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Heiße Rhythmen aus Brasilien in Wien

Eine musikalische Freundschaftsgeschichte – Bericht über das Konzert von Marco Antonio da Costa und Fámilia Pádua Von Natascia De Franceschi

Die Gruppe Antonio da Costa & Família Pádua gastierte kürzlich im Lokal des Vereins Neruda auf der Margaretenstrasse im 5. Wiener Gemeindebezirk. An jenem Freitag (22.9.) wurde das Publikum musikalisch nach Brasilien entführt: Unter der Leitung von Marco Antonio da Costa, der seit 2008 in Wien lebt, zeigten die fünf brasilianischen Musiker ein Feuerwerk an heißen Klängen, die das Publikum schon bald „angeheizt“ haben.

Die Band vereint die unterschiedlichsten musikalischen Einflüsse aus dem Herzen Brasiliens und gewährt Einblicke in die vielfältigen Richtungen der feinsten Rhythmen aus dem Nordosten Brasiliens wie in die Stilrichtungen Xote, Círanda, Chachado, Frevo, Baião, Maracatu, Coco so wie Samba und Choro, die ursprünglich aus dem Südosten Brasiliens, zwischen Bahia und Rio de Janeiro kommen. Die Profimusiker mischen alle diese Rhythmen und Melodien auf eine sehr raffinierte Art mit Jazz.

Alle Mitglieder der Gruppe bekamen im Laufe des Abends Gelegenheit, sich auch als Solisten zu präsentieren: Antonio de Pádua, der Vater der Família ist Multi-Instrumentalist, Komponist, Dirigent, Arrangeur, Musikproduzent und Professor für Cavaquinho und Trompete in einer Musikhochschule in Nátal, seiner brasilianischen Heimatstadt.
Er zeigte sein virtuoses Spiel an der Trompete, am Cavaquinho (eine aus Portugal stammende kleine Form der Gitarre) und auch an der Gitarre; Roberta Karin Jardim Lima, die Mutter der Família, sorgte für das Latin-Feeling mit der Trommel und mit dem Pandiero (eine Rahmentrommel mit Schellenring, die in der brasilianischen Musik gespielt wird) und ging mit ihrem ältesten Sohn Matheus Jardim am Schlagzeug auf das Publikum ein. Marco Antonio da Costa trat mit der Gitarre an den Bühnenrand und spielte seine Solopart sehr souverän.
 Fabelhaft war die Performance des jüngsten Sohnes, dem 15-jährigen João Vitor Jardim, der die Noten auf der Flöte in einer unglaublichen Art und Weise fliegen ließ.

Bei der Família Pádua lag die Musik schon seit der Geburt der beiden Söhne in der Luft, weil die Eltern jeden Tag zu Hause musizierten und deswegen wuchsen die Kinder mit den brasilianischen Rhythmen im Blut auf. Beim Konzert konnten die beiden Eltern ihren Stolz auf die Kinder nicht verbergen und es war sehr süß und emotional zu sehen wie sie liebevolle Blicke tauschten.

Zu einem Gastauftritt wurde auch der Pianist Fagner Wesley auf die Bühne gebeten und suchte am Keyboard mit dem „Feira de Mangaio“, einem selbst komponierten Stück, den Kontakt zum Publikum. Fagner Wesley kommt ursprünglich aus Salvador de Bahia, lebt seit 2008 in Wien und ist ein fixer Bestandteil der Musikszene. An diesem Abend spielte er mit der Gruppe die typischen musikalischen Melodien aus Bahia.

Es ist aber nicht nur die Leidenschaft für die Musik, die Marco Antonio da Costa mit der Família Pádua vereint, sondern auch eine langjährige Freundschaft: Marco Antonio da Costa hat Antonio da Pádua vor fünfzehn Jahren, in einem Jazzlokal in Natál, der Hauptstadt des brasilianischen Bundestaates Rio Grande do Norte, im Nord-Westen des Landes kennengelernt, wo beide gewohnt haben und wo auch jetzt noch die Famíla Pádua wohnt. Damals waren die Kinder Matheus und João Vitor Jardim noch klein „sie haben noch mit Spielzeugen gespielt“ erinnert sich Marco Antonio da Costa, als er die Familia Pádua zu Hause besuchte, aber sie waren schon begabte Musiker. Seitdem sind sie immer in Kontakt geblieben.

Die beiden Antonios sind auch Komponisten und erzählen, dass sie sich gegenseitig inspiriert und beeinflusst haben. Antonio da Pádua war und ist noch heute ein wichtiger Lehrer im Leben von Marco Antonio da Costa: er hat den jungen Studenten (damals war Antonio da Costa 18 Jahre alt und Antonio da Pádua 10 Jahre älter) in die inspirierende Welt der Improvisation eingeführt.

Seine Lehre vom Musizieren ohne Noten in einer unglaublichen Virtuosität, die Art die Musik mit den größten Emotionen und Expressionen spielen zu können, haben auch seine Kinder von ihm gelernt. Die Musiker haben sich in Brasilien oft getroffen, zusammen die verschiedenen brasilianischen Rhythmen genau studiert und stundenlang improvisiert.

Ihre Show “Sotaques brasileiros” zelebriert die kulturelle und rhythmische Vielfalt der música popular brasileira (brasilianische Volksmusik) mit Stücken von Moraes Moreira, Zé Ramalho, Chico Buarque, Arlindo Cruz, Gonzaguinha, Jorge Aragão, Chico César, Djavan, Dozinho und vielen anderen eigenen Kompositionen. Mit herrlichen raffinierten Nuancen haben diese exzellenten Musiker erster Klasse die Essenz Brasiliens nach Wien gebracht.

Am Sonntag nach dem Konzert sind die Mutter, der Vater und der jüngere Sohn nach Brasilien geflogen, während der Älteste, Matheus Jardim, in Wien geblieben ist, wo er wohnt und weiter in verschiedenen Bands spielt. Die anderen Mitglieder werden in Brasilien eine Tournee machen, aber sie versprechen bald wieder nach Wien zu kommen.

Im Anschluss an das Konzert haben die Musiker mit dem Publikum und mit den Freunden noch geplaudert und auch auf ein paar Fragen geantwortet:

Unsere Zeitung: Was hat euch aus Brasilien nach Österreich gebracht?

Marco Antonio da CostaIch habe schon in Brasilien sehr gerne Jazzmusik gehört, gespielt und geliebt und im Jahr 2008 bin ich nach Graz umgezogen, um an der Kunstuniversität Graz Jazz-Gitarre zu studieren. Die anderen Mitglieder der Família Pádua sind zum ersten Mal im Jahr 2013 nach Österreich gekommen, um mit der „Jatobá Big Band“, Jazz Orchester mit brasilianischen Rhythmen, die ich im Jahr 2012 gegründet habe, mitzuspielen.

Antonio da Pádua hat ein ganzes Konzert für dieses Orchester komponiert. In diesem Jahr haben wir zusammen mit dem Orchester Konzerte für zwei Monate in Graz, Klagenfurt und auch in anderen österreichischen Städten und in Frankreich gespielt.

Danach ist die Família Pádua nach Brasilien zurückgezogen, während der älteste Sohn der Famílie, Matheus, die Aufnahmeprüfung an der Universität Graz geschafft hat. Seitdem ist er in Österreich geblieben, hat hier eine super Karriere gemacht, wohnt zurzeit in Wien und spielt mit vielen berühmten und begabten Musikern der Szene“.

Unsere Zeitung: Habt ihr einige Stücke zusammen komponiert?

Marco Antonio da Costa: Nein, wir haben keine Musikstücke zusammen komponiert, aber unsere eigenen Kompositionen haben uns gegenseitig beeinflusst und vor allem unsere Leben haben uns gegenseitig geprägt.

Lassen Sie mich dazu eine kleine Anekdote erzählen, sodass es klar ist, was ich meine: ich war einmal dabei als einmal Antonio ein Stück mit dem Titel „Biocotando o Maracatu“ komponiert hat.
Er hat seine Idee daher bekommen, als er mich mit einer besonderen Technik beim Gitarre spielen gesehen und gehört hat. Diese Technik fand er sehr interessant und die hat er dann auch in einem seiner Stücke verwendet. Seine Werke und seine Persönlichkeit haben auch mich immer inspiriert und diese besondere Chemie verbindet uns.Und es gibt andere unzählige Anekdoten wie diese Geschichte…

Unsere Zeitung: Welche Musik hört ihr gerne?

Marco Antonio da Costa: Wir hören gerne unterschiedliche musikalische Stilrichtungen, nicht unbedingt nur jene typischen aus Brasilien. Unsere Vorliebe schwebt von der klassischen Musik, über Jazz bis zum Rock und der Volksmusik: kurz gesagt, jede Musik, die mit bestimmter Virtuosität und guten musikalischen Aspekten gespielt wird, hören wir gerne und deren Klänge sind in allen unseren Werken zu hören“.

Unsere Zeitung: Wie gefällt eure Musik dem österreichischen Publikum?

Marco Antonio da Costa: Das österreichische Publikum hat eine feine und extreme Sensibilität für gute Musik, nicht nur für die klassische, sondern für alle Musikstile aus aller Welt. Ich sehe bei meinen Konzerten immer ein volles Haus mit sehr zufriedenen Gästen: nach jedem Konzert bleiben wir immer mit den Gästen zusammen, wir sprechen mit ihnen und fragen sie, ob ihnen unsere Musik gefallen hat. Wir akzeptieren selbstverständlich auch gerne Kritik, um uns noch zu verbessern.

Das österreichische Publikum unterscheidet sich vom brasilianischen: In Brasilien wird während eines Konzerts immer gerne getanzt, es herrscht eine sehr warme und immer positive Stimmung.
Das österreichische Publikum, im Gegenteil dazu, tanzt weniger, hört konzentriert der Musik zu, sitzt ruhig, genießt die Musik in einer anderen Art und Weise und kann sehr gut die Musik schätzen und beurteilen. Diese Herrlichkeit der Kritik gefällt uns sehr“.

Unsere Zeitung: Welche sind eure zukünftigen Pläne?

Unsere zukünftigen Pläne sind sicher nicht nur zusammen weiter zu spielen, weiter zusammen Tourneen durch europäische und weltweite Städte zu machen und in berühmten Konzertsälen und bei verschiedenen Festivals auftreten zu können, sondern auch zusammen mit anderen Vollblut-Musikern, die zu uns passen, mitarbeiten zu können. Wir hoffen, dass wir weiter gute Musik schaffen, weiter komponieren und neue Kompositionen auf CD aufnehmen können. Unser großer Plan ist noch die finanziellen Mittel zu sammeln, um die Realisierung unserer „Jatobá Big Band“ zu ermöglichen.

Unsere Zeitung: Magst du mehr Mozart oder Beethoven?

Marco Antonio da Costa: Als Kind war ich ein Mozart-Fan. Ich habe seine Sinfonien, seine Oper, alle seine Werken immer sehr gerne gehört und seine Musik sehr geliebt. Ich habe seine Biographie gelesen und seine Kompositionen sehr gut einstudiert und gespielt. Wer hätte nie gedacht, dass ich im Laufe meines Lebens genau nach Österreich, in sein Heimatland kommen würde, hier heute noch wohne und seine Sprache spreche! Ich finde es sehr lustig. Als Komponist schätze ich auch Beethoven, seine gewaltige Orchestration, aber vom Gefühl her bleibt Mozart mein Liebling!

Frage an Marco Antonio da Costa und an Mattheus, die in Wien bleiben: Habt ihr keine „saudade „do Brasil? (Der Begriff steht auf Portugiesisch für ein unübersetzbares Gefühl aus Sehnsucht, Melancholie, Schmerz, Nostalgie und Einsamkeit – und doch ist die Saudade so wunderschön.)

Mattheus: Sicher, wenn der Sommer vorbei ist und das Wetter kühler wird, bekommen wir viele „saudade“ do Brasil, weil wir noch nicht an das kalte Wetter gewöhnt sind. Natürlich haben wir auch große saudade der Familie und Freunde, aber heutzutage ermöglicht das Internet die Kommunikation mit unseren Liebsten und damit ist die Ferne nicht so weit“.

Unsere Zeitung: Und noch ein paar Fragen an den jüngsten Sohn der Família. Hallo Vitor Jardim, du bist sehr jung, jetzt 15. Wann hast du angefangen zu spielen?

Vitor Jardim: Ich war 4 Jahre alt als ich den Schlagzeug zu spielen angefangen habe aber dann habe ich liebte den Klang der Flöte gehört und sofort geliebt. Bei meiner Familie waren schon drei Mitglieder, die das Schlagzeug spielten und ich wollte auch etwas anderes lernen.

Unsere Zeitung: Wo hast du Flöte gelernt? Welche Musikschulen hast du besucht?

Vitor Jardim: Keine, ich hab das Musikspielen von meinem Vater gelernt, er kann viele Instrumente spielen, die Perkussionen, die Trompete, das Klavier und die Gitarre und ich auch. Er hat immer zusammen mit meiner Mutter und mit meinem älteren Bruder zu Hause gespielt und ich habe ihnen immer sehr gerne zugehört.Alles was ich heute kann, verdanke ich meinem Vater.
Die Musik war immer bei uns in der Luft und ich habe sie in einer natürlichen Art und Weise gelernt, ohne Schwierigkeiten, im Gegenteil, mit viel Spaß und Freude!

Unsere Zeitung: Würdest du noch an einer Musikschule Flöte lernen?

Vitor Jardim: Nein, zurzeit nicht, wozu brauche ich zur Schule zu gehen, wenn ich den besten Lehrer zu Hause habe?

Unsere Zeitung: Spielst du nur zusammen mit deiner Familie?

Vitor Jardim: Meistens ja, aber nicht immer. Ich habe in verschiedenen Bands in Brasilien gespielt und ich spiele Jazz und klassische Musik. Ich bin auch Mitglied im Orchester von Natal.

Unsere Zeitung: Muitos obrigados, otimos musicos, você nos deu grandes emoções! Atè logo! (Deutsch: Vielen herzlichen Danken, liebe Musiker, ihr habt uns große Emotionen geschenkt!)

 

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