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Coronavirus: Die gesundheitlichen, finanziellen und wirtschaftlichen Belastungen

Das Coronavirus SARS-CoV-2 breitet sich weiterhin massiv aus; die weltweite Todesrate steigt momentan an. Auch die wirtschaftlichen und finanziellen Folgen sind für viele vernichtend. Als langfristige Lösung und Präventivmaßnahme bietet sich ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) an.

Von Gregor Flock

Prominente Erkrankte

Das Coronavirus macht auch vor den Prominenten und Mächtigen dieser Welt nicht halt: Infiziert sind zum Beispiel der Schauspieler und Oscarpreisträger Tom Hanks und seine Frau Rita Wilson, die jetzt beide in Australien festsitzen. Der Präsident des Brasilianischen Regimes Jair Bolsonaro ist laut Angaben einer brasilianischen Zeitung positiv getestet worden (siehe auch dieser Artikel). Sein Sohn bestreitet das.

Bestätigt ist in jedem Fall, dass Bolsonaros Pressesekretär Fabio Wajngarten SARS-CoV-2 hat. Auch Bolsonaros Anwältin Karina Kufa, der Bürgermeister von Miami Francis Suarez sowie ein republikanischer Großspender sind infiziert. Noch pikanter ist, dass Fabio Wajngarten Kontakt mit Trump und Pence hatte, die, wie auch Bolsonara, die Situation massiv herunterspielen um nicht ein offenkundiges Zeugnis ihrer eigenen Inkompetenz abzugeben. Sofern Bolsonaro, Trump und Pence in den nächsten Tagen den Medien fernbleiben sollten, kann das nur als Bestätigung gewertet werden, dass auch sie vom Virus infiziert worden sind:

Eine weltweit steigende Todesrate

Die weltweite Todesrate geht mittlerweile auf Grund der massiven Belastung und auch Überlastung der Gesundheitssysteme und Spitäler nach oben. Wenn man basierend auf derselben Quelle dieselben Berechnungen wie in meinem vorherigen Artikel vom 10. März anstellt, dann kommt man zur Zeit auf eine weltweite ‚momentane Todesrate‘ von (5534 Verstorbene / 147399 Infizierte)*100 oder 3.75% (im Vergleich zu 3.52%) und auf eine weltweite ‚langfristige Todesrate‘ von (5534 Verstorbene / (5534 Verstorbene + 71715 Genese))*100 oder 7.16% (im Vergleich zu 5.97%) – Tendenz steigend (bei Veröffentlichung dieses Artikels werden die derzeit vorherrschenden Todesraten bereits etwas höher als hier angegeben sein).

Die Unterschiede zwischen den Ländern sind dabei gewaltig. Im derzeit möglicherweise am schlimmsten betroffenen Land Italien welches entsprechend „too little, too late“ gehandelt hat, sind die entsprechenden Todesraten derzeit bei (1266/17660)*100 und (1266/(1266+1439))*100, also bei rund 7.17% und katastrophalen 46.8%(!). (Hinweis: Es ist zum gegebenen Zeitpunkt nach wie vor unklar, worauf genau – dignostizierte Infektionen oder doch die vergleichsweise kleinere Zahl an Infizierten mit Symptomen oder Krankheitsbildern – sich die Basiszahlen 147399 und 17600 eigentlich beziehen).

Im weitaus besser gestellten Österreich sind die Vergleichszahlen dagegen beruhigende (1/602)*100 und (1/(1+6))*100, also 0.16% und 14.2%. Die zweite Zahl ist auf Grund der noch viel zu geringen Stichprobe jedoch nicht aussagekräftig und sollte auf Grund unseres besser aufgestellten Gesundheitssystems und mittlerweile adequaterer Gegenmaßnahmen deutlich unter dem weltweiten Schnitt von 7.16% – oder was auch immer es dann sein wird – zu liegen kommen. Mit einem Anstieg der Todesfälle und einer massiven Be- und möglicherweise auch Überlastung des Gesundheitssystems ist dagegen schon zu rechnen, auch, da die gesetzten Isolationsmaßnahmen erst mit Verzögerung zu wirken beginnen werden.

Als richtig erscheint auch folgende Aussage, die insbesondere auf die USA und Großbritannien zutreffen wird:

 

Die Anzahl der Spitalsbetten pro Tausend Einwohner ist dabei höchst relevant. Österreich liegt mit rund 7 Betten pro 1000 Einwohnern im guten Mittelfeld und weit vor Italien, welches jedoch noch deutlich vor den USA und Großbritannien liegt – woraus wiederum ersichtlich wird, warum diesen beiden Ländern sehr hohe Todesfälle (für Großbritannien aus meiner derzeitigen Sicht nahezu sicher im sechsstelligen Bereich) und -raten drohen:

Die finanziellen und wirtschaftlichen Folgen

Die Börsen haben weltweit mit zwei großen Crashs am Montag und am Donnerstag reagiert, am Freitag ging es gegen Ende dann jedoch wieder deutlich nach oben mit einem Plus von rund 10%. Wie es nächste Woche weitergeht ist fragwürdig, da über das Wochenende immer mehr Folgen des Coronavirus sichtbar sein werden und die Märkte am Montag wieder mit Panikverkäufen reagieren könnten.

Die finanziellen und wirtschaftlichen Folgen für viele Menschen sind jedoch deutlich schwerwiegender und relevanter. Insbesondere Menschen, die nicht von zuhause aus arbeiten können – und insbesondere viele in den USA und UK -, müssen sich derzeit entscheiden, ob sie lieber gesundheitliche oder finanzielle Risiken eingehen wollen. Das ist so oder so unfair und unverantwortlich. In vielen Fällen fallen Einnahmen auf Grund des Coronavirus auch eine Zeit lang komplett weg. Gegen solche existenzgefährdenden Zustände müssen Gegenmaßnahmen getroffen werden, die ausnahmsweise mal nicht im Aufspannen von „Rettungsschirmen“ für „system(ir)relevante Banken“ gemäß den geisteskranken Diktaten von trickle down Unlogik bestehen.

Japan zum Beispiel zahlt Eltern jetzt $80 pro Tag um zuhause zu bleiben und sich um die Kinder zu kümmern. Progressive PolitikerInnen wie Alexandria Ocasio-Cortez fordern Erleichterungspakete für die notleidende Bevölkerung. Die Bevölkerung selbst fordert Maßnahmen, wie im Rahmen der österreichischen Initiative und Unterschriftenaktion „EPUs statt Banken retten! Wir zählen mehr!“ welche die legitimen Interessen von wirtschaftlich und finanziell gefährdeten Einpersonen- (EPUs), Klein- und Mittelunternehmen (KMUs) geltend macht (siehe auch hier).

Ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) als Lösung

Dies und anderes wie „Helikoptergeld“ sind jedoch nur symptombekämpfende und kurzfristige sowie kurzfristig wirkende Sondermaßnahmen. Weitaus besser wäre es, Maßnahmen zu setzen, die von Anfang an Teil des Systems sind und die bereits auf Ursachenseite und langfristig solche – und jede Menge andere Probleme wie Armut oder diverse Abhängigkeiten – auch in Krisensituationen wie dieser gar nicht erst aufkommen lassen. Konkret beziehe ich mit dabei auf ein (nahezu) bedingungsloses Grundeinkommen von rund 1000 Euro, welches jeden Monat an alle Erwachsenen unabhängig von deren Berufsstatus ausgezahlt wird (an Kinder und Jugendliche ein reduzierter Betrag; je nach Land ein höherer oder geringerer Betrag; siehe hier für eine Vielzahl von nützlichen Links dazu).

Armut gibt es damit nicht mehr, grundlegende Pensionsprobleme auch nicht. Eine Vielzahl von (anderen) Menschenrechten wie das Recht auf Bildung, Nahrung oder Gleichberechtigung sowie auch eine Vielzahl der 2015 von der UNO festgesetzten 17 sustainable development goals (SDGs) oder Nachhaltigkeitsziele können damit ebenfalls umgesetzt werden. Finanzierbar ist es ebenfalls – es fehlt einfach nur noch ein wenig an Vorstellungskraft und am politischen Willen, das ist alles (siehe hier und hier für ein Symposium paper von mir bzw. für die Powerpoint slides dazu). Wird ein BGE dann endlich weltweit umgesetzt, dann haben wir schlagartig Dutzende von massiven Problemen gleichzeitig beseitigt und unser System stabilisiert und nachhaltiger gemacht. Das Coronavirus kann und wird hoffentlich ein gewichtiger Anlassgeber dafür sein.

Progressive und weitsichtige PolitikerInnen wie die US-Präsidentschaftskandidatin Tulsi Gabbard unterstützen bereits einen solchen #UBIStimulus und wir sollten die ‚Coronavirus-Gelegenheit‘ dazu nutzen, dass diese Idee und letzten Endes unumgängliche Maßnahme jetzt auch bei uns mehr und mehr Fuß fasst.

Gregor Flock ist unabhängiger systematischer Philosoph (univie.academia.edu/GregorFlock), Zivilgesellschaftler (Global Civil Society Network), politischer Analyst (medium.com/@GregorFlock). Twittert unter @GFlock_GCSN.

Titelbild: Coronavirus (pixabay.com, Pixabay License)

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