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Randsportarten im Fokus – Teil 1: Faustball

Österreichs Faustballnationalteams zählen zu den besten der Welt und trotzdem werden sie und der Faustballsport öffentlich kaum wahrgenommen. Unsere Zeitung will das ändern. Teil 1 der Serie „Randsportarten im Fokus“ – Von Moritz Ettlinger

Weltmeister, fünffacher Europameister, 6-facher Vizeweltmeister und siebenfacher Vizeeuropameister: Österreichs Herren-Faustballnationalteam gehört zu den erfolgreichsten und besten der Welt. Und nein, das ist kein Tippfehler. Es handelt sich nicht um Fußball, sondern um Faustball. Um eine Sportart, die weitgehend unbekannt ist, in der aber sowohl Österreichs Frauen- als auch das Herrennationalteam zur absoluten Weltspitze zählt und trotzdem kaum Aufmerksamkeit bekommt. Was ist also dieses „Faustball“?

Über Faustball

Faustball gehört zu den sogenannten Rückschlagspielen und hat Ähnlichkeiten mit Volleyball. Ganz grob funktioniert es so: Zwei Teams mit jeweils fünf SpielerInnen werden durch ein netzartiges Band getrennt und versuchen, den Ball mit der Faust oder dem Arm ins gegnerische Feld zu befördern. Am besten natürlich so, dass ihn die Gegner nicht mehr erreichen – die genauen Regeln können hier nachgelesen werden. Faustball kann sowohl im Sommer als auch im Winter gespielt werden, je nach Witterung entweder auf dem Rasen oder in der Halle.

Bundesliga mit Play-Off-System

Soweit so unkompliziert. Auch das System der österreichischen Faustball-Bundesliga ist schnell erklärt. Insgesamt gibt es drei Ligen: die 1. Bundesliga, die 2. Bundesliga, die wiederum in Ost und West aufgeteilt ist, und sieben Landesligen in Oberösterreich, Niederösterreich, Wien, Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg.

In der ersten Bundesliga sieht es bei den Männern folgendermaßen aus: Gespielt werden sieben Runden im Herbst, also einmal jeder gegen jeden. Im Frühjahr spielen dann die besten sechs Teams im Meister-Play-Off um den Titel während die beiden letztplatzierten Teams um den Abstieg in die zweite Liga spielen. Die Herbstrunde der aktuellen (Feld-)Saison ist bereits seit Mitte Oktober zu Ende, der aktuelle Meister Union Compact Freistadt liegt momentan ungeschlagen auf dem ersten Tabellenplatz und darf sich somit mit 14 Punkten Herbstmeister nennen (Tabelle und Ergebnisse). Ende November startet nun die Hallenmeisterschaft.

Bei den Frauen ist das Ganze ein wenig komplizierter. Mit vier Spieltagen, bei denen jedes Team jeweils zwei Partien absolviert, stehen für die Faustballerinnen insgesamt acht Spiele an, nach der Winterpause geht es wie bei den Männern mit Meister- und Abstiegs-Play-Off weiter. Auch hier ist die Herbstsaison bereits vorbei, den Herbstmeistertitel sicherte sich Union Haidlmair Schwingenschuh Nußbach mit 16 Punkten (Tabelle und Ergebnisse):  

Die Nationalteams – eine Erfolgsstory

Siegfried Simon bei der WM 2015 (© ÖFBB/Stefan Gusenleitner)

Jetzt aber zu den eigentlichen Gründen, warum dem österreichischen Faustball mehr Beachtung geschenkt werden sollte: dem Nationalteam. Oder besser gesagt, den Nationalteams, können doch sowohl die Frauen als auch die Männer zahlreiche Titel vorweisen.

Dennoch sind es vor allem die Faustballer, die Erfolge feiern, von denen viele andere österreichische Sportler nur träumen können. Ein Mal Weltmeister, fünf Mal Europameister, 6-facher Vizeweltmeister und siebenfacher Vizeeuropameister: Die Triumphe der österreichischen Faustball-Herren können sich mehr als sehen lassen.

Aber auch die Faustballerinnen brauchen sich angesichts der Titelsammlung der Männer nicht verstecken: Erst diesen Sommer schrammten sie mit einer Final-Niederlage gegen Deutschland nur knapp am Europameistertitel vorbei. Diesen holten die Österreicherinnen in den Jahren 2011, 2012 und 2013 dafür gleich drei Mal in Serie. Außerdem belegten sie zwei Mal den zweiten Platz bei Weltmeisterschaften und (zusätzlich zu 2017) vier Mal bei Europameisterschaften.

Was die Zukunft bringt

Nach dem Vize-Europameistertitel im Sommer wartet bereits im kommenden Jahr das nächste Highlight für Österreichs Faustballerinnen. Von 24. bis 28. Juli 2018 findet in Österreich die 8. Faustball-Weltmeisterschaft der Frauen statt. Titelverteidigerinnen sind die deutschen Faustballerinnen, die bei sieben Weltmeisterschaften fünf Mal den Titel holten und damit das erfolgreichste Frauen-Faustballteam der Welt sind.

Bei den Männern dauert es bis zur nächsten WM noch ein bisschen länger, 2019 findet das nächste Aufeinandertreffen der weltbesten Teams im schweizerischen Winterthur statt. Auf die nächste Europameisterschaft müssen die Herren dafür nur noch ein knappes Jahr warten, zwischen 24. und 28. August matcht sich Europas Faustball-Elite in Adelmannsfelden, im Land von Titelverteidiger Deutschland.

Man darf gespannt sein, ob die österreichischen Faustball-Teams auch bei diesen so gut abschneiden werden wie bei den vergangenen. Die Erwartungen sind auf jeden Fall hoch.

Keine Veränderung in Sicht

Woran aber liegt es, dass dem Faustballsport so wenig Beachtung geschenkt wird? An den Erfolgen wohl kaum, an der Attraktivität des Sports selbst vermutlich auch nicht. Der Pressesprecher des Österreichischen Faustballbundes (ÖFBB), Stefan Gusenleitner, sieht dafür im Interview mit Unsere Zeitung mehrere Gründe. Auf der einen Seite liege es, so Gusenleitner, an der Verbreitung des Sports: „Faustball wird nicht in allen Regionen Österreichs im gleichen Ausmaß gespielt“. Hauptsächlich findet man Faustball in Oberösterreich vor, außerdem gäbe es, weltweit gesehen, „nur wenige der Nationen, die Faustballsport auf Höchstniveau betreiben können.“

Weiters nennt der Pressesprecher die Dominanz der Massensportarten und großen, internationalen Sport-Ligen, aber auch das liebe Geld spielt wie überall eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Vor allem die Öffentlichkeitsarbeit könne „aufgrund fehlender finanzieller Mittel nur semi-professionell getätigt werden“.

Außerdem könnte die Tatsache, dass Faustball keine olympische Disziplin ist, zum geringen Bekanntheitsgrad des Sports betragen.

Was tun?

Laut Stefan Gusenleitner könnten vor allem die Medien dabei helfen, den Faustballsport mehr ins Rampenlicht zu rücken. Neben einer stärkeren  Präsenz in österreichweiten Medien wünscht er sich „regelmäßige Teilnahme von Redakteuren & Sport-Journalisten an Faustball-Events, um die hohe Attraktivität des Faustballsports live und hautnah zu erleben.“

Auf die Frage, was die Politik tun könnte, um den Faustballsport zu fördern, nennt Gusenleitner ebenfalls mehre Dinge: „Mehr Investitionen in Verbandsstrukturen“, „regelmäßige Teilnahme von Sport-Verantwortlichen an Veranstaltungen“ für ein größeres Medienecho sowie das “Bekenntnis zu einer langfristigen finanziellen Förderung von kleinen Sportverbänden”, um Planungssicherheit zu garantieren.

Es gibt also viel zu tun, um den Faustballsport ins Rampenlicht des Sports zu bekommen. Verdient hätte er es allemal.

Bisher:

Welche Sportart verdient Ihrer/Deiner Meinung mehr Aufmerksamkeit? Wir freuen uns über Vorschläge: redaktion@unsere-zeitung.at

Alle Fotos: © ÖFBB/Stefan Gusenleitner

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