Drogenhandel trägt zur Abholzung des Amazonas bei
Im Amazonasbecken weiten Drogenkartelle ihre Aktivitäten weiter aus, wodurch Gewalt, Abholzung der Wälder und weitere Probleme für die Umwelt zunehmen, heißt es in einem UN-Bericht.
Im Amazonasbecken weiten Drogenkartelle ihre Aktivitäten weiter aus, wodurch nicht nur die Gewalt, sondern auch die Abholzung der Wälder und weitere Probleme für die Umwelt zunehmen. Die Aktivitäten der kriminellen Organisationen „werden mit Fällen von Korruption, Erpressung, Betrug und Geldwäsche in Verbindung gebracht und stellen ein potenziell lebensbedrohliches Risiko für die indigene Bevölkerung dar“, heißt es in dem 182-seitigen Bericht des Internationalen Suchtstoffkontrollrats der UN (spanisch Junta Internacional de Fiscalización de Estupefacientes, JIFE), der am 5. März vorgelegt wurde.
Darüber hinaus stehen diese Aktivitäten auch in Zusammenhang mit „Morden, gewalttätigen Übergriffen, sexualisierter Gewalt und Zwangsarbeit im Amazonasgebiet“, heißt es weiter in dem Bericht.
„Diese Vielzahl an Problemen wirkt sich auch auf die Umwelt aus. Das Phänomen der narcodeforestación (Entwaldung durch Drogenanbau, Anm. d. Red.) bedroht den größten Regenwald der Welt und betrifft indigene Völker unverhältnismäßig stark.“ Der illegale Drogenanbau findet meist in abgelegenen Gebieten mit empfindlichen Ökosystemen statt, mit beträchtlichen Auswirkungen auf Umwelt und Biodiversität.
Der illegale Anbau von Kokasträuchern ist im Jahr 2022 in Kolumbien um 13 Prozent und in Peru sogar um 18 Prozent angestiegen. In Bolivien ging die Anbaufläche für illegalen Kokaanbau hingegen um zwei Prozent zurück.
Verbindungen zum Waffenhandel
Der Bericht zeigt auf, dass der Drogenhandel zunehmend Verbindungen zum Waffenhandel in Zentralamerika und der Karibik hat, was ein ernstes Problem für die Stabilität und Sicherheit in der Region darstellt. Darüber hinaus wird auf den Mangel an aktuellen Studien über den Drogenkonsum hingewiesen. Die nationalen Strategien zur Drogenbekämpfung seien vermutlich nicht auf dem neuesten Stand, heißt es.
In Mexiko geht der illegale Anbau von Cannabis und Schlafmohn mit illegalem Holzeinschlag einher; davon besonders betroffen ist die Region Sierra Madre Occidental. In Nordamerika hält die Opioidkrise an, die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit anderen synthetischen Opioiden als Methadon überschritt im Jahr 2021 die Marke von 70 000.
Verkauf über soziale Medien
Für den weltweiten Verkauf illegaler Drogen nutzen Händler*innen modernste digitale Technologien, Soziale Medien und Desinformation. Aus diesem Grund empfiehlt der Bericht Kampagnen zur Drogenprävention, die vertrauenswürdigen Informationen auf den beliebtesten digitalen Plattformen anbieten.
„Wir sehen, dass der Drogenhandel nicht nur im Darknet stattfindet. Auch legale E-Commerce-Plattformen werden von Kriminellen ausgenutzt“, sagt Jallal Toufiq, Vorsitzender des Kontrollrats.
Kriminelle Banden nutzen die Möglichkeit, über Soziale Medien weltweit ein großes Publikum zu erreichen und machen sie somit zu einem Marktplatz für den Drogenhandel. Der Kontrollrat betont in diesem Zusammengang, dass von Algorithmen gesteuerte unangemessene und irreführende Inhalte auch für Kinder und Jugendliche zugänglich sind.
Rückgang der Heroinproduktion
Zwar sind der Anbau von Schlafmohn und die Heroinproduktion nach dem Drogenverbot der Taliban in Afghanistan deutlich zurückgegangen, so die Autor*innen. Dafür hat der Handel mit Methamphetamin in Südasien zugenommen, was mit der Herstellung in Afghanistan zusammenhängt.
Die Zahl der Beschlagnahmungen von Kokain erreichte im Jahr 2021 in West- und Zentralafrika, einer der wichtigsten Transitregionen, ein Rekordniveau. Und die pazifischen Inselstaaten haben sich von bloßen Durchgangsstationen auf den Routen des Drogenhandels zu Zielmärkten für synthetische Drogen entwickelt.
Schwierige Rückverfolgbarkeit von Geschäften
Weitere Trends im Zusammenhang mit dem Drogenhandel sind die Verwendung von Verschlüsselungsmethoden für Kommunikation und Transaktionen sowie das anonyme Surfen im Darknet. Zahlungen in schwer zu verfolgenden Kryptowährungen erschweren die Arbeit der Staatsanwält*innen.
Der Bericht des Kontrollrats zeigt auch, dass Drogenhändler*innen ihre Aktivitäten in Regionen verlagern, in denen die Strafverfolgung weniger streng oder die Strafen geringer sind. Dabei werden häufig Länder gewählt, die kein Auslieferungsabkommen haben.
Die jüngsten Daten zeigen auch, dass die Online-Verfügbarkeit von Fentanyl das Risiko tödlicher Überdosierungen erhöht. Fentanyl macht um ein Vielfaches stärker abhängig als Heroin und andere synthetische Opioide.
Die Gefahren von Online-Apotheken
Telemedizin und Internetapotheken stellen ebenfalls eine Gefahr dar. Sie können zwar den Zugang zur Gesundheitsversorgung verbessern, doch illegale Online-Portale, die Arzneimittel rezeptfrei direkt an die Konsument*innen verkaufen, bergen auch Gesundheitsrisiken für die Verbraucher*innen. Der weltweite Handel mit illegalen Arzneimitteln wird auf 4,4 Mrd. USD geschätzt. In vielen Fällen ist es für die Verbraucher*innen unmöglich zu wissen, ob es sich bei den gekauften Arzneimitteln um gefälschte, verbotene oder illegale Arzneimittel handelt.
Um die Online-Bedrohung zu bekämpfen, fordern die Autor*innen des Berichts, dass Internetplattformen genutzt werden sollten, um das Bewusstsein für Drogenabhängigkeit zu schärfen und öffentliche Präventionskampagnen zu unterstützen, die sich insbesondere an junge Menschen richten.
Angesichts der globalen Herausforderung müssten die Länder zusammenarbeiten, um die neuen Bedrohungen zu erkennen und darauf zu reagieren, so der Ausschuss, dessen 13 Mitglieder vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen gewählt werden.
Mit Informationen von: https://news.un.org/es/story/2024/03/1528147
Übersetzung: Lena Tschech
Dieser Beitrag erschien am 07.03.2024 auf npla.de, lizensiert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international. Originalartikel: servindi.org
Titelbild: Gerodeter und abgebrannter Wald in der Gemeinde Apui im nordbrasilianischen Bundesstaat Amazonas. Foto: Bruno Kelly/Amazônia Real auf Flickr / CC BY-NC-SA 2.0 DEED