3K – Massenmedien am Montag
von Zoran Sergievski
Eigentlich haben Oliver Welke und KollegInnen am Freitag alles gesagt. So mokierten sie sich darüber, wie deutsche Medien den Athener Finanzminister Yanis Varoufakis nach Äußerlichkeiten bewerteten. Unterschlagen wurde etwa, dass die radikalen Wahlparolen der Regenbogenpartei dem Buckeln gegenüber Brüssel gewichen sind. Dummerweise unterlief den SatirikerInnen der heute SHOW ein Fauxpas. Ein zerfetzter tagesschau-Zuspieler über die AfD machte eine Kommunalpolitikerin der Linken zur Rechten (23:40-23:49). Wie sich die Redaktion da rauswindet, bleibt spannend.
Totarer Klieg
Die Sendung war nicht allein mit ihrer Lechts-Rinks-Schwäche. Vor einem Treffen mit Angela Merkel und Wladimir Putin in Moskau zitierte man Frankreichs Präsident François Hollande so oder ähnlich: „Wir befinden uns in einem Krieg, der zu einem totalen Krieg werden könnte.“ Manche verharmlosten den Sager. Nun ist im französischen Diskurs der Begriff la guerre totale nicht erst seit Joseph Goebbels Sportpalastrede en vogue. Ursprünglich von Clausewitz entlehnt, wurde er mit der Grande Guerre modisch. Hollande ist kein Faschist, John McCain auch nicht. Aber die heutige Ukraine mit Europa 1914 oder den Dreißigern zu vergleichen, zeugt nach Afghanistan, dem Irak und Mali von imperialem Zynismus.
Bedenklich ist dennoch, dass heimische Medien Hollandes Phrase nicht hinterfragen. Lange vor Hitlers Rückkehr schlich sich sein Propagandaminister über Wiener SchreibtischtäterInnen ein. Anders ist kaum zu erklären, wie gewisse liberale Leuchten das Verbotsgesetz immer wieder hinterfragen konnten. Solche Meinungen leisten rechten Gazetten Vorschub. Ihre Schreiberlinge verstecken sich hinter falschen Zitaten und geben sich als Freunde der Freiheit aus. Einer davon ist Georg Immanuel Nagel. Auf Facebook nennt er sich Journalist. Bis vor einer Woche war er noch Sprecher von PEGIDA Wien. Die Krise der Kommunikationsberufe macht eben vor niemandem Halt. Offiziell war der Abgang schon lange geplant. Inoffiziell dürfte Nagels PR-Debakel bei Pro und Contra der Grund sein. Dort verneinte er Hitlergrüße, bezichtigte Opfer rechter Gewalt der Lüge, übertrieb die TeilnehmerInnenzahlen seiner Kundgebung und nannte sich „Stimme des Volkes“. Obwohl er vom FPÖ-Enkeltrickser Martin Graf bevormundet wurde, schmollt Nagel über die „linksradikale Corinna Milborn“, welche ihn nie dran genommen habe. Ein Leidensgenosse ist derweil die Witzfigur im Zentralorgan der Jugoyuppies und Quotenkanaken.
Austrovision Erratum Contest
Teoman Tiftik machte Lutz Bachmanns Hitlerfoto zum Aufhänger vom Facebook-Profil des Monats. Ansonsten ist der aktuelle biber recht fehlerhaft. Alexandra Stanić behauptet etwa, auf Kuba gebe und gebe es kein Internet. Außerdem sei US-BürgerInnen die Einreise verboten gewesen – was nicht stimmt. Nebenbei war die erste Crowdfunding-Plattform des Landes nicht jene, sondern diese. Und Vorarlberg liegt in Österreich.
PS: Er ist wieder da ist eine gute Mediensatire.
Foto: screenshot „Pro und Contra“ PULS 4 News Talk vom 2. 2. 2015