Sonntag ist Büchertag (6)
„Der Aufstand des Gewissens“ (Jean Ziegler)
vorgestellt von Robert Krotzer
Heute gibt’s als Empfehlung das mit gerade einmal zehn Seiten definitiv dünnste Buch aus meinem Regal, nämlich Jean Zieglers nicht gehaltene Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele 2011. Um ihn auszuladen, schoben die Veranstalter fadenscheinige Gründe vor, schon einer der ersten Sätze verdeutlicht aber, warum man der feinen Festspielgesellschaft Jean Zieglers Rede nicht zumuten wollte. „Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet“, leitet er seine Anklage des Systems kapitalistischer Ausbeutung und imperialistischer Herrschaft, dessen Profiteure und Drahtzieher auch im Publikum der Festspieleröffnung sitzen, ein.
Und er schließt mit den schönen Worten:
„Die Hoffnung liegt im Kampf der Völker der südlichen Hemisphäre […] und im geduldigen, mühsamen Aufbau der Radikal-Opposition in den westlichen Herrschaftsländern. Kurz: in der aktiven, unermüdlichen, solidarischen, demokratischen Organisation der revolutionären Gegengewalt. Es gibt ein Leben vor dem Tod. Der Tag wird kommen, wo Menschen in Frieden, Gerechtigkeit, Vernunft und Freiheit, befreit von der Angst vor materieller Not, zusammenleben werden.“
Video: Jean Ziegler trägt seine nicht gehaltende Rede vor:
Lesenswert, auch online: Jean Ziegler: Nicht gehaltene Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele (sueddeutsche.de)
Bisher:
- „Kinder der Tage“ (Eduardo Galeano)
- „Familie Salzmann“ (Erich Hackl)
- „Deutsche Demokratische Rechnung. Eine Liebeserzählung“ (Dietmar Dath)
- Über Kurt Tucholsky
- „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“ (Richard David Precht)
Fotos: Robert Krotzer (fb); Titelbild: Jean Ziegler (Quelle: C. Bertelsmann)