Sonntag ist Büchertag: Narr
Keine Leseempfehlung von Franz Fuchsbauer
In der Kramkiste vor der Buchhandlung meines Vertrauens fand ich dieses Buch. Ein ansprechender Einband, den Inhalt auf der Rückseite kurz überflogen …. österreichische Politiker …. Bankenskandal …. ein Mord in Nußdorf ob der Traisen …. Wien im Aufruhr. Da ich Krimis mit österreichischem Lokalkolorit mag, klang das ganz gut. Und wenn dann noch ein Mord in einem Ort neben meiner Heimatgemeinde vorkommt, dann muss ich doch zugreifen. Der Aufkleber, dass die Bild-Zeitung das Buch als “Der Thriller des Sommers” lobt, hätte mich aber doch mehr abschrecken sollen…
Der Reporter Paul Wagner und der Universitätsprofessor für Geschichte Georg Sina werden in eine Verschwörung hineingezogen die die Republik in ihren Grundfesten erschüttern soll. Zu Beginn wird in Nußdorf ob der Traisen ein Geschichtsprofessor grausam ermordet. Mit zahlreichen historischen Rückblicken bis zum Wiener Kongress wird die Geschichte aufgebaut. Die Verschwörung nahm schon beim Staatskanzler Metternich seinen Anfang. Dieser hat zu Ende des Wiener Kongresses ein verschlüsseltes Dokument an vier Nationen übergeben. Böse Mächte sind jetzt daran interessiert alle diese vier Dokumente in die Hände zu bekommen und gehen dabei äußerst brutal vor.
Narr ist der zweite Teil einer Trilogie doch in sich abgeschlossen. Man muss den ersten Teil “Ewig” nicht gelesen haben um dieser Geschichte folgen zu können. Es sind nur die Hauptprotagonisten dieselben.
Paul Wagner ist eine Art rasender Reporter, der mit seinem Motorrad immer als einer der Ersten an diversen Tatorten ist, da er bestens vernetzt ist und überall seine Informanten hat. Neben dem Geschichtsprofessor Geog Sina, der in einer Burg im Weinviertel wohnt und an der Universität Wien unterrichtet, nimmt noch die Mossad-Agentin Valerie Goldmann eine zentrale Rolle ein.
Der Schreibstil erlaubt ein rasches lesen. Die Geschichte beginnt durchaus spannend aber die einzelnen Episoden werden zunehmend haarsträubend unlogisch und wirken zu sehr konstruiert. Die vier Dokumente sind in teilweise irrwitzig gesicherten Anlagen á la Indiana Jones untergebracht. Bei den zahlreichen Actionszenen – so wird mal eine Gleisanlage in die Luft gesprengt oder ein Kriminalpolizist wird mit einem LKW brutal gerammt – hat man das Gefühl die Autoren schielen schon auf eine möglichst actionreiche Verfilmung. Auch die gequält lustigen Dialoge werden mit der Zeit einfach nervig. Die Verschwörer haben Zugang zu höchsten Regierungs- und Wirtschaftskreisen, wirken allmächtig, sind dann aber doch wieder unfähigst die drei “Superhelden” auszuschalten.
Irgendwo bei Seite 400 von 700 war es mir dann zu blöd. Zuviel unlogisches, zu viel unnötige Action und klischeehafte Personen. Wenn mir irgenwann mal gaaaaaanz langweilig ist und sonst nichts zu lesen da ist, werde ich den Roman fertig lesen … aber wirklich NUR dann.
Die Amazon-Rezensionen sind hingegen überwiegend positiv und voller Lob. Aber das sind Kinorezensionen für Michael-Bay-Filme auch. Ich mag sie trotzdem nicht. Über Geschmack lässt sich halt nicht streiten.
Schilddorfer & Weiss, Narr, Heyne Verlag
Zu kaufen bei: egal, man braucht es nicht kaufen.
Text und Foto: Franz Fuchsbauer