Erdüberlastungstag: Österreich lebt auf Kosten zukünftiger Generationen
Ab dem 6. April hat Österreich seine Ressourcen für das Jahr 2023 verbraucht. GLOBAL 2000 fordert Änderungen des Wirtschaftssystems, um den „Earth Overshoot Day“ wieder nach hinten zu verlegen.
Von Moritz Ettlinger
Heute, am 6. April, ist in Österreich der sogenannte „Earth Overshoot Day“ oder „Erdüberlastungstag“. Würden alle Menschen auf der Welt im selben Ausmaß Ressourcen verbrauchen wie wir in Österreich, wären die globalen Ressourcen für das Jahr 2023 bereits heute erschöpft.
Ab sofort „leben wir auf Kosten zukünftiger Generationen“, sagt Anna Leitner, Sprecherin für Lieferketten und Ressourcen bei GLOBAL 2000. „Würden alle so leben wie wir, dann bräuchten wir beinahe vier Planeten, um den Ressourcenbedarf zu decken.“
Ungleiche Verteilung
Der „Earth Overshoot Day“ zeigt auch jedes Jahr die globale Ungleichheit in Sachen Ressourcenverbrauch. Leitner von GLOBAL 2000 rechnet mit dem globalen Erdüberlastungstag für 2023 mit Ende Juli. Österreich hat sein Ressourcenbudget also besonders früh überzogen.
In Katar war der „Overshoot-Day“ 2023 bereits am 10., in Luxemburg am 14. Februar, in den USA am 13. März. China folgt laut „overshootday.org“ am 2. Juni, erst gegen Ende des Jahres haben Länder wie Ägypten (11.11.), Indonesien (3.12.), Jamaika (20.12.) oder Benin (26.12.) ihre natürlichen Ressourcen aufgebraucht.
Würden dagegen alle so leben wie die Menschen im Jemen, das allerdings von einem jahrelangen Krieg schwer gebeutelt ist, bräuchten wir nur 0,3 Erden pro Jahr (Stand: 2022). Ebenfalls sparsam gingen Afghanistan (0,4), Pakistan (0,5) und Indien (0,8) vergangenes Jahr mit ihren Ressourcen um.
Systematische Änderungen gefordert
GLOBAL 2000 fordert daher neben einer Umstellung der Lebensgewohnheiten vor allem eine Änderung des Wirtschaftssystem, um den Erdüberlastungstag in Österreich genauso wie global wieder nach hinten zu verschieben. „Als Einzelperson kann man sein Leben natürlich so nachhaltig wie möglich gestalten, aber bei vielen Dingen sind einem die Hände gebunden“, sagt Leitner.
Als Grundlage dafür sieht Leitner die Einführung eines EU-Lieferkettengesetzes und fordert, „dass sich endlich die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändern und ein schonender Umgang mit Klima und Ressourcen für Konzerne verpflichtend wird.“
Das allein sei jedoch nicht genug, verbindliche Reduktionsziele für den Ressourcenverbrauch, ein Klimaschutzgesetz und eine Abkehr von unendlichem Wirtschaftswachstum als Indikator für Wohlstand, so die GLOBAL-2000-Sprecherin.
Titelbild: Justus Menke auf Unsplash
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