Die „wunderbare“ Arbeitswelt der Jugend in Tirol
„Generation Praktikum“ und Jugendarbeitslosigkeit – Regionaljugendforum der GPA-djp wählt neues Präsidium – Forderung nach Vermögenssteuern und 35-Stunden-Woche
Am vergangenen Samstag fand im ÖGB-Haus Innsbruck das Regionaljugendforum der GPA-djp Tirol statt. Unter dem Motto „Jugend mit/ohne Zukunft“ versammelten sich die jungen GewerkschafterInnen und berieten über Gewerkschaftspolitik, Forderungen und die Situation der Jugend in Tirol.
Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einer Podiumsdiskussion an der Armin Saxl (AMS Tirol), Barbara Kasper (GPA-djp), David Sauerwein (JUNOS), Dominik Pittracher (Vorsitzender GPA-djp Jugend Tirol), Mario Eckmaier (Junge Wirtschaft) und David Lang (ehem. Betriebsrat, Bundesvorsitzender KJÖ) teilnahmen. Diskutiert wurde neben der sogenannten Generation Praktikum auch über Qualität in der Lehre und Jugendarbeitslosigkeit.
Während Mario Eckmaier immer wieder betonte, dass die Mehrheit der Unternehmen StudentInnen und SchülerInnen ganz wunderbare Praktikumsstellen anbieten würden und nur wenige schwarze Schafe diese als unbezahlte Arbeitskräfte ausnutzen würden, forderten die VertreterInnen der GPA-djp, dass Praktika klare Reglungen bräuchten und es nicht sein kann, dass diese dazu dienen StudentInnen auszunutzen.
David Lang meinte mit Blick auf die neuen Pflichtpraktika in HAK/HAS, dass Bildung nicht den Interessen der Wirtschaft untergeordnet werden dürfe, Barbara Kasper ergänzte, dass diese Praktika gerade im HAK/HAS abzulehnen seien.
Die steigende Jugendarbeitslosigkeit wurde von AMS Vertreter Armin Saxl wenig überraschend auf die schwierigen sozialen Verhältnisse, aus denen die Betroffenen kommen würden und mangelnde Bildung, zurückgeführt. Die Junge Wirtschaft versuchte dem Thema mit einer Debatte über Anreize zum länger arbeiten für Pensionsanwärter auszuweichen. Von Seiten des ehemaligen Betriebsrates David Lang wurde betont, dass es österreichweit 75.000 arbeitslose Jugendlose gibt und durch die Privatisierung bedeutender staatlicher Betriebe auch weniger Lehrstellen vorhanden wären. Die GPA-djp verwies auf ihre Forderung nach einer Fachkräftemilliarde zur Finanzierung überbetrieblicher Lehrwerkstätten durch Unternehmen, die selbst nicht ausbilden.
Betreffend Qualität in der Lehrlingsausbildung informierte die Gewerkschaftsseite, dass eine Lehrlingsumfrage ergeben habe, dass es massive Probleme gibt, die von Überstunden über nicht genehmigten Urlaub bis hin zu Hilfsarbeitertätigkeiten statt tatsächlicher Ausbildung gehen. Des weiteren forderten sie eine Qualitätsprüfung bei der Verteilung von Förderungen. Lang betonte, dass die Lehrlingsausbildung derzeit von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich gestaltet werde und eine Vereinheitlichung dringend notwendig wäre und die Ausbildung breiter gestaltet werden müsse.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion fand die Präsentation der KandidatInnen für das Präsidium gefolgt von der Wahl statt. Der 20 jährige Dominik Lorenz wurde zum Vorsitzender gewählt. Als seine Stellvertreter wurden Maria Moser, Stefanie Parth, Robin Poller als Stellvertreter, Fabian Saxl und Kevin-Christian Überegger als Stellvertretende Vorsitzende der Fraktionen und Nadine Siber als Frauenbeauftragte gewählt.
Nach einer Pause wurden 8 Anträge und 2 Initiativanträge behandelt. In den Anträgen wurden eine Vermögens- und eine Spekulationssteuer, ein Stopp der Privatisierung bzw. ein Rückkauf von Infrastrukturbetrieben gefordert. Des weiteren wurde beschlossen Betriebsräte durch Jugendvertrauensräte zu stärken, einen 12 Stunden Arbeitstag mit Maßnahmen bis hin zu Streiks zu verhindern und sich verstärkt für eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich als ersten Schritt hin zu einer 30 Stunden-Woche einzusetzen. Auch die Initiative 1:12 aus der Schweiz wurde von den Junggewerkschaftern übernommen.
Text: Lukas Haslwandter
Fotos: GPA-djp Jugend Tirol