Eine nachhaltige Wirtschaft ohne Armut und Ungleichheit
„Die Ungleichheitskehrtwende“ – Hauptthema der Earth4All-Konferenz in Salzburg – ist mehr als nur eine Diskussion. Sie soll ein Aufruf zum Handeln sein. Es geht darum, gemeinsam eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft zu gestalten.
Ein Gastbeitrag von Ilse Kleinschuster
Am 5. März 2024 findet an der Universität Salzburg in Kooperation mit der FH Salzburg, der Universität Mozarteum und dem UniNEtZ Projekt die Veranstaltung zur Kehrtwende „Ungleichheit“ statt. Unter dem Titel “Die Ungleichheitskehrtwende: Dividenden teilen“ beschreibt der Bericht die Probleme der wirtschaftlichen Ungleichheit, die Hebel, die zu einem Giant Leap zu mehr Gleichheit führen würden, sowie Hürden und Hindernisse auf diesem Weg.
In einer Zeit, wo jahrzehntelang vonseiten der Wirtschaft kaum Wert auf Wohlbefinden oder mehr Freizeit gelegt worden ist, wird das Wirtschaftswachstum, gemessen als Veränderungsrate des Bruttoinlandsproduktes, gemeinhin noch immer als Erfolgskriterium benutzt. Alle derzeitigen Sozialproduktvergleiche sind Vergleiche zweier unter der Befolgung bestimmter Regeln in Geld veranschlagter Güterkombinationen, also zweier Geldsummen, durch die man manchen Aufschluss erhalten kann, wenn man ihre Berechnungsmethode kennt. Sie geben aber keinen Einblick in „Nutzen“ oder „Befriedigung“.
Und es ist kein Wunder, dass seit dem Bericht an den Club of Rome im Jahre 1972, „Die Grenzen des Wachstums“, sich die weltweite Wirtschaftslage zum Schlechteren geneigt hat, ja – wie manche sagen, vor dem Kollaps steht. Spät aber doch wurde auch in liberalen Wirtschaftskreisen erkannt, dass es dringend notwendig geworden ist, dem Naturverbrauch im Wirtschaftswachstum Grenzen zu setzen. Nun hat sich die Gemeinschaft von Wirtschafts- und Klimaexperten, aber auch von Sozial- und Naturwissenschaftlern (Millenium-Institut) entschlossen einen neuen Bericht an den Club of Rome herauszubringen, sozusagen einen Überlebens-Ratgeber für die Weltgesellschaft auf unserem begrenzten Planeten, genannt EARTH FOR ALL. Das Buch wurde ein Bestseller – es zeigt auf, dass der „Elefant im Raum die Ökonomie ist“. Nun, vielleicht nicht allzu neu, oder doch?
Hier werden nämlich Szenarien aufgezeigt, auf die man hätte schon viel früher reagieren müssen („too little, too late“ u.a.) Es sei Greta gedankt, dass eine laute, kritische Erkenntnis der Notlage durch die Fridays-Bewegung starken Rückenwind bekommen hat. Die öffentliche Erregung bereitete entsprechende Kampfzonen vor. Ich meine, heute würden doch schon viel mehr Menschen für einen nachhaltigeren Lebensstil, ein nachhaltigeres Wirtschaften und Handeln eintreten, ja manche auf die Barrikaden klettern bzw. sich auf die Straße kleben, als noch vor ein paar Jahren.
Es gibt auf der wirtschaftspolitischen Ebene immerhin schon einige generationsübergreifende Bewertungsstrategien und -modelle, die den Unternehmern und Konsumenten helfen, sich den Wählerwünschen im Sinne einer Beschleunigung des Wandels anzupassen. Aber, nicht genug – vor allem nicht schnell genug, um das hier gewünschte Szenario zu erreichen, braucht’s einen Riesensprung – „a Giant Leap“ – so die Mitglieder des Club of Rome.
Nun ist von der internationalen Earth4All-Initiative, die sich unter anderem für eine transformatorische Wohlergehensökonomie (wellbeing-economy) einsetzt, eine Einladung an Österreich ergangen, seit Herbst 2023 ein nationales Engagement anzugehen. Ein systemdynamisches Modell und Storytelling soll als Kommunikationskonzept dienen. Jede:r soll verstehen, wo er mit seinen Zielen steht und wie er zumindest ein Stück des Weges mitgehen kann. Es geht hier nicht nur um Forschungsarbeit (footprint-Indikatoren etc.), sondern um Anwaltschaft, um Breitenwirkung, zielgerichtete Umsetzung und vor allem um Kooperation und Kommunikation.
Es ist zu hoffen, dass diese Konferenz von Erfolg gekrönt ist, das heißt, dass sie möglichst viele Menschen in Österreich auf den Weg in Richtung Wohlergehensökonomie, sozusagen einem Wachstum im Wandel mitnimmt, denn erst dann kann der Kreislauf eines extraktiven Wirtschaftssystems verlassen werden, so dass es nicht nur zirkulär, sondern auch regenerativ wird. Ja, ich bin zuversichtlich, dass dann Armut und Ungleichheit verringert werden und möglichst vielen Menschen ein ‚Gutes Leben‘ ermöglicht werden kann.
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Titelbild: Karsten Würth auf Unsplash
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