Der alternative Transferticker #7
Wie man mit den Millionen aus dem Profifußball Schulen bauen, Arbeitsplätze retten oder einen Bahnhof barrierefrei gestalten könnte – das und mehr in der 7. Folge des alternativen Transfertickers!
32 Millionen Euro für Jonathan David – oder eine neue Schule
Gleich vier Rekorde hat der Kanadier Jonathan David mit seinem Transfer zum OSC Lille gebrochen. 32 Millionen Euro überwies der französische Erstligist für den 20-Jährigen an den KAA Gent und machte David damit zum Rekordtransfer der belgischen Liga. Auch für Gent wurde der Mittelfeldspieler damit natürlich zum teuersten Abgang aller Zeiten (Rekord Nummer 2). In seinem Heimatland stieg Jonathan David ebenfalls zum Transfer-Krösus auf – für keinen Kanadier wurde bisher so viel Geld bezahlt. Zu guter Letzt gab auch sein neuer Arbeitgeber aus Lille noch nie so viel für einen einzelnen Spieler aus, womit wir bei Rekord Nummer 4 angekommen wäre. In vier Kategorien also der teuerste Fußballer aller Zeiten. Aber kein Druck.
Dass Lille einen derart teuren Transfer überhaupt tätigen konnte, liegt natürlich an Victor Osimhen, der erst vergangene Woche für 70 Millionen Euro an den SSC Neapel verkauft wurde (siehe die letzte Folge des alternativen Transfertickers). Sollten die Franzosen ein weiteres Mal 32 Millionen ausgeben wollen, hier zwei Vorschläge des alternativen Transfertickers. Möglichkeit 1: Das Geld in eine Schule investieren. Der Stadt Grevenbroich in Nordrhein-Westfalen fehlen genau diese 32 Millionen Euro für ihre dritte Gesamtschule, die dort gebaut werden soll. Möglichkeit 2: Einen Flughafen retten. Genausoviel wie der Transfer von Jonathan David könnte auch die Sanierung des Flughafens Paderborn/Lippstadt kosten, die dafür sorgen soll, dass der Flughafen weiter betrieben werden kann. 200 Menschen werden dabei im Rahmen der Sanierung wohl ihren Job verlieren. Dafür zu sorgen, dass das nicht passiert, wäre doch mal eine Investition, die sich wirklich lohnen würde.
15 Millionen Euro für Luca Waldschmid – oder das Ende von Tierversuchen
Lange hatte sich dieser Transfer schon angebahnt, seit Freitag ist es gewiss: Freiburg-Stürmer Luca Waldschmid wechselt für 15 Millionen Euro zu Benfica Lissabon. Die Portugiesen statten den Stürmer mit einem Vertrag bis 2025 aus und legen ein Jahresgehalt von 3 Millionen Euro oben drauf. Wenn er will, darf Waldschmid auch wieder gehen. Das dürfte dann allerdings teuer werden: 88 Millionen Euro braucht es, um den Deutschen aus seinem Vertrag herauszukaufen.
Ebenfalls gewiss ist, dass eine Alternative zu Tierversuchen eine gute Sache wäre. Damit diese Alternative auch entwickelt werden kann, braucht es Geld – und zwar viel davon. 15 Millionen Euro hat Deutschland beispielsweise der Forschung im vergangenen Jahr für die „Anwendung, Weiterentwicklung und Validierung von tierversuchsfreien Forschungsmethoden“ zur Verfügung gestellt, wie das „Ärzteblatt“ berichtet. Schöne Grüße gehen raus an Benfica Lissabon – und eine kleine Erinnerung, wofür in dieser Welt Summen wie 15 Millionen Euro wirklich gebraucht werden würden.
13 Millionen Euro für Konstantinos Tsimikas – oder Barrierefreiheit
Während der zweite der abgelaufenen Premier-League-Saison, Manchester City, in diesem Sommer schon knapp 80 Millionen Euro für Transfers ausgegeben hat, bäckt Meister Liverpool derzeit noch verhältnismäßig kleine Brötchen. Mit Konstantinos Tsimikas kommt für 13 Millionen Euro ein Backup für die linke Verteidigerposition von Olympiakos Piräus; es ist der erste Neuzugang für den Champions-League-Sieger der Vorsaison in diesem Sommer. Schon in der gesamten Saison hatten die Reds „nur“ für knapp über 10 Millionen Euro auf dem Transfermarkt eingekauft.
Wenig Geld sind die 13 Millionen Euro für den 24-jährigen Griechen natürlich trotzdem nicht. Geld, das etwa die Uni im deutschen Marburg gut gebrauchen könnte. Genauso groß, also 13-Millionen-Euro groß, ist nämlich das Loch, das im Budget der Universität klafft. Ebenfalls 13 Millionen Euro schwer: Das Modernisierungsprojekt des Bahnhofes in Konstanz (Deutschland), der dadurch barrierefrei werden soll. Barrierefreiheit im öffentlichen Leben ist generell ein Bereich, in den dringend investiert werden sollte. Wäre doch was für die millionenschweren Eigentümer des FC Liverpool. Doch der Zug ist vermutlich schon lange abgefahren.
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Zu den bisherigen Ausgaben des „alternativen Transfertickers“
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Titelbild: Unsere Zeitung/Moritz Ettlinger