Ehrenamt macht glücklich
Eine persönliche Geschichte von Eva Daspelgruber zum Tag des Ehrenamtes.
Vor nahezu fast zwei Jahren nahm ich mit meiner Tochter an einem Charity-Event teil. Schwimmen für die CliniClowns war das Motto. Ich bin mächtig stolz auf meine Kleine, die ich zum ersten Mal zu dieser Veranstaltung mitgenommen habe. Einen halben Kilometer hat sie beigesteuert. Ihre Muskelkraft wurde in Spendengeld umgewandelt, das weiß sie. Und auch, dass die Arbeit dieser Organisation kranke Kinder zum Lachen bringt. Sie freut sich, etwas beigetragen zu haben. Mich lässt das Ganze wieder einmal über die Wichtigkeit freiwilliger Arbeit nachdenken – und deren Bedeutung für mich.
„Ehrenamt macht glücklich“ habe ich vor einigen Jahren für die Klausur aus der Vorlesung „Psychologie des Glücks“ an der Uni gelernt. Mit zahlreichen Studien belegte der Glücksforscher diesen Satz.
Wie recht er hat, merkte ich erst Jahre später. Ich startete am Bahnhof mit der Versorgung der Menschen in durchfahrenden Zügen. Anderen etwas geben, weil es mir so gut geht, das wollte ich. Dass ich dafür viel mehr zurückbekam, bemerkte ich schon nach dem ersten Abend – viele weitere sollten folgen. Meine Kinder waren anfangs eifersüchtig auf die Unbekannten. Weil ich dort so viel Zeit verbrachte. Doch eines späten Abends kam ich heim und mein Sohn kam im Vorzimmer auf mich zu, umarmte mich ganz fest und meinte: „Mama, ich bin sooo stolz auf dich!“ Wow!
Als nächstes war ich nachts in einer Unterkunft für geflüchtete Menschen tätig. Und auch hier fuhr ich immer mit einem wohlig warmen Gefühl im Bauch nach Hause. Diese Zusammengehörigkeit unter den Helfer:innen, die Dankbarkeit der Menschen berührten mich sehr und kompensierten den Schlafmangel.
18 Monate brachte ich dann zugewanderten Menschen meine sehr schwierige Muttersprache bei. Jede Woche freute ich mich aufs Neue auf sie und ihre Fortschritte – die großen und die kleinen. Ich lernte dabei viel über mir bislang fremde Kulturen – und auch über mich und meine Grenzen.
Als eine meiner Bekannten die Führerscheinprüfung schaffte, war das ein so bewegender Moment und ich bin ewig dankbar, dass ich am Beifahrersitz dabei sein durfte, als der Prüfer die magischen Worte sagte. Unbeschreiblich.
Einen anderen begleitete ich zum Interview und harrte fünf Stunden neben ihm aus – der zugestellte Bescheid enthielt eine Aufenthaltsberechtigung. Das sind Glücksgefühle, die mich den ganzen Aufwand sofort vergessen lassen.
Ein paarmal kochte ich in Einrichtungen für wohnungslose Menschen. „Ein Lob an die Küche, gut war’s!“, rief ein Besucher bei einem Termin aus. Keine Haubenköchin der Welt hätte sich in diesem Moment mehr geehrt gefühlt als ich, da bin ich sicher!
Wenn es sich finanziell irgendwie ausgehen würde, wäre ich die ganze Woche ehrenamtlich unterwegs. Betätigungsfelder gibt es unendlich viele und ich weiß nicht, ob es einen Job auf dieser Welt gibt, der Ähnliches bei mir auslöst. Weil er so viel Sinn macht.
Danke an all die Menschen da draußen, die mir dieses wohlig warme Bauchgefühl geschenkt haben!
Buch-Hinweis
Eva Daspelgruber – Menschenliebe. Life is a Story
Story.one publishing – 2020, 80 Seiten
ISBN: 978-3-99087-230-7
Titelbild: Eva Daspelgruber
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