, aber wesentlich mehr Ressourcen als in Ecuador und Indonesien verbraucht.
Sollten wir demnach nicht stärker alarmiert sein und in Aktion treten, wenn unser Planet derart erschöpft ist? Um den Ressourcenverbrauch Österreichs Tag für Tag zu senken, gäbe es viele leicht umsetzbare Möglichkeiten, erklärt uns die bundesstaatliche Umweltberatung auf ihrer Webseite. Da finden sich Tipps für uns als Bürger*innen ganz persönlich! Also zum Beispiel für Leute, die einen Garten, einer Terrasse oder Balkon haben, wie „mit torffreier Erde in die Gartensaison zu starten wäre (es kann auf den Mistplätzen der MA 48 Kompost gratis abgeholt werden, und es gibt dort die torffreie Erde „Guter Grund“ zu kaufen). Weiters wird UNS „Reparieren statt Wegwerfen“ empfohlen, (dazu der Hinweis auf eine Veranstaltung, die ‚repair.fair‘ der Stadt Wien, bei der diesmal das Reparaturnetzwerk sein 25-jähriges Jubiläum feiert). Dann werden wir noch darauf hingewiesen wie wir beim Duschen Wasser sparen können (der 10-minütige Sparduschkopf macht’s möglich!) und nicht zuletzt wird uns empfohlen, uns doch nicht billige neue Kleidungsstücke zu kaufen, sondern stattdessen in Seondhand-Shops oder Kleidertauschbörsen zu gehen.
Da kommt vielleicht mancher Hinterwäldler aus dem Staunen nicht heraus, was er doch alles so tun könnten, um sein Quäntchen zur Emissionsverringerung beizutragen! Nur, ehrlich gesagt, soweit ich informiert bin, tut sich auf dem Sektor „individueller Leistungen zum Klimaschutz“ ohnedies schon sehr viel. Was hat sich doch da in den letzten Jahren nicht schon alles entwickelt: Lokalmärkte, Food Coops, gemeinschaftsunterstützte Landwirtschaft (CSA), Slow Food Bewegungen, sowie Obst- und Restebörsen. Im Mobilitätsbereich Pkw- und Fahrradleitsysteme, Shared-Space-Lösungen in den Ortschaften und Slow-City-Bewegungen.
Seit 2012 gibt es die „Strategie zur Anpassung an den Klimawandel“, von Österreich als eines der ersten Länder in der EU umgesetzt. Vor Jahren wurde es aktualisiert und umgesetzt in enger Zusammenarbeit mit Bund und Ländern. Der staatliche Klima- und Energiefonds unterstützt seit 2018 Modellregionen durch Beratungsleistungen, die sog. Klima- und Energiemodellregionen. Davor gab es schon Gemeinschaftskraftwerke und Klimabündnisgemeinden, e5-Gemeinden. Seit vielen Jahren haben die „Transition-Towns-Bewegten“ versucht, sich in Österreich zu etablieren. Aber vor allem haben großartige soziale Innovationen wie die Solidarwirtschaft und Gemeinwohlökonomie mit ihren nachhaltigkeitsorientierten Ansätzen schnell Fuß gefasst und haben erstaunliche Erfolge in Bezug auf mehr Zusammenhalt, mehr Hilfsbereitschaft und mehr Verständnis in der Bevölkerung erzielt.
Was ich damit sagen will? Statt das Augenmerk auf all das, was da bereits an menschlichem Verhalten in Bezug auf mögliche Veränderungen im praktischen Lebensbereich der einfachen Menschen vor sich gegangen ist, zu lenken, lassen Politik und Wirtschaft (vor allem die Industrie) vielfach ihre Aufmerksamkeit durch technologische Innovationen ablenken. Die klingen zwar oft verblüffend einfach, sind aber in ihren nachhaltigen Auswirkungen kaum abschätzbar. Viele der nicht-naturbasierten Lösungen helfen uns nicht aus der Klimakrise, sondern verschärfen sie oft nur, solange wir uns nicht als vernünftige, menschliche Wesen der Natur verwandt fühlen.
Ich glaube, es wäre fatal, wenn wir weiter mit einem technozentrierten Blick lediglich den technischen Austausch der Energiequellen von den fossilen hin zu den sich selbst erneuernden, solarbasierten Energiequellen sehen. Aber diesbezüglich hat ja schon ein starkes Umdenken eingesetzt. Jetzt ist es an der Zeit, dass wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf die ‚Not-wendigkeit‘ lenken – was laut letzter Erkenntnisse auch vieler Wissenschaftler*innen für erforderlich gehalten wird -, dass sich die Wirtschaft an ökologischer, statt ökonomischer Effizienz ausrichten müsse.
Ich möchte hier den Blick in erster Linie auf den IPCC-Bericht lenken, der „disruptive Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur fordert“ (dieser sechste Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change der Vereinten Nationen ist eine systematische Übersichtsarbeit zum Forschungsstand der Klimaforschung).
Nicht zuletzt aber auch auf den neuen Bericht des Club of Rome, in dem deutlich konstatiert wird, dass „sich im kommenden Jahrzehnt die schnellste wirtschaftliche Transformation der Geschichte vollziehen muss“. Der Präsident des Club of Rome, Hannes Swoboda sagt, der Bericht mache klar, dass „die Wirtschaft der Ärmsten wachsen darf“. Damit wird auch all jenen eine Absage erteilt, die generell für ein Ende des Wachstums plädieren. Aber natürlich fordern die Autor*innen ein „anderes“ Wachstumsmodell ein, nämlich ein faires und umweltverträgliches. Der Bericht an den Club of Rome macht aber auch klar: „die Wirtschaft der Ärmsten darf wachsen.“
Der 7. April war (vor)gestern! – machen wir uns also an die Arbeit und versuchen wir doch gemeinsam den Welterschöpfungstag nach hinten zu verschieben – nicht nur zum Wohl der ERDE, sondern zum Wohle von uns allen und unseren Nachkommen!
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Titelbild: Tobias Rademacher auf Unsplash
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