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Sonntag ist Büchertag: Wer hat Angst vorm bösen Wolf?

„Die Wirklichkeit ist härter als jede Fiktion.“ Das will Andreas Gößling mit seinem True-Crime-Thriller „Wolfswut“, erschienen 2018 im Knaur Verlag, bestätigen. Der erste Band der Kira Hallstein Thrillerserie hält, was er verspricht: schwer erträgliche Gewaltszenen, schockierende Morde und animalische Brutalität. Eine Geschichte, so unbarmherzig und grausam, wie sie nur das Leben selbst schreiben kann. 

Von Eva Unterrainer

Buchcover von "Wolfswut"
Andreas Gößling – Wolfswut (Knaur Verlag)

„Wolfswut“ ist zwar kein aktueller Bestseller mehr – immerhin gibt es mittlerweile schon drei Bände der Reihe im Buchhandel zu kaufen. Und doch sollte über diesen Thriller gesprochen bzw. geschrieben werden. Ein immer noch ungelöster realer Fall aus dem Jahr 2016 dient als Vorlage für die brutalen Geschehnisse in Berlin, die den sympathischen Ermittler_innen Kira Hallstein und ihrem Partner Max Lohmeyer in „Wolfswut“ das Leben schwer machen: In Fässern gelagerte Frauenleichen mit Verletzungen, deren Anblick kaum zu ertragen ist. Der Täter muss über seine Opfer hergefallen sein wie ein Wolf. Und seine Morde blieben jahrzehntelang unentdeckt, bis auf einmal ein weiterer fürchterlicher Mord in der Handschrift des Wolfes geschieht. 

Ein so sympathisches und interessantes Ermittlerduo wie in „Wolfswut“ ist mir seit dem „Sonderdezernat Q“ rund um Kommissar Carl Morck von Jussi Adler-Olsen nicht mehr begegnet. Die Polizist_innen Hallstein und Lohmeyer sind nicht nur gerissen und bissig, sondern vor allem eines: ungeheuer menschlich. Der Autor verwebt geschickt ihre persönlichen Hintergründe mit der täglichen harten Arbeit bei der Polizei und lässt dabei die ein oder andere Gefühlsregung nicht zu kurz kommen. Das Ergebnis: Zwei wirklich nachvollziehbare Charaktere, die sich in ihrem Verhalten, ihrer Herkunft und ihren Eigenschaften zwar stark unterscheiden, dabei aber dennoch richtig gut zusammenarbeiten können.

Die Story schreitet dann rasend schnell voran. So schnell, dass man eigentlich gar keine Zeit hat, das Buch auch mal aus der Hand zu legen. Erschließt sich für Leser_innen und Ermittler_innen eine Erkenntnis, lauern schon weitere unbeantwortete Fragen auf der nächsten Seite. Der Fall rund um den „Wolf“ und seine Taten ist gnadenlos und brutal. So blutrünstige Taten finden auch echte Psychothriller-Fans recht selten. Gänsehaut und kalte Schauer sind da beim Lesen garantiert. Der Fakt, dass diese Gräueltaten wirklich passiert (und in Realität noch zum Teil ungeklärt) sind, bleibt einem dabei auf eine nicht ganz so angenehme Weise stets im Hinterkopf. 

Auch wenn Andreas Gößling die Handlung relativ schnell in eine Richtung treibt, kommt das Ende von „Wolfswut“ dann trotzdem unerwartet. Ermittlungen, Morde und psychologische Abgründe führen zu einem Abschluss, den man auf jeden Fall als dem Thriller würdig bezeichnen kann. Bleibt nur zu wünschen, dass auch die realen Taten irgendwann aufgeklärt werden. 

„Wolfswut“ von Andreas Gößling ist ganz sicher nichts für schwache Nerven und somit eine absolute Leseempfehlung für alle, die es gerne blutrünstig und brutal mögen. Auch erfahrene Thriller-Leser_innen können sich nach der letzten Seite des Buchs auf die ein oder andere schlaflose Nacht gefasst freuen.


Andreas Gößling – Wolfswut
Knaur Verlag – 2018, 528 Seiten
ISBN: 978-3-426-52132-8

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Titelbild: Eva Unterrainer

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