Wo ist Nawalny?
Rund zwei Wochen ist es her, dass Anwälte zum letzten Mal Kontakt zu Kreml-Kritiker Alexey Nawalny hatten. Die russischen Justiz-Behörden lassen nur verlautbaren, dass er nicht mehr in dem Lager sei, wo er bislang inhaftiert war. Ist sein Leben in Gefahr?
Von Helmut Ortner
Bis vor wenigen Wochen war Nawalny der prominenteste Gefangene in einem Straflager im Gebiet Wladimir östlich von Moskau. Seitdem fehlt aber jede Spur von Nawalny, der international als politischer Gefangener eingestuft ist. An mehr als 200 Haftanstalten in ganz Russland sei Nawalnys Team bisher herangetreten, ohne den Oppositionellen zu finden, erklärte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch. Auch zu einer weiteren Gerichtsverhandlung gegen ihn war der Kreml-Kritiker nicht erschienen.
Nun sucht das Team von Alexej Nawalny in Russland mit Belohnung nach dem inhaftierten Oppositionspolitiker. »Im Moment haben wir noch Hoffnung, dass irgendjemand uns Informationen geben kann«, sagte Jarmysch. Als Grund für die Verschleppung des Oppositionspolitikers vermutet sie die nahende Präsidentenwahl in Russland, bei der Staatschef Putin sich bestätigten lassen will. »Der Kreml willnicht, dass Alexej in dieser Zeit irgendwelche Statements abgibt. Deswegen bin ich mir sicher, dass Putin den Befehl gegeben hat, Alexej irgendwohin zu transportieren«, sagte Jarmysch in einem ZDF-Interview.
Rechtlich gebe es keine Beschränkungen, wie lange eine Verlegung zwischen zwei Haftanstalten dauern dürfe, sagte sie. Es könne ihm alles zustoßen in dieser Zeit. »Er ist jetzt den Menschen komplett ausgeliefert, die vor drei Jahren versucht haben, ihn zu töten«, befürchtet Jarmysch. 2020 hatte Nawalny nur knapp einen Giftanschlag überlebt, den er dem russischen Geheimdienst zuschreibt.
Nawalny war im Sommer wegen „Extremismus“ verurteilt und seine Haftstrafe auf 19 Jahre erhöht worden. Außerdem wurde seine Überführung in ein Gefängnis mit schärferen Haftbedingungen angeordnet. Nicht nur auf Grund seines fragilen Gesundheitszustands fürchten Menschenrechtsrechts-Organisationen um sein Leben.
Titelbild: Nawalny im Jahr 2017. Foto: Evgeny Feldman, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
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