Schoko-Nikolos im öko-sozialen Test
Im alljährlichen Schoko-Nikolo-Test von GLOBAL 2000 und Südwind schneiden vier Figuren gut ab, die großen Marken wie Ferrero oder Milka befinden sich weiterhin auf den hinteren Plätzen. Die NGOs fordern mehr Engagement der Unternehmen und ein strenges Lieferkettengesetz.
Von Moritz Ettlinger
Alle Jahre wieder: Auch 2022 haben die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und die entwicklungspolitische Organisation Südwind die Schoko-Nikolos in den heimischen Supermärkte unter die Lupe genommen und nach sozialen und ökologischen Kriterien bewertet. 21 Figuren (drei weniger als 2021), die bis zum 18. November in den Läden zu finden waren, wurden getestet.
Dabei wurden alle Marken auf Gütesiegel überprüft, die dem Produkt ein gutes Zeugnis, entweder in Sachen Menschenrechte oder Umweltschutz, ausstellen und dann nach dem Ampelsystem bewertet. Grünes Licht erhielt ein Produkt mit einem Gütesiegel mit weitreichenden ökologischen und/oder sozialen Kriterien, gelbes für eines, das zumindest einige positive Auswirkungen auf Umwelt und Menschen garantieren soll, und rotes dann, wenn kein diesbezügliches Zertifikat vorhanden ist.
Wenig Bewegung
Unangefochten an der Spitze steht wie schon in den Jahren zuvor der Schoko-Nikolo von EZA, der in den Weltläden verkauft wird. Er erhielt ebenso wie der Riegelein Bio Fairtrade Weihnachtsmann, der Billa Bio Schoko Nikolo sowie der Spar Natur Pur Bio-Nikolaus sowohl auf der sozialen als auch auf der ökologischen Ebene grünes Licht. Sie alle tragen EU Bio- und das Fairtrade-Gütesiegel und sind damit nach Angaben der NGOs sowohl aus sozialer als auch aus ökologischer Sicht am verträglichsten. Vergangenes Jahr standen noch fünf Figuren auf dem Siegertreppchen.
Für den EZA-Weihnachtsmann hat die Südwind-Sprecherin für fairen Kakao, Caroline Sommeregger, besonderes Lob übrig: „Während viele Marken ihre Lieferketten verschleiern, punktet EZA mit zusätzlicher Transparenz. Kundinnen und Kunden können sowohl Kakao als auch Rohrzucker bis zu den Ursprungskooperativen zurückverfolgen.“
Gleich sieben Nikolos wurden mit doppelt rot abgestraft, weil sie keine Gütesiegel mit ökologischen und/oder sozialen Kriterien aufweisen. Dazu zählen vor allem die großen Marken: Ferrero, Milka, Lindt, Hauswirth, Storck und der Baur Schoko-Weihnachtsmann verzichten weiterhin auf eine nachvollziehbare Zertifizierung ihrer Produkte.
Engagement stark ausbaufähig
„Im Mittelfeld und am Ende des Rankings gibt es leider viel zu wenig Bewegung. Zu viele Unternehmen stehlen sich immer noch aus der Verantwortung. Dabei sind ausbeuterische Kinderarbeit und weltweite Waldzerstörung immer noch eng verbunden mit der Schokoladeindustrie“, sagt Sommeregger.
Nach wie vor würden im konventionellen Kakaoanbau für Mensch und Natur sehr gefährliche Pestizide eingesetzt, sagt Martin Wildenberg von GLOBAL 2000, der auch auf die Abholzung von Regenwald für die Kakaoproduktion aufmerksam macht. Notwendig sei das nicht: „Traditionell kann Kakao in einem sehr umweltfreundlichen Anbausystem produziert werden. Diese System werden z.B. im Bio-Anbau gefördert, kommen ohne Pestizide aus und fördern die Artenvielfalt“, so Wildenberg.
GLOBAL 2000 und Südwind bezeichnen das Engagement der Unternehmen betreffend Nachhaltigkeit und fairer Arbeitsbedingungen daher als „stark ausbaufähig“ und fordern ein strenges Lieferkettengesetz für mehr Transparenz. Nur dann könnten Unternehmen bei Vergehen auch zur Verantwortung gezogen werden.
Titelbild: GLOBAL 2000 / Südwind
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