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Friedenserziehung für alle: Sicherheit neu denken

Ein Gastbeitrag von Ilse Kleinschuster

„Vielleicht sollte ab Herbst 2023 nicht nur an den Schulen, sondern auch in den Medien die Friedenserziehung in Kraft treten?“ – so fragt sich abschließend die junge Literaturwissenschafterin und Deutschdidaktikerin an der KPH Wien/Krems, Sabine Zelger, in ihrem Gastkommentar in der Wiener Zeitung.

Ja, natürlich – im 21. Jahrhundert sollte es eigentlich schon eine Selbstverständlichkeit geworden sein, dass eine emanzipatorisch aufgeklärte Gesellschaft sich mit Fragen zu einer umfassenderen Friedenserziehung – nicht nur in den Schulen – beschäftigt. Denn – endlich die Klippen der Knappheit glücklich überwunden – haben wir jetzt die Spitze des Eisbergs der Verschwendung, die da Krieg heißt, erreicht? Hat des modernen Menschen ökonomisches Handeln letztlich nicht versagt, zeigt die globalisierte Weltwirtschaft nicht deutlich, dass oiconomia, das ‚Bewirtschaften des ganzen Hauses‘, qualitativ und quantitativ nicht erfolgreich war?

Was aber tun die Menschen jetzt? Statt sich den vielen vorliegenden Symptomlösungen für eine weltweite Problematik zu widmen, stürzen sie sich in immer stärkere Konflikte, ja genau, ‚Kriege‘ – wie seinerzeit vor dem Zeitalter der Aufklärung, das immerhin die Gründung der Vereinten Nationen und der Deklaration der Menschenrechte, die UN-Charta zur Folge hatte. Überlebensstrategien wie die Förderung solidarischer Landwirtschaft oder der Gemeinwohlökonomie müssen jetzt beiseitetreten, um den militärischen Strategien einer Industrie- und Waffenökonomie Platz zu machen.

Alles was jetzt wirklich zu tun wäre, um doch noch an einem „Haus für eine lebensfreundlichere Welt mit Zukunft“ weiterzubauen, wird sträflich auf die lange Bank geschoben. Die Politik sträubt sich seit Jahren, legistische Weichen zu stellen und ökonomische Rahmenbedingungen auf den Weg zu bringen – tja, wo es zu wenige Stimmen zu gewinnen gibt, hat auch der best-meinende, politische Abgeordnete keine Chance. Die Medien scheuen notgedrungen davor, sich weit aus dem Fenster zu beugen – wo ka‘ Geld, ka Musi!

Ich glaube, Menschen mit Schöpfungs- und Zukunftsverantwortung gibt es noch genug – sie haben ja doch vor sieben Jahren aufgrund internationaler Kooperation die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele auf den Weg gebracht. Aber, ehrlich, wenn jetzt auch diese Menschen den militärischen Propagandarufen folgen, wenn (oder weil?) ihnen medial vermittelt wird, es könne nur durch militärische Aufrüstung ein (endlicher!?!) Sieg erreicht werden, dann wehe uns! Ich fürchte, für eine mittel- und langfristige friedliche Entwicklung der Menschheit wird es ohne gründlichen Perspektivenwechsel nicht gehen. Die neue Perspektive zeigt sich an einem erweiterten Horizont, an dem ein Lichtschweif mit der Aufschrift „Sicherheit neu denken“ zu sehen ist.

Meine Empfehlung dazu: die Broschüre „FRIEDEN IST MÖGLICH – ABER SICHER!“ aus der Grünen Zukunftsakademie zur Förderung politischer Bildung und Kultur (FREDA), in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Versöhnungsbund. Eine Fundgrube für Ideen zu einer gewaltfreien Gestaltung von Gesellschaft und Staat. Eben, ein Impuls zu „wie wir Sicherheit neu denken können“!


Ilse Kleinschuster war fast 20 Jahre in der Initiative Zivilgesellschaft tätig und ist seit zwei Jahren Mitglied im Koordinationsteam des Aktionsbündnis für Frieden, aktive Neutralität und Gewaltfreiheit AbFaNG – www.abfang.org

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Titelbild: Yomex Owo auf Unsplash

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