3K – Massenmedien am Montag
von Zoran Sergievski
Die heutige Kolumne war fast fertig und enthielt unter anderem eine Abrechnung mit dem aktuellen Falter. Besonders Simone Brunners Schmähschrift (S.21) gegen alternative (und pseudoalternative) Medien fiel negativ auf. Die Autorin, welche momentan aus Kramatorsk berichtet, wurde mit der Kritik Unserer Zeitung per Mail konfrontiert. Ihre Antwort war ausführlicher Gegenstand. Doch dann geschah etwas, das betroffen und Brunners Text im Falter vergessen macht. Dieser Beitrag musste folgerichtig umgeschrieben werden.
Kopenhagen
Im Augenblick, da diese Zeilen getippt werden, sind die genauen Hintergründe der Attentate von Kopenhagen noch unklar. Sicher ist: drei Menschen (ein Verdächtiger und seine Opfer) kamen um. Da der Terror einer Club-Veranstaltung im Geiste von Charlie Hebdo sowie einer Synagoge galt, wurde zuletzt ein islamisch-fundamentalistisches Motiv vermutet. In Braunschweig wurde später ein Faschingsumzug abgesagt. Die Heuchler (siehe auch 3.) um PEGIDA und Konsorten werden sich – egal, was über den Täter endgültig bekannt wird – erneut bestätigt fühlen. Die heute erscheinende Tiroler Tageszeitung geht behutsam, vor allem aber nicht kulturalistisch mit der Religionsfrage um. Christian Jentsch kritisiert vor allem „die Scharfmacher“ von rechts.
Welt
Umso erfrischender ist die letzte Episode des Religionsmagazins Tao. Zufällig behandelte die Sendung vom Samstag nämlich die Gewalt im Koran. Das Fazit der Sendung lautete, jede Religion habe ihre Texte, die im Entstehungskontext zu interpretieren sind und sowohl Hass als auch Liebe predigten. Man dürfe der islamischen Welt daher nicht vorhalten, dass die Aufklärung dort so noch nicht stattfand. Für Terror im Namen der Religion alle Gläubigen in Sippenhaft zu nehmen, sei ebenso abzulehnen. Der Vernunft sei Dank kam neulich niemand auf die Idee, weltweit alle KatholikInnen unter Generalverdacht zu stellen, ihnen Distanzierungsforderungen entgegenzupfeffern. Natürlich hagelte es Kritik ob des Watschn-Sagers des Papstes. Doch niemand forderte von KatholikInnen, öffentlich zu versichern, die eigenen Kinder nicht zu steinigen – obgleich das Alte Testament dies fallweise erlaubt. Die Steinigung der gesamten Familie ist auch legitim; ebenso die Hinrichtung von Todeskandidaten, die Tötung Andersgläubiger (!) und die Ermordung Schwuler.
Chapel Hill
Wird ein islamisch-fundamentalistischer Hintergrund bestätigt, ist mit Automatismen zu rechnen. Mutig wäre, mit Verweis auf obige Bibelstellen und den Kreuzzug gegen den Terror keinen vorauseilenden Gehorsam mehr zu leisten. Sind Muslime die Zielscheibe des Terrors von GlaubensgenossInnen oder anderen, wird dieser schließlich ignoriert oder schrumpft, ja verschwindet im Schatten anderer, dem weißen Westen näheren Ereignissen. Ines Mahmoud und Benjamin Opratko schreiben zurecht: „Nicht alle Menschen sind gleich, noch im Tod gelten manche mehr als andere. Auch in Österreich haben wir diese Ideologie der Ungleichheit verinnerlicht.“
Bild: Altes Testament – Judit schlägt dem Asyrer Holofernes den Kopf ab (von Michelangelo Merisi da Caravaggio/public domain)