“System Change”: Ein Dokumentarfilm über Klimaaktivismus
Die Dokumentation “System Change” von Klaus Sparwasser rückt die Perspektive von Klimaaktivist*innen in den Fokus. Es ist ein aufrüttelnder Film, der zum Nachdenken anregt.
Von Julia Margreiter
Medienberichte über Klimaaktivist*innen gibt es mittlerweile zu Genüge, doch kommen diese dabei selten selbst zu Wort. Was treibt sie an, woher nehmen sie ihre Energie für die Protestaktionen und warum ist es so wichtig, dass sie auf die Missstände aufmerksam machen? Regisseur Klaus Sparwasser versucht mit diesem Dokumentarfilm eine emotionale Nähe zu den Aktivist*innen und deren Protesten zu schaffen, die für den Erhalt unseres Planeten und dessen Ökosystem kämpfen.
Der Dannenröder Forst ist ein rund 250 Jahre alter Dauer-Mischwald, der circa 1.000 Hektar umfasst und hauptsächlich aus Buchen und Eichen besteht, die teilweise schon vor der Erfindung der Autos dort wuchsen. In Anbetracht des Klimawandels sind besonders solche Wälder wichtig, da diese besonders gut und viel CO2 binden können. Im November 2020 wurde allerdings ein Teil des Waldes gerodet, um Platz für die geplante Autobahntrasse der A49 zu machen. Dagegen wehrten sich Bürgerinitiativen und Klimaaktivist*innen, die den Wald für circa 3 Monate besetzten, um die Abholzung aufzuhalten. Es wurden Baumhäuser gebaut, mehrere Aktivist*innen lebten in diesem Waldcamp, bis es von der Polizei gewaltvoll geräumt wurde. Bei dieser Räumungsaktion war auch Klaus Sparwasser mit seiner Kamera vor Ort, der die Aktivist*innen, das Camp und die Räumungsaktionen filmisch festhielt.
Auch wenn dieser Protest eine große Rolle im Film spielt, ist es doch nicht der einzige Aspekt, der zu sehen ist. Auch Bilder aus Lützerath ergänzen die Erzählungen von Aktivist*innen und Wissenschafter*innen. Was nicht im Film vorkommt, sind Gegenstimmen. Bei der Österreich-Premiere des Filmes im Filmhaus Spittelberg begründete der Produzent Wolfgang Knöpfler diesen Umstand damit, dass die Klimakrise zu dringlich sei, um Gegenstimmen Platz zu bieten. Diese Gegenstimmen seien ohnehin im täglichen Diskurs vorhanden. Der Film soll den Klimaaktivist*innen eine Plattform bieten, ihre Sichtweise schildern und eine emotionale Annäherung des Publikums zu dem Thema und ihrem Protest aufbauen.
Der Film ist deshalb zwar einseitig, doch rüttelt er auf und regt die Zusehenden zum Nachdenken an. Will man in einer Welt leben, die diese Menschen mit ihren Sorgen und Ängsten alleine lässt und sie sogar kriminalisiert? Im Film spricht Carola Rackete, Biologin und Klimaaktivistin, davon, Gesetze zu brechen und betont dabei, dass wir als Gesellschaft mittlerweile an einem Punkt angekommen sind, an dem das notwendig sei. Sinngemäß heißt das: Entweder halten wir die Klimaversprechungen ein und brechen dadurch politische Versprechen (beispielsweise in Koalitionsabkommen) oder wir halten an den vor Jahren beschlossenen Plänen zum Ausbau des Straßennetzes und Ähnlichem fest und verletzen damit indirekt die Grund- und Menschenrechte. Die Frage stellt sich nun nur mehr, auf wessen Seite man stehen will.
Ein eindrucksvoller Film mit einer klaren Message: Wir müssen den Planeten retten – notfalls auch mit radikaleren Aktionen.
System Change
Klaus Sparwasser | DE 2023 | 90 min
Mit: Carola Rackete, Wolfgang Dennhöfer, Marion Tiemann
Ab Winter 2023/24 in den österreichischen Kinos
Titelbild: Leonhard Lenz, CC0, via Wikimedia Commons
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