„I Am Greta“: Mühsamer Kampf für Klimagerechtigkeit
Am 16. Oktober startet der Dokumentarfilm “I Am Greta” über die Klimaaktivistin Greta Thunberg in den österreichischen Kinos. Es ist ein sehenswerter Film, der wütend, aber auch Mut macht.
Von Moritz Ettlinger
Mehr als zwei Jahre ist es her, als die damals 15-jährige Greta Thunberg zum ersten Mal alleine vor dem schwedischen Parlament für Klimaschutz demonstrierte. „Skolstrejk för Klimatet“, also „Schulstreik fürs Klima“ stand auf ihrem mittlerweile weltberühmten Schild, das sie bis heute bei jedem Protest dabei hat.
Alleine ist Thunberg jedoch schon lange nicht mehr: Die nach ihrem Vorbild gegründete Organisation „Fridays for Future“ geht jeden Freitag auf der ganzen Welt zu Tausenden auf die Straße, um für mehr Klimaschutz und die Einhaltung des 1,5°-Ziels des Pariser Klimaabkommens zu kämpfen. Beim ersten weltweiten Klimastreik im März letzten Jahres waren es Schätzungen zufolge mehr als 2 Millionen Menschen in 123 Ländern, die dem Vorbild Thunbergs gefolgt waren.
Kurioser Start eines langen Projektes
Mit „I Am Greta“ kommt jetzt ein Film in die österreichischen Kinos, der die Geschichte dieses außergewöhnlichen Menschen erzählt. Es ist die Geschichte eines jungen Mädchens, das eigentlich nie im Mittelpunkt stehen wollte, und trotzdem oder gerade deshalb zum Idol von Millionen Menschen im Kampf für Klimagerechtigkeit wurde. Denn nicht lange, nachdem Greta Thunberg durch ihren Schulstreik international in die Schlagzeilen gekommen war, begann für die Schülerin eine Reise, die sie vom kleinen Schweden bis zum UNO-Klimagipfel in New York bringen sollte.
Nathan Grossmann hat Greta Thunberg bei dieser Reise von Anfang an begleitet, obwohl er zu Beginn noch nicht einmal wusste, was er mit dem Videomaterial anfangen würde. „Ich sah sie allein mit einem Schild sitzen und fragte sie, ob ich ihr ein Mikrofon anbringen und ihr den Tag über folgen könnte“, so Grossmann zum durchaus kuriosen Start eines langen Projektes, das der Kameramann und Regisseur laut eigenen Angaben zu 99 Prozent selbst gedreht hat.
Herausgekommen ist ein handwerklich gut gemachter, packender und auch emotionaler Film, der neben Thunbergs großen Momenten auch eine sehr persönliche, verletzliche Seite des Klimaschutz-Idols beleuchtet. Generell ist es aber weniger ein Portrait von Greta Thunberg als viel mehr eine Dokumentation ihres teils mühseligen Kampfes für Klimagerechtigkeit. Ein Kampf in erster Linie gegen die politisch Mächtigen dieser Welt, die in vielen Fällen mehr Interesse am Image der Schwedin als an ihren inhaltlichen Forderungen zu haben scheinen.
Auf dem Segelboot über den Atlantik
Den Höhepunkt des Films stellt die viel beachtete Reise Thunbergs mit dem Segelboot in die USA dar. Zwei Wochen lang segelte die Aktivistin im Sommer 2019 über den Atlantik, um möglichst klimaneutral zum Klimagipfel der Vereinten Nationen nach New York City zu gelangen. Mit an Board: Nathan Grossmann, der mit seiner Kamera intime Szenen auf dem Boot festhält und damit in seiner Dokumentation nicht nur einmal für Gänsehaut sorgt.
Es ist ein sehenswerter Film geworden, der wütend macht. Wütend auf die politischen Entscheidungsträger_innen, die die Reden von Greta Thunberg zwar mit Applaus und Standing Ovations bedenken, dann aber wieder zur Tagesordnung übergehen.
Trotzdem überwiegt die Zuversicht. Immer wieder sind in den Filmsequenzen zehntausende Demonstrant_innen zu sehen, die auf der ganzen Welt für Klimagerechtigkeit eintreten. Klimaaktivist_innen sind laut, Wissenschaftler_innen unterstützen ihre Forderungen. Eine ganze Generation hat verstanden, dass es hier um ihre Zukunft geht. Und das spürt man.
Österreich-Premiere für “I Am Greta” ist am 15. Oktober im Gartenbaukino in Wien sowie im Leokino in Innsbruck. Kinostart für ganz Österreich ist am 16. Oktober. Regie führte Nathan Grossmann, der Film dauert 97 Minuten.
Titelbild: © Stadtkino Filmverleih