Aufzeichnungen aus der Altersresidenz
Robert Adler arbeitet seit über eineinhalb Jahren in einem Seniorenzentrum und erlebt dort unterhaltsame und lustige, aber auch sehr berührende und traurige Momente. In seinem neuen Buch hat er die besten Geschichten aus seiner Zeit in der Altersresidenz festgehalten. – Sonntag ist Büchertag
Von Robert Adler
Seit Anfang Dezember 2020 arbeite ich auf Vollzeitbasis als Altenbetreuer in einem österreichischen Seniorenzentrum. Aufgrund der Pandemie wurden Assistenzkräfte in den Pflegeheimen in Österreich gesucht und spontan hatte ich mich beworben, obwohl ich keinerlei Ausbildung im Sozialbereich habe.
Davor habe ich unter anderem in Zeitungsredaktionen und Verlagshäusern (sowohl Print- als auch Online-Magazine) gearbeitet (obwohl ich auch keinerlei journalistische Ausbildung vorweisen kann), in Büros, als Grafikdesigner und Werbetexter in der Werbebranche, als Veranstaltungsfotograf, Umfragesteller für Marketing-Zwecke, und in der Gastronomie – neben anderen Jobs, meistens auf geringfügiger Basis.
Zwischenzeitlich war ich auch immer wieder länger arbeitssuchend, habe in Graz und später Wien gelebt, jetzt wohne ich wieder in Graz-Umgebung, wo ich aufgewachsen bin. Schon nach meiner ersten Arbeitswoche im Pflegezentrum hatte ich so viele Eindrücke, die mich inspiriert haben, dass daraus nach und nach ein Buch entstanden ist.
Was mich zum Beispiel positiv überrascht hat war, dass viele der Seniorinnen und Senioren politisch die Meinungen meiner Generation teilen. Es herrscht ein großer Unmut über den Laissez-faire „Raubtier“-Kapitalismus, den neoliberalen Leistungszwang und Selbstoptimierungswahn oder die freie Marktwirtschaft. Über den menschengemachten Klimawandel, die häufige Heuchelei der Politik, den großen Mangel an juristischer Gerechtigkeit und die große Diskrepanz zwischen Arm und Reich. Von Korruption, Armutsgefährdung, Inflation und Teuerung, Kriegen, Terrorismus und Co. natürlich ganz zu schweigen.
Ältere Leute „durchschauen“ das alles. „Ein mir zutiefst korrupt anmutender Karl-Heinz Grasser, der augenscheinlich Millionen über Millionen von unserem Steuergeld für sich vereinnahmt, wird vom Gericht freigesprochen, aber wenn ein Obdachloser aus Hungersnot mal eine Wurstsemmel im Supermarkt stiehlt, muss er fix eine Geldstrafe zahlen oder kommt ins Gefängnis“, so etwa die Meinung einer Heimbewohnerin von uns.
Ich habe schon immer gerne geschrieben und auch gezeichnet und irgendwie war es für mich ein natürlicher Instinkt oder einfach ein inneres Bauchgefühl, meine Erlebnisse im Altersheim kreativ festzuhalten. Verwandte, Bekannte, Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen sowie die Angehörigen und die Bewohnerinnen und Bewohner selbst haben mich immer wieder dazu ermutigend, meine „Anekdoten aus dem Altenheim“ offiziell als Buch zu publizieren. Der erste Verlag, den ich anschrieb, erteilte mir zu meiner großen Überraschung sofort eine Zusage.
Am 07. September 2022 erscheint also „Bitte das Rollo runterlassen, damit die drei Waschbären draußen nicht reinschauen können – Aufzeichnungen aus der Altersresidenz“ im Milena Verlag. Das Werk ist bereits jetzt sowohl online als auch in Buchhandlungen vor Ort überall vorbestellbar.
Ich hoffe natürlich sehr, dass mein Buch den Leuten gefallen wird, aber sowas lässt sich ja im Vorfeld nie prognostizieren. Neben ein paar Zeichnungen (teils im groben Comicstil, bei manchen habe ich aber auch versucht, realitätsgetreu zu illustrieren) ist der Großteil der Seiten mit Text gefüllt.
Einige Geschichten und Erzählungen sind sehr kurz, oft nur ein, zwei Sätze lang, andere füllen mehrere Seiten. Manches ist „leichte Kost“, anderes vielleicht etwas tiefsinniger und schwerwiegender. Der Großteil ist humorvoll, aber es gibt auch ein paar traurigere und/oder ernste Passagen. Und einiges ist nicht zuletzt Galgenhumor, tiefkohlrabennachtschwarz. Wenn man nicht über das Leben, den Tod und sich selbst auch lachen kann, über was dann?
Meine Intention war es, Menschen zu unterhalten, zu inspirieren, zu berühren, sie zum Nachdenken und Philosophieren anzuregen oder einfach nur simpel zum Lachen zu bringen. Ich hoffe, es ist mir gelungen.
Robert Adler – Bitte das Rollo runterlassen, damit die drei Waschbären draußen nicht reinschauen können – Aufzeichnungen aus der Altersresidenz
Milena Verlag – erscheint im September 2022
ISBN: 978-3-903184-97-8
Titelbild: Alexas_Fotos auf Pixabay
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