Frauen aus der Ukraine erzählen (Buchtipp + Gewinnspiel)
Zwölf Frauen aus der Ukraine, die in Oberösterreich eine vorübergehende oder dauerhafte Heimat gefunden haben, teilen ein Stück ihrer Lebensgeschichte. Sie schreiben über Erinnerungen, Wünsche, Geschichten von Krieg und Vertreibung, aber auch von Gastfreundschaft, Hoffnung und Zuversicht. – Sonntag ist Büchertag (+ Gewinnspiel)
Von Eva Daspelgruber
Die Geschichten sind so unterschiedlich wie die Frauen selbst. Was sie eint, ist, dass sie alle aus der Ukraine nach Österreich gekommen sind. Die meisten aufgrund der Geschehnisse, die am 24. Februar 2022 ihren Anfang oder – je nach Sichtweise und Wohnort – ihre Fortsetzung nahmen.
Ich hatte bereits zwei Bücher mit Frauengeschichten erstellt und der Auftrag für ein Buch mit Storys von Frauen aus der Ukraine freute mich sehr. Nach Einlangen einer Geschichte traf ich mich mit jeder Frau zur Besprechung bzw. Korrektur – eine sehr schöne und interessante Aufgabe. Nun kann ich endlich das Buch in gedruckter Form in Händen halten.
Alina erzählt darin, wie die Ereignisse ihr Leben für immer in ein „Vorher“ und ein „Nachher“ teilten. Ich saß in der Küche von Eva, die von allen Seiten mit der Frage nach ihren Plänen konfrontiert wurde. „Leben!“ war ihre einzige und simple Antwort darauf. Ich trank Kaffee mit Natalya, die beim Ausbruch des Krieges in China lebte. Sie rettete ihre Eltern aus dem Heimatland und fand mit ihnen im Stift Lambach eine vorübergehende Bleibe, für die sie für immer dankbar sein wird.
Ich traf Kateryna, eine Mathematikerin, die nun in Linz ihre Forschungen zum Phänomen des „toten Wassers” fortsetzt und deren Leben aus zwei Teilen besteht – wie die von ihr beforschten Schichten im Ozean. Olena musste bereits 2014 zum ersten Mal fliehen – von der Krim nach Kyiv und dann weiter in die Europäische Union, mit den Stationen Paris und Linz.
„Plötzlich erwachsen“ heißt die Geschichte von Mariia, die sich kurz nach ihrem 18. Geburtstag vor Raketen im Keller verstecken musste und dann Saporischschja verließ. Lachen musste ich, als mir Oksana erzählte, dass ihr Sohn im Alter zwischen zwei und drei Jahren nur mit österreichischen Jodelvideos einschlafen konnte und sie in Linz im Rahmen eines Konzertes eines dieser Lieder hörte und wiedererkannte.
Dieses Buch gibt es zu gewinnen! Alle Infos dazu am Ende des Artikels.
Irynas Vergleich mit Bergsteigern, die an einem Seil hängen, das nicht alle halten kann, berührte mich tief. Der Letzte müsse das Seil durchschneiden, um das Leben der anderen zu retten, schreibt sie. Doch sie musste das Seil unter sich durchtrennen, da ihre Kinder nicht ohne sie sein können.
Die letzten drei Geschichten des Buches stammen von Frauen, die schon mehrere Jahre in Österreich verbringen. Iryna landete im Rahmen eines Au-pair-Programms im Februar 2013 in Wien und fand im Mühlviertel ihre große Liebe. Oksana lernte ihren Mann in der Ukraine kennen und schreibt in ihrem Kapitel einen Brief an ihre Tochter. Die Geschichte von Myroslava über ihren verstorbenen Großvater, die einen beim Lesen in einen Garten mit vielen Gerüchen versetzt, rundet das Buch ab.
Ein Beispiel des kleinen Einblicks in die Lebens- und Gedankenwelt ukrainischer Frauen in Österreich, den das Buch ermöglicht, gibt dieser (anonym eingereichte) Text:
Was habe ich in meinem Leben?
Diese Frage beschäftigt jeden Menschen, der etwas Wertvolles verloren hat: einen geliebten Menschen, Status, Eigentum, Arbeit. Auch ich war mit dieser Situation konfrontiert.
Ich hatte ein Haus, einen guten Job, gesunde und glückliche Kinder, einen hohen Status und Respekt in der Gesellschaft. Mein Rat wurde gehört, meine Meinung zählte … das war.
Am 24.02.2022 stand ich vor der Wahl zwischen Leben und Tod. Ich habe lange gezögert, aber nach der Beerdigung des Sohnes meiner Freundin wurde mir klar, dass es besser wäre, schlecht zu leben als gut zu sterben.
Es ist ein sehr unangenehmes Gefühl, wenn ich bitten muss und nicht geben kann. Ich fühle mich wie eine Bettlerin. Ich möchte richtig verstanden werden: Ich floh nicht vor Armut, nicht vor einem schlechten Leben. Ich floh vor dem Tod.
Zurzeit bin ich mir sicher, dass dieser Zeitraum, in dem ich die Möglichkeit habe, auf der Erde zu leben, sehr teuer ist: jede Träne meiner Mutter, jeder Tropfen Schweiß meines Vaters, jeder Tropfen Blut eines Soldaten, der mich beschützt.
Das Leben ist ein großes Geschenk, mit Freude und Leid, mit Glück und Enttäuschung, mit Gesundheit und Schmerzen.
Lebensliebe!
Frauen aus der Ukraine erzählen
Frauenzentrum OÖ der Volkshilfe FMB GmbH
Verlag: Story.one publishing – 80 Seiten, 18 Euro
ISBN: 978-3-7108-3420-2
Dieses Buch gibt es zu gewinnen!
Unsere Zeitung verlost gemeinsam mit dem Frauenzentrum OÖ der Volkshilfe FMB GmbH ein Exemplar von “Frauen aus der Ukraine erzählen”.
Um teilzunehmen, schreib einfach ein E-Mail mit dem Betreff „Sonntag ist Büchertag” mit deinem Namen und deiner Anschrift an gewinnspiel@unsere-zeitung.at und mit etwas Glück findest du das Buch bald in deinem Postkasten. Teilnahmeschluss ist der 04.02.2024. Der*die Gewinner*in wird per E-Mail benachrichtigt.
Teilnahmebedingungen Gewinnspiel:
Teilnahmeberechtigt sind Personen ab dem vollendeten 18. Lebensjahr. Schriftverkehr und Rechtsweg sind ausgeschlossen. Der Gewinn ist nicht in bar auszahlbar. Eine mehrmalige Teilnahme ist nicht möglich. Die Auslosung erfolgt unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Datenschutz:
Die Teilnahme am Gewinnspiel erfordert die Angabe personenbezogener Daten. Der*Die Teilnehmer*in erklärt sich ausdrücklich damit einverstanden, dass die von ihm*ihr übermittelten Daten vom Verein “Unsere Zeitung – DIE DEMOKRATISCHE” (Gentzgasse 17/3/4, 1180 Wien) für die Durchführung und Abwicklung des Gewinnspiels erhoben und verarbeitet werden dürfen. Der Widerruf der Datenverwendung ist jederzeit per E-Mail an redaktion@unsere-zeitung.at unter der Angabe des Betreffs „Widerruf Gewinnspiel“ möglich.
Titelbild: Kunstwerk von der Nichte einer Autorin.
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