“Nichts Schöneres als erheiternde Kunst”
Im Kulturkeller La Marotte in Affoltern am Albis (Schweiz) ist die Ausstellung „Recycling Art“ von Markus Herrmann und Heiri Gantert zu sehen. Herrmann gibt dazu Auskunft.
Interview: Urs Heinz Aerni
Urs Heinz Aerni: In der Ausstellung zusammen mit Heiri Gantert präsentieren Sie eine Kunst, die aus Alltagsgegenständen entsteht. Wie dürfen wir uns die Suchen nach solchen Sachen zwecks Verarbeitung vorstellen?
Markus Herrmann: Es ist eigentlich weniger ein Suchen. Die Sachen – so scheint es mir – machen selber auf sich aufmerksam. Sie „sprechen“ sozusagen. Und sie begegnen einem ja regelmäßig im Alltag.
Aerni: Was macht die Brauchbarkeit der Dinge aus?
Herrmann: Manchmal ist es auch nicht die Sache an sich, sondern eine Eigenschaft des Materials, die fasziniert. Wie zum Beispiel bei den Pet-Flaschen die transparente Farbigkeit, oder beim Verpackungs-Karton die Biegsamkeit oder eben Nicht-Biegsamkeit.
Aerni: Die Materialien stammen vom Altpapier bis zu Plastikabfällen. Könnte Ihre Arbeit auch als eine Appellation für mehr Nachhaltigkeit unserer Konsumgesellschaft verstanden werden?
Herrmann: Es ist tatsächlich ein Anliegen von mir, auf den Wert kleiner, unscheinbarer Dinge aufmerksam zu machen. Auch in ihnen steckt die ganze Entwicklungsgeschichte der Menschheit … und sehr viele menschliche Geschichten. Wenn ich mit meinen Objekten einen Beitrag leisten könnte, dass wir achtsamer und nachhaltiger mit Ressourcen umgehen, wäre das natürlich wunderbar.
Aerni: Ihre Kunst löst auch oft ein erstauntes Lächeln aus. Wird die Ironie bewusst angepeilt?
Herrmann: Der Humor – es muss nicht unbedingt Ironie sein – ist ein phantastisches Mittel, alle Widrigkeiten und Absurditäten der Welt aufzufangen. Ohne Lachen, Lächeln, Schmunzeln wäre unsere Welt kaum auszuhalten. Für mich sollte daher Humor eigentlich überall dazugehören, auch zu meinen Objekten und Geschichten. Es gibt nichts Schöneres, als wenn nach einer Ausstellung alle erheitert nach Hause gehen.
Aerni: Eigentlich macht Ihre Kunst Lust, auch selber anzufangen. Hätten Sie was dagegen?
Herrmann: Auf die Plätze!… Achtung,… fertig,… los!
Markus Herrmann beschäftigt sich spielerisch-forschend mit Gegenständen und Materialien aus dem Alltag: Pet-Flaschen, Draht, Korken, Trinkröhrchen, Wattestäbchen… Aus solchen «Nebensachen» entstehen in beharrlicher Handarbeit bewegte Figuren, Objekte und Szenen. Heiri Gantert präsentiert einerseits lustige, überraschende, teils auch schockierende Werke, vorwiegend aus Zeitschriftenfotos, die durch Aufklappen ein Thema, eine Geschichte darstellen; andererseits zeigt er drehbare Gebilde, vorwiegend aus Plastikabfällen.
Ab 5. Juni 2023 im Kulturkeller La Marotte in Affoltern am Albis (Schweiz, Kanton Zürich)
Titelbild: Pressefoto
DANKE, DASS DU DIESEN BEITRAG BIS ZUM ENDE GELESEN HAST!
Unsere Zeitung ist ein demokratisches Projekt, unabhängig von Parteien, Konzernen oder Milliardären. Bisher machen wir unsere Arbeit zum größten Teil ehrenamtlich. Wir würden gerne allen unseren Redakteur*innen ein Honorar zahlen, sind dazu aber leider finanziell noch nicht in der Lage. Wenn du möchtest, dass sich das ändert und dir auch sonst gefällt, was wir machen, kannst du uns auf der Plattform Steady mit 3, 6 oder 9 Euro im Monat unterstützen. Jeder kleine Betrag kann Großes bewirken! Alle Infos dazu findest du, wenn du unten auf den Button klickst.